Ladendiebstähle in Castrop-Rauxel „Eigentlich müsste man alles unter Strom setzen“

Altstadthändler zu Diebstählen: „Eigentlich müsste man alles unter Strom setzen“
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Ein 27 Jahre alter Mann machte sich im C&A im Widumer Tor in Castrop-Rauxel die Taschen voll; er klaute Jacken, Sonnenbrillen und weitere Artikel und ging einfach raus. Später fand die Polizei den Tatverdächtigen im Stadtgarten. Der Diebstahl war zumindest in der Art und Weise neu für die Mitarbeiterinnen. Doch ein Blick auf die Zahlen der Polizei zeigt, es werden mehr und mehr Ladendiebstähle in der Europastadt registriert.

Im Jahr 2023 waren es 508 Fälle. Das ist der höchste Wert der vergangenen 10 Jahre und nach den ruhigeren Corona-Jahren ein deutlicher Anstieg. Zur Einordnung der Zahlen heißt es von der Polizei-Pressesprecherin allerdings, dass Ladendiebstähle vor allem dann auffallen und angezeigt werden, wenn sie gleich bemerkt werden. Teilweise fällt ein Diebstahl auch erst bei der Inventur eines Ladens auf.

Ladendiebstähle auf Hoch

Christina Krupka, Filialleiterin der Stadt-Parfümerie Pieper an der Münsterstraße, habe den Anstieg der Ladendiebstähle seit 2022 stark bemerkt. Erst vor wenigen Tagen habe ihre Kollegin einen Mann erwischt, der in der Gesäßtasche ein teures Parfum von Boss stehlen wollte. Außerdem gebe es immer wieder Gruppen von Jugendlichen, die systematisch die kleinen und teuren Luxusgüter klauen. „Früher hatten die zumindest noch Angst, erwischt zu werden, heute sind sie rotzfrech“, sagt Krupka.

Die Polizei weiß von diesen Diebstählen jedoch nichts, weil die Stadt-Parfümerie sie nicht angezeigt hat. „Die Diebe haben den Namen ja nicht auf der Stirn und wenn sie wegrennen, dann können wir nicht viel ausrichten“, sagt sie. Stattdessen setzt man auf eine eigene Kameraüberwachung und einen Ladendetektiv, der auch noch für weitere Geschäfte in der Castroper Altstadt arbeitet.

Die Aufklärungsarbeit der Polizei hält Krupka in diesen Fällen für wenig vielversprechend. Dagegen spricht aber die Aufklärungsquote der Polizei im Kreis Recklinghausen bei Ladendiebstählen. Gerade von diesen Fällen würden über 80 Prozent aufgeklärt werden. Allerdings ist auch hier der Grund, dass die meisten der angezeigten Diebstähle die waren, die noch währenddessen bemerkt wurden.

Nicht überall wird mehr geklaut

„Es ist in den vergangenen Jahren wieder schlimmer geworden“, sagt ebenso Jens Reiter von Reiter Fashion in der Altstadt. Er habe einzelne Marken extra aus dem Sortiment genommen, um Ladendiebstähle zu verhindern.

„Eigentlich müsste man alles unter Strom setzen“, heißt es von Kerstin Landes von der „PHD Kinderwelt“ am Biesenkamp. Die langjährige Mitarbeiterin, die zuvor auch schon im Spielwaren-Geschäft Schnettker arbeitete, sagt, dass es in den vergangenen sieben Jahren „peu à peu mehr Ladendiebstähle“ geworden seien.

Sie entdeckt in den ruhigeren Ecken der großen Ladenfläche regelmäßig die Verpackungen von gestohlenen Waren. Bei den beliebten Tonie-Figuren werde teilweise gleich der ganze Haken mitgenommen, weil die Figuren selbst extra gesichert sind. Nicht nur Erwachsene würden in dem Geschäft klauen und die Sicherungen aus Kleidungsstücken reißen, sondern teilweise auch bereits Kinder.

Die Zahl der Ladendiebstähle in Castrop-Rauxel nahm 2023 deutlich zu.
Die Zahl der Ladendiebstähle in Castrop-Rauxel nahm 2023 deutlich zu. © picture alliance/dpa

Doch es gibt ebenso Gegenbeispiele: Im Geschäft von Simone Sandforth „Schreibwaren Lach“ sei keine große Veränderung zu erkennen und Nicole Pallapies von „stand.punkt & le paris“ an der Lönsstraße sagt: „Bei uns ist es zum Glück weniger geworden.“ Hier sei es vor Corona öfter zu Ladendiebstählen gekommen als danach. Als möglichen Grund sieht Pallapies, dass in ihrem Geschäft vor allem Stammkunden einkaufen. Man habe allerdings auch vor einigen Jahren mit einer neuen Alarmanlage aufgerüstet.