
Günther Wunder (74) findet, dass sich die Lange Straße keineswegs positiv verändert hat. © Lydia Heuser
Zu wenige Läden, keine Kunden in der Einkaufsstraße: „Die Lange Straße ist tot“
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Die Lange Straße in Habinghorst war einst eine beliebte Einkaufsstraße. Kunden von heute erinnern sich und beobachten, wie die Straße zunehmend unattraktiver wird.
Katja Gropp kann sich noch erinnern. In den 1980er-Jahren muss das gewesen sein. Da gab es in der Langen Straße in Habinghorst viele unterschiedliche Geschäfte – Parfümerien, Modeläden. „Drei Metzger“, sagt Günther Wunder (74), der mit seinem Roller kurz zum DHL-Shop gefahren ist. Denn viel mehr Gründe gebe es hier kaum noch, um sich auf den Weg zu machen in die einstige Einkaufsstraße.
Seit 1969 wohnt der gebürtige Ickerner in Habinghorst. Den Wandel der Straße, den Weggang alteingesessener Geschäfte hat er mitbekommen. Zuletzt war es wohl Optik Mues. Das Brillenfachgeschäft war 35 Jahre lang an der Langen Straße ansässig. Da es keinen Nachfolger gab und wirtschaftlich gesehen die Filiale wohl nicht mehr rentabel war, schlossen Ulrich Mues und Ulrich Tönsmann das Geschäft Ende Juni.

Optik Mues hat seine Filiale im Juni 2022 an der Langen Straße geschlossen. © Lydia Heuser
„Wahnsinnig schlechte Straße“ führen zur Langen Straße
„Die Lange Straße ist tot“, sagt Günther Wunder. In Ickern sei inzwischen viel mehr los. Früher sei es genau andersherum gewesen. Diese Beobachtung hat auch ein 68-jähriger Habinghorster gemacht, der seinen Nachnamen nicht nennen will.
„Man kommt mit dem Auto nur noch über wahnsinnig schlechte Straßen hier hin“, sagt er. In Ickern sei das ganz anders.
Kazim Ünal arbeitet in einer Trinkhalle an der Langen Straße, die als Familienbetrieb läuft. Seit 2011 sei die Familie mit ihrem Geschäft hier tätig. In der Zeit haben viele Läden geschlossen. „Als hier die Baustelle war vor allem“, sagt Kazim Ünal.
Ab 2014 wurde die Lange Straße städtebaulich modernisiert und so umgebaut, dass man sie für den Pkw-Verkehr von der B235 kommend öffnen könnte. Trotzdem führt der Weg immer durch die Wohngebiete. Die am Montag (8.8.) befragten Passanten und Geschäftsleute sind sich einig: Die schlechte Anbindung an die B235 ist ein entscheidender Grund für die schlechte Entwicklung.
Der Zusammenschluss der Kaufleute Inwerb und auch der Bürgerverein Habinghorst wollen schon lange, dass die Lange Straße zur Fahrradstraße wird. „Die Fahrrräder hätten dann Vorrang. Autos dürften dort auch fahren rein fahren“, so der erste Vorsitzende des Vereins Adil Tamouh. Die Idee: Eine Freigabe für Rechtsabbieger in die Lange Straße und Rechtsabbieger heraus auf die B235. Umgesetzt ist diese Idee bislang nicht.

An der Langen Straße stehen einige Häuser leer. © Lydia Heuser
Mit dem Auto komme man ja nirgends mehr hin, moniert der 68-jährige Habinghorster. „Ich dachte, dass eine Spezialisierung hier auf Ärzte was bringen würde“, sagt er. Zwar gebe es hier viele Ärzte und Physiotherapeuten, aber die Lange Straße mache das trotzdem nicht attraktiver.
„Es fehlen Läden“, sagt Kazim Ünal. „Die Lange Straße hat keinen guten Ruf mehr“, das weiß auch Katja Gropp. Ihr Café an der Ecke Hugostraße / Lange Straße hat sie seit April geschlossen. „Die Preissteigerungen waren der Grund“, sagt sie. Es fällt auf, wenn ein Café plötzlich nicht mehr geöffnet hat. Einen Treffpunkt zum Klönen und Verweilen wünschen sich nämlich viele Habinghorster.
Katja Gropp bietet ab kommender Woche Donnerstag (18.8.) erstmal wieder außer Haus Verkauf an, dann immer donnerstags bis samstags, von 11 bis 16 Uhr. Bislang hat sie nur noch auf Bestellung gearbeitet, Kuchen und Torten gebacken.

Katja Gropp lebt und arbeitet gerne in Habinghorst. Dass sich die Lange Straße in den vergangenen Jahren stark verändert hat, bemerkt auch sie. © Privat
Trotz der schlechten Entwicklung will sie auf keinen Fall weg aus Habinghorst, weder als Einzelhändlerin noch als Bewohnerin. „Ich will hier nicht weg, ich wohne gerne hier“, sagt sie.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
