Hans-Jürgen Hofstätter sitzt auf einer Bank im Kardinal-von-Galen-Park in seinem Wohnort Haltern.

© Nora Varga

Hans-Jürgen Hofstätter (AfD): Von der Anlagenbuchhaltung in die Politik

rnLandtagswahl 2022

Am 15. Mai wird der Landtag gewählt. Wir stellen die Direktkandidaten im Wahlkreis Recklinghausen IV (Castrop-Rauxel, Waltrop und Teile Dattelns) vor. Heute: AfD-Kandidat Hans-Jürgen Hofstätter.

Castrop-Rauxel

, 28.04.2022, 05:55 Uhr

Hans-Jürgen Hofstätter lacht gerne und erzählt viele Geschichten. Davon hat er auch genug, denn der 69-Jährige hat ein spannendes Berufsleben hinter sich. In der Schule wollte er eigentlich noch Geschichtslehrer werden. „Wir hatten so schlechte Lehrer, da dachte ich mir immer: Das kann man doch besser machen.“

Ein ganz vorbildlicher Schüler war er aber nicht. „Ein Lehrer hat mir mal ins Zeugnis geschrieben ‚Arbeitet nur, wenn es ihm Spaß macht‘ – und damit hatte er auch recht.“ Am Ende bleibt er seiner Leidenschaft für Geschichte zwar treu, aber wird nicht Lehrer, – sondern Handelsfachwirt.

Was nach einem drögen Schreibtischjob klingt, ist eigentlich ziemlich aufregend, erklärt Hans-Jürgen Hofstätter: „Ich bin richtig rumgekommen. Als ich Anlagenbuchhaltung gemacht habe, bin ich immer herausgefahren und habe mir alles angesehen.“

Über die Jahre hat er in ganz unterschiedlichen Branchen gearbeitet. Er war im Handwerk, bei einem Chemiekonzern, im Groß- und Einzelhandel und zum Schluss im öffentlichen Dienst. Das kurioseste, was er in seinem Berufsleben gesehen hat, sei eine Kammerfilterpresse. „Das ist eine ewig lange Presse von 100 oder 150 Metern, in die Schlammreste aus dem Klärwerk kommen. Dann wird das zusammengepresst und am Ende kommt da ein Block von einmal mal ein Meter raus.“

Flugzeuge aus Plastik, Bücher lesen und Reisen

Trotz Arbeit hatte er immer Zeit für Hobbys. Seit frühster Kindheit bastelt Hans-Jürgen Hofstätter Modelle aus Plastik, zum Beispiel Flugzeuge: „Das sind kleine Bausätze, die man zusammenfügen muss und dann mit einer speziellen Farbe anmalt.“ Er erinnert sich noch ganz genau an sein erstes Modell: „Das habe ich bekommen, als ich zum ersten Mal eine gute Klassenarbeit im ersten Schuljahr mitgebracht habe. Es begleitet mich also wirklich schon eine Ewigkeit.“

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Aber der gebürtige Recklinghäuser liest auch gerne, besonders über Geschichte. „Das hat auch mit dem Modellbau zu tun. Ich wollte ja auch wissen, was es mit den Flugzeugen und Dingen auf sich hat, die ich da baue. Wann sie zum Einsatz gekommen sind und so etwas.“ Sein Lieblingsbuch dreht sich um die erste ägyptische Pharaonin Hatschepsut.

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Seine dritte große Leidenschaft ist das Reisen. Er besucht Ägypten, schaut sich die Tempel an, über die er liest. „Wegen Corona ging das gerade nicht mehr, aber ich reise wirklich gerne“, sagt er. „Früher war ich jedes Jahr bestimmt dreimal in England, allein schon, weil die Bausätze für meine Modelle da viel billiger sind.“

Hofstätter hat Engagement in der Politik lange nicht gewollt

Hans-Jürgen Hofstätter reist aber nicht allein: Er und seine Frau sind zusammen unterwegs. Sie sind seit 33 Jahren verheiratet, bei der Hochzeit war Hofstätter schon 36 Jahre alt. Was heute nicht unüblich ist, war damals noch eher die Ausnahme: „Das war zwar ein bisschen spät, aber da waren wir schon zwei feste Charaktere, die sich gefunden haben.“

Auf die Frage, wie ihn seine Frau wohl beschreiben würde, lacht der Kandidat: „Sie würde so was sagen wie ‚Ein schwieriges Kind manchmal‘, ein Trotzkopf eben. Aber auf die bestmögliche Art.“

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Obwohl er die Politik sein gesamtes Leben aufmerksam verfolgt und sich in der Gewerkschaft engagiert, hat er immer gescheut, einer Partei beizutreten. Das änderte sich 2016. Damals machte er zwei persönliche Erfahrungen, bei denen Geflüchtete in seinen Augen nicht ausreichend für Rechtsvergehen bestraft wurden. „Es hat damals geheißen, eine Anklage sei ‚politisch nicht erwünscht‘. Ich hatte plötzlich das Gefühl, es gibt zwei Rechtssysteme: eines für Flüchtlinge und eines für die Normalen.“

Später Parteieintritt nach schlechten Erfahrungen

Für ihn ein Wendepunkt: „Um den politischen Willen zu beeinflussen, reicht es nicht aus, nur auf dem Wahlzettel ein Kreuz zu machen. Man sollte auch selber politisch tätig sein in einer Partei, das ist mein Credo.“

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Er setzte sich mit den Parteiprogrammen auseinander, auf der Suche nach einer Partei, die seine Interessen vertritt. „Am Ende habe ich bei der AfD einfach die größten Schnittmengen gefunden“, reflektiert er heute. Im Februar 2018 tritt er dann in die AfD ein.

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Obwohl er zuletzt 20 Jahre in Essen gearbeitet hat, kenne er den Kreis Recklinghausen wie seine Westentasche. „Ich bin ja aus Recklinghausen. Als Kind habe ich mit dem Fahrrad schon immer alles erkundet.“ Sein Vater war Maurer-Meister und arbeitete überall im Kreisgebiet. „Ich habe ihm schon als Schuljunge mittags das Essen im Henkelmann mit dem Fahrrad zur Baustelle gebracht.“

Als er für die AfD Mitglied des Ruhrparlaments wurde, lag es eigentlich nah, dass er sich mit Finanzpolitik beschäftigt. Schließlich ist er durch seine Berufslaufbahn Experte. Aber er wollte etwas Neues versuchen: „Den Schwerpunkt meiner Tätigkeit sehe ich im Bereich Mobilität.“

Seine Frau ist viel mit Bus und Bahn unterwegs. Er bekomme von ihr immer mit, wenn etwas nicht funktioniert. „Das Pendeln mit Bus und Schiene muss praktischer werden. Wir brauchen neuen Strecken, sonst können Viele das Auto nicht stehen lassen.“

Aus seinem Berufsleben, seinen Hobbys und den Reisen, aber auch aus der Politik hat Hofstätter seine wichtigste Lehre gezogen, sagt er, mit der er auch für den Landtag kandidiere: „Niemals aufgeben.“

Kandidatenporträts

An dieser Stelle porträtieren wir vor der Landtagswahl am 15. Mai die Direktkandidaten im Wahlkreis Recklinghausen IV (Castrop-Rauxel, Waltrop und Teile Dattelns). Die Kandidatenporträts erscheinen immer dienstags und donnerstags. Bisher veröffentlicht: