Kreis kommt Realität nicht hinterher: Rückstau von 17.000 Meldungen

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Kreis kommt Realität nicht hinterher: Rückstau von 17.000 Meldungen

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Die Zahl der Neuinfektionen im Kreis RE hat am Dienstag, 8. Februar, den Höchststand von 2028 erreicht. Zudem gibt es einen riesigen Rückstau. Die hohen Zahlen haben also einen Grund.

Kreis Recklinghausen

, 08.02.2022, 16:10 Uhr / Lesedauer: 3 min

Am Montag lag die Zahl noch bei 990. Das Ungewöhnliche an der ganzen Sache: Der vom Kreis Recklinghausen selbst erhobene Inzidenzwert ist im Gegensatz zu den RKI-Werten (Rückgang von 689,4 auf 653,7) erheblich gestiegen: von 816,8 am Montag auf 1052,3 am Dienstag. Lange Zeit konnte der Kreis Recklinghausen keine Informationen zu den ungewöhnlichen Zahlen geben. Mittlerweile ist aber klar, worin die Ursache liegt: Die Flut an Befundmeldungen und der dadurch angesammelte Stau wird im Kreis nun abgebaut. So können mehr Fälle als bisher an einem Tag bearbeitet werden. Die Rückstände bei der Fallerfassung waren dagegen bisher kaum aufzuholen, wie die Pressestelle des Kreises vermeldet.

Ungeahnte Größenordnungen

„Es war und ist für uns im Moment im laufenden Betrieb einfach nicht zu schaffen, die neuen Fälle vollständig zu erfassen“, macht Dr. Richard Schröder, Fachbereichsleiter Gesundheit, Bildung und Erziehung beim Kreis Recklinghausen, deutlich, „wir haben aktuell Größenordnungen, die es in all den Monaten der Corona-Pandemie nie gegeben hat.“

Rund 2000 Meldungen pro Tag aus den Laboren

Über 2000 Meldungen von Laboren erreichen das Gesundheitsamt Recklinghausen im Schnitt täglich, hinzu kommen Meldungen von Positiven über das Formular auf der Internetseite des Kreises. Mehr als 150 Mitarbeiter des Kreises und 30 Soldaten der Bundeswehr erfassen und bearbeiten diese in verschiedenen Schwerpunkteams. Wie viele Befundmeldungen täglich abgearbeitet werden können, unterscheidet sich je nach Arbeitsaufwand stark. Was übrigbleibt: Ein Rückstau von 17.000 Meldungen, Stand 8. Februar. Die Zahl der Befundmeldungen entspricht aber nicht automatisch der Zahl der positiven Fälle, es sind beispielsweise auch Folgebefunde oder Nachweise über eine Virusvariante zu einem bereits bekannten Fall dabei, so die Pressestelle.

Zusätzliches Personal aus der Verwaltung hilft

„Das Gesundheitsamt hat in den letzten Wochen alles versucht, diesen Rückstau zu verhindern und die aufgelaufenen Befunde abzuarbeiten. Es wurden Umstrukturierungen vorgenommen, weiteres Personal aus der Verwaltung eingesetzt und zuletzt waren am vergangenen Wochenende über 50 Kolleginnen und Kollegen sowie Bundeswehrkräfte im Einsatz, die die Meldungen gesichtet und ins System eingegeben haben“, erklärt Schröder.

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Fälle müssen mehrfach erfasst werden

Neben der Erfassung der Fälle in der Bearbeitungssoftware des Kreisgesundheitsamtes ist die Verwaltung außerdem verpflichtet, die PCR-positiven Fälle über ein anderes Erfassungstool an das Landeszentrum für Gesundheit NRW (LZG) zu melden. Aus diesen Meldungen ergibt sich die Wocheninzidenz, die täglich auf der Internetseite des LZG und im Dashboard des Robert-Koch-Instituts (RKI) veröffentlicht wird. „Diese Inzidenz weicht aktuell stark von der Inzidenz unserer eigenen Statistik ab, weil es sich dabei um zwei unterschiedliche Datenbanken handelt. Durch die extrem hohen Fallzahlen kann die Geschwindigkeit, in der die beiden Systeme mit Daten gefüllt werden, phasenweise sehr variieren. Wir arbeiten aber daran, dass sich diese Werte wieder annähern.“

Heime, Krankenhäuser, Schulen und Kitas haben Vorrang

Grundsätzlich liegt der Fokus bei der Bearbeitung von Infektionsfällen mittlerweile komplett auf Ausbruchsgeschehen in Einrichtungen, vorrangig Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie Schulen und Kitas. Schröder: „Aufgabe des Gesundheitsamtes ist es, diejenigen bestmöglich zu schützen, die bei einer Infektion mit dem Virus das größte Risiko für schwere bis tödliche Krankheitsverläufe tragen. Das hat auch weiterhin höchste Priorität.“

In den Nachbarregionen des Regierungsbezirks sind die Werte ebenfalls weiterhin hoch: Herne 1981,6, Dortmund 2050,0, Essen 1840,4, Bochum 1497,9, Kreis Unna 1225,0 und Kreis Wesel 1688,3. Nachfolgend die Übersicht über den Regierungsbezirk Münster laut RKI (8. Februar, 4.51 Uhr; Vortag in Klammern):

Kr. Borken: 1993,6 (1919,3)

Bottrop: 1819,6 (1558,9)

Kr. Warend.: 1474,3 (1533,1)

Kr. Coesfeld: 1472,5 (1486,1)

Gelsenk.: 1445,0 (1206,1)

Kreis Steinfurt: 1103,1 (1151,5)

Münster: 1034,1 (1062,3)

Kreis RE: 653,7 (689,4)

Die Übersicht für den Kreis (8. Februar, 9.40 Uhr; Vortag in Klammern):

Oer-Erkensch.: 1382,7 (1008,5)

Cas.-Rauxel: 1234,9 (914,9)

Herten: 1228,6 (856,8)

Gladbeck: 1165,3 (942,8)

Recklingh.: 1134,5 (879,8)

Marl: 1017,6 (823,1)

Dorsten: 899,1 (711,3)

Datteln: 774,9 (625,1)

Waltrop: 715,9 (648,1)

Haltern: 565,5 (467,7)

Gesamt: 1052,3 (816,8)

Laut Divi-Intensivregister – Stand: Dienstag, 8. Februar, 16.15 Uhr – befinden sich im Kreis Recklinghausen elf Corona-Patienten auf der Intensivstation (Vortag: zwölf), zwei von ihnen werden künstlich beatmet (Vortag: zwei). Zurzeit sind 49 von insgesamt 199 Intensivbetten frei. Das sind 24,62 Prozent (Vortag: 24,36 Prozent). Der Anteil der Covid-19-Patienten an der Gesamtzahl der Intensivbetten liegt laut Divi im Kreis bei 5,53 Prozent (Vortag: 6,09).

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