Vor mehreren Jahren, erzählt Sigrid Kickuth, habe sie mal gesagt: „Castrop ist tot“. Gemeint war damals der stationäre Einzelhandel in der Innenstadt. Heute würde die Castrop-Rauxelerin diesen Satz nicht mehr sagen. Ihr Eindruck ist: „Seitdem Extrablatt in der Stadt ist, ist wieder mehr Leben zurückgekehrt.“ Trotzdem wird Kodi, eins ihrer Lieblingsgeschäfte in der Innenstadt, seine Filiale schließen. Eigentlich müssten Geschäfte wie dieses angesichts der günstigen Preise gut laufen, überlegt Kickuth. „Aber das Geld sitzt heute wohl insgesamt nicht mehr so locker, wie in anderen Zeiten.“
Wir treffen die Castrop-Rauxelerin, als sie mit ihrer Begleiterin Ingrid Laskus durch die Gänge der Kodi-Filiale am Münsterplatz schlendert. Sie suchen nach Schneidebrettern zum Verschenken. „Wann immer ich hier reinkomme, gehe ich meistens mit einem oder zwei Artikeln wieder raus“, sagt Kickuth. „Es ist sehr schade, dass die Filiale geschlossen wird“, findet auch Ingrid Laskus.

80 Filialen werden geschlossen
Auf Anfrage unserer Redaktion teilte vor Kurzem ein Kodi-Sprecher mit, dass die neuen Investoren des Unternehmens den Castroper-Markt, genauso wie 79 weitere Filialen nicht übernehmen werden. Der Abverkauf vorhandener Waren läuft noch rund zwei Monate. Theoretisch könnte die Filiale von neuen Investoren übernommen werden. Ob das klappt, steht noch nicht fest.
Eindrücke aus dem Laden
An diesem sonnigen Nachmittag ist der Laden mit der großen Verkaufsfläche gut besucht. Die Kundschaft ist divers – von Familien bis zu Senioren ist alles dabei. Ein Mädchen steht vor dem Schreibwaren-Regal und deckt sich mit Heften für die Schule ein. Andere Kunden schauen sich zwischen Kerzen, Trinkflaschen, Gießkannen, Spielzeug und Geschenkboxen um. Währenddessen räumen Mitarbeiterinnen fleißig Waren in die Regale. Überall sind bunte Schilder, auf denen Sätze wie „Wir schließen“ oder „Alles reduziert“ steht.
Wir sprechen eine der Mitarbeiterinnen auf die Filialschließung an. Sie möchte nicht ausführlich darüber sprechen. Sie bestätigt aber, dass das Unternehmen die bevorstehende Schließung ihr gegenüber vernünftig kommuniziert worden sei.

Kommentare zur Schließung
„Das ist nicht wahr, oder?“ „Och nee, ich gehe dort sehr gerne rein.“ „Schade!“ Castrop-Rauxeler sind enttäuscht wegen der Nachricht, die in dieser Woche die Altstadt voll erwischt hat. In Online-Kommentaren diskutieren sie über die Schließung des Haushaltswaren-Discounters. Wir haben einige der Meinungen zusammengetragen.
„Wenn schon Einzelhändler mit Niedrigpreisstrategien und günstigen Verkaufspreisen diesen sehr zentral gelegenen Standort in Castrop-Rauxel aufgeben, sollte man sich doch langsam um die weitere Zukunft der Altstadt sorgen“, schreibt ein Nutzer unter unseren Facebook-Beitrag zum Thema. „Nur Event-Tam-Tam und immer weitere kostenträchtigen städtebaulichen Planungsgutachten werden auf Dauer nicht die bereits langanhaltenden Probleme lösen.“ In eine ähnliche Richtung gehen viele Kommentare, auch in der Gruppe „Du bist Castroper, wenn...“. Es gibt übrigens nicht nur Kodi-Fans. „Wer brauch Kodi?“, fragt jemand. „Nur Ramsch und Müll. Die Schließung ist richtig.“
„Kodi gehörte zu Castrop“
Kodi gehörte irgendwie zu Castrop, meint ein User. „Was hält sich sonst so lange in heutigen Zeiten? In der City fallen mir da nur noch eine Handvoll Läden ein.“
Trotz der schlechten Stimmung angesichts der Schließung weisen einige Castrop-Rauxeler auf ein immer noch vielfältiges Geschäftsangebot hin. Nicht zu vergessen seien Angebote wie Drogeriemärkte, Buchhandlungen, Modegeschäfte und Kodi-Konkurrenten wie Tedi oder Action.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. April 2025.