Pandemie, Inflation und hohe Energiekosten Das EvK in Castrop-Rauxel fordert staatliche Unterstützung

Das EvK fordert staatliche Unterstützung
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Die Besuchsregelungen sind mit dem Auslaufen der landesweit geltenden Coronaschutzverordnung gelockert worden. Langsam kehrt so etwas wie Normalität in den Krankenhaus-Alltag zurück.

Das EvK in Castrop-Rauxel hat deshalb das erste Mal seit drei Jahren wieder zu einer großen Mitarbeiterversammlung eingeladen. Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter nutzte die Veranstaltung, um Bilanz zu ziehen.

Dass Corona nun zu einer beherrschbaren Krankheit geworden sei, stimmte Bitter zufrieden. Andere Neuigkeiten jedoch nicht. Das EvK teilt mit, dass die „finanzielle Bilanz“ für das zurückliegende Jahr 2022 ernüchternd ausfalle. Heinz-Werner Bitter formulierte es auf der Versammlung mit drastischen Worten. Wie die Pressestelle mitteilt, so: „Ohne staatliche Unterstützung haben wir keine Chancen, dieses Minus auszugleichen.“

Heinz-Werner Bitter ist Geschäftsführer der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft, zu der auch das EvK in Castrop-Rauxel zählt.
Heinz-Werner Bitter ist Geschäftsführer der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft, zu der auch das EvK in Castrop-Rauxel zählt. © Ronny von Wangenheim

Zum ersten Mal seit 30 Jahren verzeichne das Krankenhaus ein Minus. Verantwortlich dafür seien die „explodierende Energiekosten, eine Inflationsrate von über 10 Prozent, steigende Sach- und Personalkosten“, die sich zu einer Negativspirale formieren. Zudem fehlen Fachkräfte und die Lieferketten seien gestört, was zur Belastung beitrage. Schon im Dezember hatte Bitter in einem Gespräch mit unserer Redaktion die Lage analysiert. „So eine Bedrohungslage hat es noch nie gegeben“, hatte er da zur allgemeinen Lage der Krankenhäuser gesagt.

Bitter kritisiert zudem den „extrem gering“ bemessenen Landesbasisfallwert, der bei 4,32 Prozent liegt. Auf Basis dieses Wertes wird ermittelt, wie viel Geld die Krankenhäuser durch die Krankenkassen erstatten bekommen. Universitätskliniken hätten im Gegensatz zu anderen Krankenhäusern bereits eine deutliche Subvention durch den Staat erhalten, um die hohen Kosten auffangen zu können.

Heinz-Werner Bitter fordert die Politik deshalb zum Handeln auf. Die geplanten Fusionspläne des EvK mit der Diakonie Ruhr, der Ev. Stiftung Augusta und dem Ev. Krankenhaus Gelsenkirchen seien angesichts dieser finanziellen Situation von großer Bedeutung und bereits im vollen Gange.

Bilanz der Pandemie

Trotz der finanziellen Belastungen durch Pandemie und Inflation investierte das Krankenhaus in den vergangenen Monaten in wichtige Projekte. EvK-Verwaltungsdirektor Gerhard Glock: „Allein im Bereich der Medizintechnik haben wir in den vergangenen zwei Jahren drei Millionen Euro investiert.“ Diese seien unter anderem in die Einrichtung ambulanter OPs für die Zentrale Notaufnahme geflossen, deren Umbau vor dem Abschluss stehe, teilt die Pressestelle mit.

Qualitätsmanagerin Nina Salzmann verwies auf die in diesem Jahr anstehende Gesamtzertifizierung aller Standorte der Ev. Krankenhausgemeinschaft. „Damit setzte sie ein deutliches Signal, dass bei allen Belastungen die qualitativ hochwertige Behandlung der Patientinnen und Patienten stets im Blickpunkt bleibt“, so die EvK-Pressestelle.

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