Kuriose Idee: Kurztrips nach Castrop-Rauxel
"Wir fahren woandershin"
London? Paris? New York? Ach, die Städte kennt man doch! "Wie wär’s mit Castrop-Rauxel?", fragt Achim Leder. Auf seine abgedrehte Tourismus-Idee kann wahrscheinlich nur er als Castrop-Rauxeler kommen. In seiner Wahlheimat Hamburg bietet der 36-Jährige jetzt Kurztrips in die Europastadt an.

Die Castroper Altstadt
Mit Charlotte Enssen, die ebenfalls aus Castrop stammt und in Hamburg lebt, sowie Svenja Böhmer und David Rommerskirchen gründete Leder ein eigenes Unternehmen. Unter dem Label "wir fahren woandershin!" organisieren die vier Gründer nun
buchbare Kurzreisen nach Castrop-Rauxel und zu anderen außergewöhnlichen und skurrilen Orten in Deutschland – etwa Buxtehude, Bitterfeld oder Tuntenhausen. "Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Deutschlands ausgefallenste Orte ausfindig zu machen und bequeme und komfortable Reisen dorthin zu ermöglichen", erzählt Achim Leder. Im Hauptberuf ist er Unternehmensberater in der Luftfahrtbranche. Zudem unterstützt er auch das Baukompetenzzentrum seines Bruders Jörn im Erin-Park.
Er betont, dass es sich bei dem Projekt um einen ehrgeizigen Versuch handelt. Ob es gelingt, Fremde in seine Heimatstadt zu lotsen, ist offen. "Das Ganze kann natürlich völlig schief gehen und wir kommen am dritten Advent, das ist unser erstes Wochenend-Angebot, mit einem leeren Bus nach Castrop. Aber es kann auch sein, und das hoffe ich, dass sich genug Interessierte finden, um das Konzept nachhaltig auszubauen und regelmäßig Menschen in unsere schöne Heimat zu bringen", so Achim Leder. "Angesprochen werden sollen alle Reiselustigen, die zum Beispiel den klassischen Wochenend-Reisezielen und Touristenmagneten überdrüssig und offen für neue, alternative und unkonventionelle Reiseziele sind", sagt David Rommerskirchen. Achim Leders Mitstudenten haben es jedenfalls seinerzeit nicht bereut, in das vermeintlich ach so provinzielle Ruhrpott-Städtchen mit dem schlimm klingenden Namen gekommen zu sein. "Sie waren vom Stadtfest ‚Castrop kocht über‘, vom Erin-Park und der Altstadt begeistert", erzählt Leder. Diese Erfahrung sollen nun auch andere machen.
Abheben will sich "wir fahren woandershin!" neben dem Angebot der alternativen Zielgebiete vor allem durch ein regional authentisches Reiseprogramm. Lokale kulturelle Veranstaltungen sollen einen festen Bestandteil des Programms bilden – in Castrop-Rauxel sind das vor allem das Fest "Castrop kocht über" im Sommer und der Satirische Adventskalender im Kulinarischen Zelt auf dem Altstadtmarkt. Es wird in erster Linie auf die Kooperation mit alteingesessenen Unternehmen und Familienbetrieben aus der Region gesetzt. Darüber hinaus soll eng mit traditionellen Gastronomiebetrieben zusammen gearbeitet werden, um einen Einblick in Spezialitäten der regionalen Küche zu verschaffen.
Engagierte Bürger sind dazu eingeladen, sich ebenfalls ins Programm miteinzubringen. "In das Projekt sollen deshalb sowohl die Castroper Kaufmannschaft als auch die Bürger miteinbezogen werden. Erst dann wird es eine runde Sache", sagt Achim Leder. Um das typische Castrop-Rauxel möglichst gut rüber zu bringen, werden zum Beispiel "Ruhrpott"-Originale gesucht, die den Besuchern während rund 90-minütiger Spaziergänge die Altstadt, den Erin-Park, das Rennbahn-Gelände, den Stadtgarten oder auch andere Ecken der Stadt zeigen. Vorstellbar sind auch Film-, Foto- und andere Vorträge, kleine Kochkurse westfälischer Spezialitäten oder Ähnliches.
Bürger, die Zeit und Lust haben, sich in diesem Projekt zu engagieren, die viel über die Stadt wissen und sich als Tourleiter anbieten oder liebend gern Bergbau-Geschichten aus rauer Vergangenheit zum Besten geben, sind eingeladen am Samstag, 8. November, ab 15 Uhr zu einem offenen Gespräch und Ideenaustausch ins Baukompetenzzentrum im Erin-Park, Am Förderturm 1, zu kommen. Im Nachgang zu dem Treffen werden die Vorschläge ausgewertet, außerdem wird eine mögliche Umsetzung mit den jeweiligen Anbietern besprochen. Hobbyfotografen, die schöne Fotos von der Stadt haben, sind dazu aufgerufen, ihre Lieblingsfotos einzureichen, um die Bildergalerie auf der Internetseite attraktiv zu gestalten und potenziellen Kurzurlaubern vorab einen Eindruck der Stadt zu vermitteln. Für jedes verwendete Foto erhält der Fotograf einen Gutschein für ein Getränk im Castroper Weihnachtszelt.