
© Jens Lukas (A)
Kürzere Öffnungszeiten sind ein Signal: Die Castroper Altstadt ist in Gefahr
Meinung
Eine halbe Stunde Stunde Öffnungszeit. 30 Minütchen, mehr ist das doch nicht. Soll sie doch froh sein: früher Feierabend. Ist das so? Nein! Die Castroper Altstadt ist in Gefahr, meint unser Autor.
Martina Tielker hat reagiert: Ihr Buchladen, die Castroper Leselust, schließt künftig eine halbe Stunde früher, statt um 19 Uhr um 18.30 Uhr. Der Grund: Ab 18 Uhr kommen keine Kunden mehr.
Ist doch schön für Frau Tielker, mag man denken: Dann kann sie eine halbe Stunde früher Feierabend machen. Und generell: Was ist schon eine halbe Stunde am Abend? Macht doch den Braten auch nicht fett.
Nein, es ist anders: Martina Tielker versteht die Signale richtig. Eine halbe Stunde sind hier nicht 30 Minuten, eine halbe Stunde sind ein ganz schlechtes Zeichen. Wenn am Abend ab 18 Uhr keine Kunden mehr in Castrop unterwegs sind, dann spricht das Bände für das Geschäftsleben der Altstadt. Noch ist es um diese Zeit ja nicht einmal dunkel.
Die Geschäftswelt ist in Gefahr, wenn Randzeiten erst einmal abschmelzen. Der ehemalige Schuhladen Schlatholt zum Beispiel und das Backwerk-Lokal stehen schon lange leer. Ganz zu schweigen von Randlagen wie dem Lichthaus im Doherr-Gebäude oder dem Haushaltswarenladen an der Dortmunder Straße / Ecke Biesenkamp.
In meiner Um-40-Generation ist es schwer, Familien zu finden, die sagen, sie gehen gern in der Altstadt shoppen. Stichwort Ruhrpark, Stichwort Internet.
Ich kaufe meine Jeans nach wie vor am liebsten in Castrop. Aus Prinzip. Aber wie lange geht es noch? Es ist kurz vor 12. Vielleicht 30 Minuten...
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
