Wenn ein Laternen-Umzug zu einem „Aufzug“ wird St. Martin und die Gründe für Geheimniskrämerei

Wenn ein Umzug zu einem „Aufzug“ wird: Geheimniskrämerei um Laternenfeste
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Durch die Straßen, auf und nieder, leuchten die Laternen wieder: Ein Martinslied, das in diesen Tagen an vielen Ecken und Enden in Castrop-Rauxel erklingt. Dazu ziehen vielerorts Kinder und Eltern, Begleiterinnen und Begleiter aus Kitas und Schulen, manchmal sogar Pferde oder Ponys mit Reitern im roten Mantel durch die Stadtteile. Aber so richtig öffentlich vorher darüber sprechen, das möchte kaum ein Veranstalter. Warum eigentlich nicht?

Vor einigen Wochen stellte unsere Redaktion eine Anfrage an alle Kitas und Grundschulen dieser Stadt: Wann ziehen sie von wo nach wo durch die Straßen? Gibt es einen Abschluss? Und fast durchweg gab es zögerliche Antworten: Manche Einrichtungen antworteten schnell und ausführlich, andere gar nicht. So war unsere Auflistung der Laternenumzüge lückenhaft. Aber das hat auch Gründe. Und die sind wohl bürokratischer Natur.

Die Einrichtungen planen ihre Veranstaltungen intern. Jede Kita für sich. So wie in Frohlinde, nur ein Beispiel: Mittwoch zogen Kinder der Lindenschule sternförmig von drei Punkten im Dorf aus mit ihren Laternen auf den Schulhof. Dort fand eine Abschluss-Veranstaltung mit Gesang, Hot-Dogs, Martinsbrezeln, Punsch und Glühwein statt. Donnerstag folgte die direkt benachbarte Kita Ökoinsel mit einem internen Zug: mit Pferd, mit Martinsspiel, mit heimeliger Stimmung in der eigenen städtischen Einrichtung. Aber offen bekanntgegeben wurde das nicht. Auch nicht auf Nachfrage.

Und Freitag (10.11.2023) folgt die katholische Kita Heiliger Schutzengel: Da ist sogar der Spielmannszug von „Gut Klang“ aus Kirchlinde dabei, wenn es rund um die Hubertusstraße feierlich wird. Aber auch von dort der Hinweis: Es ist eine Kita-interne Veranstaltung.

Weder Geld noch Personal für mehr

Anderes Beispiel Caritas-Kita: Am Mittwochabend zogen die Einrichtungen gemeinsam über den Europaplatz, weil dort die Modul-Kita ist und dort viel Platz und vor allem Verkehrssicherheit gegeben ist. Das wurde über Facebook bekannt, aber in den Kommentaren gab es den klaren Hinweis aus der Elternschaft: „Es ist eine interne Veranstaltung.“

Drittes Beispiel Henrichenburg: Über Jahre gab es dort einen großen und etablierten und auch beliebten Martinsumzug. Von St. Lambertus ging es mit Orchester und Tam-Tam zum Kolbe-Haus. Erst kam Corona dazwischen, nun bleibt es bei kleineren, internen Veranstaltungen: „Die größeren Umzüge in den Jahren davor wurden von uns und Kolping organisiert und durchgeführt“, erklärt Stefanie Ostrowski, Leiterin der Kita St. Lambertus.

Der Kolping-Verein sei personell nicht mehr so gut aufgestellt inzwischen, „und auch wir als Kita alleine haben weder die finanziellen Mittel, noch das Personal, einen großen öffentlichen Umzug in Henrichenburg stemmen zu können“. Auch sei es der Wunsch vieler Eltern gewesen, ein internes, kleineres, gemütliches Fest zu veranstalten.

Bei Facebook hingegen trauerten einige dem großen Henrichenburger Fest, begleitet auch von der Feuerwehr, doch ein wenig hinterher.

Der Hintergrund, warum es so ein bisschen geheimnisvoll zugeht, ist bei genauem Hinsehen klar: „Die städtischen Kitas veranstalten in diesem Jahr zwar Lichterfeste, Laternenfest oder Umzüge. Allerdings sind die allesamt nur halb-öffentlich bis nicht-öffentlich“, schreibt die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion. „Mitunter ist nur eine beschränkte Anzahl an zusätzlicher Begleitung pro Kind möglich oder die Teilnahme ist an eine vorherige Anmeldung geknüpft. Wir werden daher keine Übersicht veröffentlichen, die sonst dazu führen könnte, dass die Öffentlichkeit die Veranstaltungen als öffentlich auffasst und sonst eine zu große Anzahl an Menschen auf zu kleinem Raum zusammenkommt.“

Gesonderte Sicherheitsmaßnahmen

In Deutschland gilt grundsätzlich, dass man öffentliche Versammlungen und „Aufzüge“ unter freiem Himmel, so heißt es dann offiziell, der Polizei anzumelden hat. Je nach Größe sind dann auch gesonderte Sicherheitsmaßnahmen gefordert, die möglicherweise auch Geld kosten. Gegebenenfalls ist die Polizei für Sperrungen und/oder Begleitung hinzuzuziehen.

Ein paar dieser dann „Aufzüge“ genannten Laternenfeste gibt es noch. Und dann kommt schon bald der Nikolaus. Dann ist nicht Sankt Martin der „gute Mann“, sondern der heilige Bischof. Dann ziehen sie wieder...

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