Linken-Kandidat Matentzoglou: Es stört die Menschen, dass sie kaum Einfluss nehmen können

© Tobias Weckenbrock

Linken-Kandidat Matentzoglou: Es stört die Menschen, dass sie kaum Einfluss nehmen können

rnEuropawahl 2019

Als einziger Castrop-Rauxeler steht Fotis Matentzoglou von den Linken auf einem Listenplatz bei der EU-Wahl. Wir haben ihn gefragt, was er ändern würde und wie er seine Chancen einschätzt.

Castrop-Rauxel

, 23.05.2019, 12:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Fotis Matentzoglou ist nicht neu in der Politik - aber übers kommunale ist er noch nicht hinaus gekommen. Der Castrop-Rauxeler ist Vorsitzender des Ortsvereins der Linken und war Vorsitzender des Integrationsrates. Er ist seit einigen Monaten Ratsherr als Nachrücker für den verstorbenen Fraktions-Chef Ingo Boxhammer. Er hielt beim Stadtfest für Demokratie am Samstag erstmals eine Rede in einer Show-Ratssitzung und bekam dafür die Anerkennung, die einem Ratsmitglied üblich ist: den Applaus aus allen Fraktionen.

Für die Linkspartei geht Fotis Matentzoglou nun auf einem Listenplatz als Kandidat ins Rennen um einen Sitz im Europaparlament. Hat er Chancen? Wir haben ihm einen Fragebogen geschickt - und liefern hier heute seine Antworten:

? Warum kandidieren Sie fürs Europäische Parlament?

Ich trete für die Linke an, damit die EU demokratischer, sozialer, ökologischer und friedlicher wird. Sowohl das Parlament als auch die Menschen in den Mitgliedsstaaten sollten mehr zu sagen haben. Bisher entscheiden ja die Regierungen fast alles alleine. Ich wünsche mir soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit und mache mir große Sorgen um die wachsende Jugendarbeitslosigkeit.

? Welche Chancen haben Sie an Ihrer Position auf der Liste der Linkspartei für einen Einzug?

Warten wir den Wahlabend ab. Nein, Spaß, ich kandidiere auf einem ziemlich aussichtslosen Platz. (Anm. d. Red: Fotis Matentzoglou steht auf Listenplatz 16) Unser gemeinsames Ziel ist es, stärker als bei der letzten Wahl abzuschneiden und zumindest acht Abgeordnete von der Linken aus Deutschland nach Brüssel und Straßburg zu schicken.

? Wenn Sie es könnten: Welche eine Sache würden Sie sofort ändern an der Europäischen Union?

Ich würde die Armut beseitigen, zum Beispiel durch Mindestlöhne, von denen man wirklich leben kann. Ich möchte eine gute soziale Absicherung für alle Menschen einführen.

? Welche Akzeptanz hat das System der europäischen Union aus Ihrer Sicht beim Bürger in Deutschland?

Immer weniger Menschen vertrauen darauf, dass die EU ihr Leben besser macht. Grenzen schließen und zurück zu nationalem Egoismus wollen zwar nur wenige wirklich Rechte. Aber es stört die Menschen, dass sie kaum Einfluss nehmen können. Bei der Debatte um Uploadfilter war der Zorn der jungen Generation ebenso zu spüren wie bei der Debatte um Klimaschutz. Die EU muss sich ändern, um weiter zu bestehen.

? Was wird sich durch diese Europawahl in Europa ändern?

Ich fürchte, es könnten noch mehr Rechtsextreme Einfluss gewinnen. Deshalb bin ich mit meinen Freunden von der Linken auch rund um die Uhr im Einsatz und sage den Leuten: Geht bitte, bitte wählen. Ich glaube aber auch, dass soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz eine größere Rolle spielen als bisher. Das finde ich gut.

? Glauben Sie, dass es in 20 Jahren noch die Europäische Union geben wird?

Ich habe keine Glaskugel. Die Geschichte machen wir Menschen selbst. Ich setze mich jedenfalls dafür ein, allerdings soll es dann eine sehr viel bessere und gerechtere Union sein.