Castrop-Rauxel wird laut SZ „zum TikTok-Meme“ Von guten und schlechten Namens-Kalauern

Von guten und schlechten Kalauern: „Castrop-Rauxel, ist das in Frankreich?“
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Dass es Castrop-Rauxel in die Süddeutsche Zeitung (SZ) schafft, ist nicht so ungewöhnlich, wie man vielleicht meinen mag. Dabei liegt die Europastadt weit weg vom Süden Deutschlands. Auch Geschehnisse, die für das ganze Land relevant sind und es wie die Massenschlägerei und der Hagenbaumarkt-Brand über Meldungen der Deutschen Presseagentur in die Randspalten des großen Blattes schaffen, sind eher selten. Doch mit einem kann Castrop-Rauxel offenbar in ganz Deutschland immer wieder punkten: seinem Namen. Der ist offenbar – Achtung, schlimmes Wort – Kult.

Wer am Mittwoch (23.10.) die Seite 19 der SZ aufschlug, las: „Castrop-Rauxel, schönste Stadt der Welt“. Über dieser Überschrift ein Luftbild des Sprung über die Emscher. Doch darin geht es im Text nur ganz am Rande. Denn mit dieser „Cassurker Schwinge“, wie die SZ schreibt, könne man überregional keine Schlagzeilen machen. Unter der Überschrift ist aber noch ein kleineres Bild. Zusehen ist der bekannteste Ehrenbotschafter der Stadt: TikTok-Star Levi Penell. Mit seiner Kampagne für Castrop-Rauxel belustigt er online seine hunderttausenden Follower und wurde von Bürgermeister Rajko Kravanja ins Rathaus eingeladen. Mit ihm kamen rund 400 Fans an den Stadtmittelpunkt.

Staubiger Castrop-Rauxel-Witz

„Die Aufmerksamkeitsquote hat Levi Penell in erstaunliche Höhen getrieben“, schreibt die SZ, die die merkwürdige Beziehung zwischen Stadt und TikToker untersucht: „Eine mittelgroße deutsche Stadt wird zum Tiktok-Meme.“ Doch wer profitiert davon wirklich? Die Stadt oder der Internet-Star? „Alle Castrop-Rauxel-Videos erreichen im Vergleich mit anderen Penell-Videos überdurchschnittliche Abrufzahlen“, analysiert das Blatt. Und für Tiktoker ist genau das wichtig.

Und Castrop-Rauxel? Pressesprecherin Maresa Hilleringmann erklärt angenehm nüchtern, dass sich die Stadt von der Kampagne „keine großen Auswirkungen auf die Wirtschaft verspreche.“ Stattdessen bleibe es eher bei dem müden Punkt, dass junge Menschen so wenigstens mal von der Stadt gehört haben.

Castrop-Rauxel-Witze sind nicht neu. Werden aber offenbar auch nur sehr langsam alt.
Castrop-Rauxel-Witze sind nicht neu. Werden aber offenbar auch nur sehr langsam alt. © RN-Foto Wulle

Die SZ mutmaßt weiter, dass der „unverhoffte Ruhm“ für die Europastadt wohl nicht von langer Dauer sein werde. Doch stimmt das wirklich? Der staubige Castrop-Rauxel-Witz findet alle Jahre wieder Nachahmer wie eben Levi Penell. Ein Beispiel gefällig? Auch in der SZ wird der Kalauer „Was ist die lateinische Übersetzung für Wanne-Eickel? Castrop-Rauxel natürlich“ nochmal aufgewärmt. Zumindest etwas kreativer war da Anfang des Jahres die Satire-Seite Postillon: „Wenn die Einwohner der schwedischen Stadt Uppsala stolpern, rufen sie überrascht Castrop-Rauxel.“

Auch hier, in dieser offenbar viel zitierten Stadt, gibt es ganz eigene Geschichten zum etwas außergewöhnlichen Stadtnamen, dazu braucht es die große (Medien-)Welt gar nicht. Etwa als die Schwerinerin Rita Kottysch aus ihrer schlesischen Heimat ins Ruhrgebiet migrierte und fragte: „Castrop-Rauxel, ist das in Frankreich?“