Luke Mockridge provoziert in Castrop-Rauxel „Jetzt nehme ich alles mit“

Weitere problematische Witze: Luke Mockridge provoziert in der Stadthalle
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Nach viel Kritik an dem Comedian und dem Wunsch der Forum GmbH, den Auftritt abzusagen, ist Luke Mockridge am Freitagabend (11.10.) trotz allem in der Stadthalle in Castrop-Rauxel aufgetreten. Obwohl er bei Stadt und Forum wegen seiner menschenfeindlichen Witze „nicht erwünscht“ war, sollte die Veranstaltung nicht abgesagt werden. Das hatte finanzielle Gründe, erklärte die Stadt.

Gleich zu Beginn singt der Comedian dann: „Thank you for coming to my show tonight. Even though I‘m always in a scandal.“ Seines schlechten Rufes ist er sich also durchaus bewusst und das stellt er direkt klar. Wie es ihm sein Beruf aber nahelegt, nimmt er es mit Humor und macht während des Auftritts einige Witze darüber. „Ihr kommt zu meiner Show, obwohl ich der schlimmste Mann der Welt bin“, sagt Mockridge bei der Begrüßung.

Luke Mockridge sitzt am Klavier in der Stadthalle in Castrop-Rauxel.
Während der Veranstaltung hat Luke Mockridge viel gesungen und das Publikum bei den Songs einbezogen. © Roman Lachowicz

Weitere problematische Witze

Bei vielen Witzen merkt man, dass Mockridge die Kritik nicht gerade ernst nimmt – oder aber sie gar nicht verstanden hat. Er provoziert weiterhin mit Witzen, die bei den Zuschauern für Verwirrung sorgen. Als der Comedian gerade etwas über das Spiel „Reise nach Jerusalem“ erzählt, fügt er noch hinzu: „Da nehm ich aber lieber den Eimer Wasser mit, der am Rand der Bühne steht.“ Ein Witz über den Gaza-Krieg oder über das nächste heiße Eisen, das Mockridge anfasst? Das Publikum zumindest weiß nicht, ob es darüber lachen und applaudieren soll. Die Zurückhaltung bemerkt Mockridge natürlich und reagiert schnell: „Ich bin eh schon am Arsch, Leute. Jetzt nehm ich alles mit.“

Um sich weiter über die Kritik an ihm auszulassen, singt Luke Mockridge bekannte deutsche Hits wie Max Giesingers „80 Millionen“ und witzelt, dass sich der Song nur auf deutsche Staatsbürger beziehe und damit rassistisch sei. Was er dabei nicht beachtet, ist, dass unter die „80 Millionen“ laut dem Statistischen Bundesamt fast 14 Millionen Ausländer fallen.

Das Publikum in der Stadthalle beim Auftritt von Luke Mockridge während er auf der Bühne steht.
Einige Witze des Comedians gingen auch dem Publikum zu weit. Die Kritik an Luke Mockridge blieb vielen Zuschauern trotz guter Stimmung scheinbar trotzdem noch im Gedächtnis. © Roman Lachowicz

Kritik auch unter Fans

Zwar haben viele Menschen Luke Mockridge öffentlich für sein Verhalten und seine Aussagen kritisiert. Darunter auch Micky Beisenherz in seinem Podcast „Apokalypse und Filterkaffee“. Trotzdem war der Saal in der Stadthalle am Freitagabend gut gefüllt. Nur wenige Plätze blieben leer. Das hänge laut Gästen auch mit den Ticketpreisen zusammen. Eine Karte kostete etwa 50 Euro. Ein Preis, bei dem man eine Karte nicht einfach so verfallen lässt, findet eine Zuschauerin.

Nachdem die Castrop-Rauxelerin Karten für die „Trippy“-Tour des Comedians geschenkt bekam und ihn „einigermaßen lustig“ fand, habe sie sich für die aktuelle „Funny Times“-Tour selber Karten gekauft. Nach dem Podcast-Skandal sei für sie klar gewesen, dass sie Mockridge nicht mehr unterstützen möchte. „Ich würde eigentlich gerne ein Statement setzen und nicht hingehen“, erklärt sie: „Wir sind nur gekommen, damit wir die 50 Euro nicht verfallen lassen.“

Eigentlich habe sie erwartet, dass die Veranstaltung vonseiten des Vermieters der Halle – hier das städtische Unternehmen Forum GmbH – abgesagt werden würde. Zum Beispiel in Gelsenkirchen entfielen so zwei Shows. Für die Entscheidung der Stadt, den Auftritt aus finanziellen Gründen nicht abzusagen, habe sie jedoch Verständnis. Die andere Möglichkeit sei gewesen, ihre Tickets im Internet weiterzuverkaufen. Die Anzeige sei aber vom Anbieter gemeldet und gelöscht worden. Den Auftritt werde sie sich nun mit großer Skepsis ansehen. „Das ist keine Sache, über die man einfach so hinwegsehen kann“, sagt die Castrop-Rauxelerin.

Schwarzer Humor

Auch Elisa und Flo waren am Freitag auch beim Auftritt des Comedians. Mit dem schlechten Ruf und den problematischen Kommentaren haben sie kein großes Problem. Sein Humor gehe zwar hin und wieder unter die Gürtellinie, „aber er bleibt trotzdem lustig. Auch wenn er mal einen schlechten Witz macht“, sagt Elisa. Ihr Vater habe eine Behinderung, sagt sie. Deshalb gebe es in der Familie häufiger „schwarzen Humor“. So hatte auch Mockridge nach dem Skandal argumentiert. Elisa und Flo waren am Freitag vor allem froh, einen Abend ohne ihre Kinder verbringen zu können und haben deshalb nicht überlegt, ihre Tickets zu verkaufen.

Die Stadthalle in Castrop-Rauxel von vorne.
Die Stadthalle Castrop-Rauxel bietet in normaler Bühnen-Bestuhlung rund 600 Zuschauern Platz. Am Freitag war fast jeder Platz besetzt. © Tobias Weckenbrock

Gegen Ende des Auftritts betont Mockridge mehrmals, wie dankbar er ist, dass er an diesem Abend in einem Raum auftritt, in dem den Leuten gefällt, was er auf der Bühne tue. Denn das sei alles was er wolle. „Ich will immer nur jedem gefallen“, erzählt er. Die Stadthalle beschreibt er als „Iglu der Glückseligkeit“.

Den abwertenden Spruch über die Para-Sportler spricht er nicht direkt an, gibt aber immer wieder Hinweise darauf und zieht die Kritik ins Lächerliche. „Wenn ich in einem Podcast mit Assis sitze, mache ich Assi-Witze“, sagt er: „Und wenn ich im Fernsehgarten bin, telefoniere ich mit einer Banane.“

Auf den Rängen merkt man, dass Mockridge am Freitagabend von vielen mit besonders kritischen Augen betrachtet wird. Trotzdem ist die Stimmung größtenteils gut, es wird viel gelacht. Auch bei Gesangseinlagen stimmten die Zuschauer zu Songs wie „Barbie Girl“ von Aqua oder „Daylight in Your Eyes“ von den No Angels freudig mit ein.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 12. Oktober 2024.

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