Neue Zahlen zur Kriminalität in Castrop-Rauxel Polizei zählt vier versuchte Tötungsdelikte

Kriminalitätsbericht der Polizei für 2024: Eine Analyse in Grafiken
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6066 Straftaten: So viele zählte die Polizei im vergangenen Jahr in Castrop-Rauxel – vom kleinen Fahrraddiebstahl über Sachbeschädigung durch Graffiti bis hin zum Tötungsdelikt. Damit liegt die Zahl der gezählten Straftaten in der Europastadt ganz leicht über dem Vorjahresniveau und somit weiter auf dem höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre, wie aus dem am Mittwoch (12.3.) erschienenen Kriminalitätsbericht 2024 des Polizeipräsidiums Recklinghausen hervorgeht.

Beim Lesen dieses Berichts muss allerdings einiges beachtet werden: In der Statistik wird nicht berücksichtigt, ob der Verdächtige am Ende auch verurteilt wurde. Außerdem fehlen Informationen zu Ordnungswidrigkeiten, Verkehrsverstößen und Delikten jenseits der Polizeikompetenz, wie Finanz- und Steuervergehen. Zusätzlich erfasst die Statistik nur die Straftaten, die der Polizei bekannt sind, das sogenannte Hellfeld. Das Dunkelfeld, also nicht bekannte oder nicht angezeigte Straftaten, bleibt unerfasst. Zudem betont die Polizei in ihrer Statistik vor allem die Bereiche, in denen sie zugelegt hat, etwa bei Aufklärungsquoten einzelner Straftaten. Gerade deshalb lohnt sich ein tiefer Blick in die Zahlen.

Kreisweit vorne mit dabei

Denn auch der Polizeiliche Kriminalbericht lässt andere Lesarten zu, als dass alles immer schlimmer wird. Von 2010 bis 2016 wurden in ganz NRW durchgehend über 1,4 Millionen Straftaten pro Jahr registriert, seitdem nur noch einmal (2023). Wirft man auch in Castrop-Rauxel den Blick nur etwas weiter als zehn Jahre zurück und auf die Kriminalitätshäufigkeitszahlen, zeigt sich ebenso ein etwas anderes Bild. Diese Zahl nutzt die Polizei als Gradmesser der Kriminalitätsgefährdung und sie berücksichtigt die Einwohnerzahl. Nimmt man diese Zahl zurate, sank die Gefährdung im Vergleich zum Vorjahr und ist zwar höher als von 2013 bis 2022, aber niedriger als noch 2011 oder 2012.

Im kreisweiten Vergleich der Kriminalitätshäufigkeitszahl ist Castrop-Rauxel allerdings ganz vorne mit dabei. Mit einem Wert von 8157 liegt die Stadt auf Platz 2 im Kreis, hinter Recklinghausen mit einem Wert von 9228. Damit liegt die Europastadt deutlich oberhalb des kreisweiten Mittels (7441) und des NRW-Durchschnitts (7689).

Zwei von vier Tötungsdelikten aufgeklärt

Der Blick in die Polizei-Statistik offenbart außerdem: 2024 hat es vier versuchte Tötungsdelikte in Castrop-Rauxel gegeben. Zwei davon seien aufgeklärt worden, so die Polizei. Im Vorjahr waren es zwei Tötungsdelikte, von denen eins aufgeklärt wurde. Zur Einordnung hilft aber auch hier ein Blick in die Vergangenheit. 2014 gab es fünf Fälle, 2010 und 2008 vier Fälle und 2013, 2011, 2009 und 2006 jeweils drei. Die vier Tötungsdelikte im vergangenen Jahr sind also keinesfalls wenig, aber auch kein grober Ausschlag nach oben.


Rund 6000 Straftaten insgesamt bedeuten: In Castrop-Rauxel wurden 2023 im Durchschnitt etwa sechzehneinhalb Delikte pro Tag gezählt. Ein Drittel und damit der größte Anteil davon entfällt auf Diebstähle. Über zweitausend Anzeigen schrieben Polizeibeamte im vergangenen Jahr wegen dieses Delikts. Dazu zählen unter anderem sowohl Wohnungseinbrüche (123 Fälle) als auch Taschen- (188) und Ladendiebstähle (427). Die Aufklärungsquote bei Diebstählen betrug lediglich 28,75 Prozent, wobei die reale Zahl wohl noch tiefer liegen dürfte, da etwa Ladendiebstähle mit einer Aufklärungsquote von über 90 Prozent meist nur angezeigt werden, wenn sie überhaupt auffallen. Insgesamt wurden 2024 laut Polizei knapp 55 Prozent aller angezeigten Straftaten in Castrop-Rauxel aufgeklärt. Das ist der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre.


Mehr (schwere) Körperverletzungen

In der vergangenen Statistik zum Jahr 2023 fiel vor allem der starke Anstieg bei Raubdelikten negativ auf. Damals kletterte die Zahl auf 54 Fälle. Hier ist laut Statistik ein deutlicher Rückgang auf 34 Fälle zu vermelden. Das gilt allerdings leider nicht für alle Gewaltdelikte. Die (schweren) Körperverletzungen stiegen deutlich an. „Im Gegensatz zum Vorjahr wurden 2024 insgesamt weniger Straftaten erfasst, die durch Jugendliche begangen wurden. Zusammengefasst wurden Jugendliche bei Diebstahlsdelikten weniger auffällig, bedauerlicherweise lässt sich aber ein Anstieg bei der Gewaltkriminalität verzeichnen“, schreibt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.

Die Zahl der Straftaten, die mit einem Messer oder ähnlichen Waffen begangen wurden und für die es lediglich kreisweite Zahlen gibt, ist 2024 weiter gestiegen, wenn auch nur leicht. Insgesamt 279 Delikte zählte die Polizei für den gesamten Kreis Recklinghausen. Zwei Drittel der Opfer blieben bei den Taten unverletzt. Ein Mann wurde allerdings auch durch ein Messer tödlich verletzt.