Die Lage in den Krankenhäusern in Castrop-Rauxel ist ernst. Nach schwierigen Corona-Jahren kämpfen das Evangelische Krankenhaus (EvK) und das St.-Rochus-Hospital im Moment vor allem mit der Inflation. Beide Einrichtungen haben sich deswegen einer bundesweiten Aktion angeschlossen. Unter dem Motto „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“ machen Kliniken auf ihre finanziellen Probleme aufmerksam.
Gerhard Glock, Verwaltungsdirektor des EvK, macht deutlich, dass es nicht nur um Zahlenspiele geht, sondern am Ende um die Gesundheitsversorgung in Castrop-Rauxel: „Wir sind 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag für unsere Patientinnen und Patienten da. Aber Inflation und allgemeine Kostensteigerungen treiben uns Kliniken bundesweit bis Ende 2023 in ein Defizit von 10 Milliarden Euro. Wenn wir Krankenhäuser keine sofortige Hilfe erhalten, sind wir bald nicht mehr da.“
Wachsenden Defizite in Kliniken
Nicht nur die Krankenhäuser in Castrop-Rauxel haben mit Problemen zu kämpfen. In ganz NRW haben immer mehr Klinken Geld-Probleme. Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen sieht Probleme im ganzen Land. KGNW-Präsident Ingo Morell: „Die unaufhörlich wachsenden Defizite der NRW-Krankenhäuser türmen sich zu einer erdrückenden Last auf, die viele Krankenhausträger nicht mehr lange schultern können.“

Die Krankenhäuser sehen die Politik in der Pflicht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will über den Sommer konkretere Vorschläge für die geplante Neuaufstellung der Kliniken in Deutschland machen. Für viele Krankenhäuser geht das zu langsam.
Im Kern soll das Vergütungssystem mit Pauschalen für Behandlungsfälle geändert werden, um Kliniken von ökonomischem Druck zu lösen. Um nicht auf immer mehr Fälle angewiesen zu sein, sollen sie einen größeren Vergütungsanteil allein schon für das Bereitstellen von Leistungen bekommen.
Hilferuf an die Politik
Axel Westermann, Standortleiter des Rochus-Hospitals: „Wir schließen uns dem Protest und dem Aktionstag an, weil wir eine Verlässlichkeit in der grundsätzlichen Krankenhausfinanzierung durch die Politik benötigen. Die Gesundheitsversorgung unserer Patienten muss dauer- und regelhaft gesichert sein.“
Ohne die Hilfe der Politik könnte man die Qualität in den Kliniken nicht aufrecht erhalten: „Das ist unerlässlich, um die hohen Qualitätsstandards, die wir in der Gesundheitsversorgung unserer Patienten anbieten möchten, zu halten oder sogar weiterentwickeln zu können.“

Eine erste Reaktion der Politik gab es bereits. Es wurden 6 Milliarden Euro für die gestiegenen Energiekosten zur Verfügung gestellt. Ganz rund laufe das aber noch nicht, erklären EvK und Rochus in einer gemeinsamen Mitteilung: „Diese fließen nur teilweise wirklich in die Kliniken. Immerhin hat sich die Politik nun aber kurzfristig entschlossen, dass 4 dieser 6 Milliarden Euro als direkte pauschale Hilfen ausgezahlt werden.“
Allerdings seinen die Preissteigerungen der Kliniken 2023 bei 4,3 Prozent gesetzlich gedeckelt. Die reale Inflation liege hingegen weit über den „erlaubten“ 4,3 Prozent.
Defizit von rund 10 Milliarden Euro
EvK und Rochus rechnen vor: „Durch die inflationsbedingten Kostensteigerungen werden die Krankenhäuser in Deutschland bis Ende 2023 ein Defizit von rund 10 Milliarden Euro angehäuft haben.“ Neben den gestiegenen Kosten für Energie seien auch die Personalkosten höher geworden. Die höheren Löhne, die ab 2024 gelten, seien nicht vollständig refinanziert.
Am bundesweiten Aktionstag fordern EvK und Rochus deswegen von der Politik, zuverlässig den Kliniken unter die Arme zu greifen: „Wenn politisch nicht gehandelt wird, erleben wir eine Veränderung der Krankenhauslandschaft, die für unsere Patienten fatale Folgen haben könnte. Das müssen wir vermeiden, dafür engagieren wir uns.“
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