Es geht ohnehin um den Haushalt am Donnerstag (20.9.2023) im Haupt- und Finanzausschuss (17 Uhr Ratssaal, öffentlich). Und die „Zahlen des Grauens“, wie wir berichteten. Da kann man gut gleich auch noch über die maroden Hallen am Stadtmittelpunkt sprechen.
Für Stadt- und Europahalle, in denen regelmäßig die größten Indoor-Events im Stadtgebiet stattfinden, wo zuletzt die Bello-Hundemesse lief und wo am Wochenende Hunderte Jugendliche und junge Erwachsene die „Europarty“ feiern, ist ein Sanierungsstau nun bemessen. Die Stadtverwaltung will Fördergelder beantragen, nachdem sie schon beim letzten Mal nicht zum Zuge kam mit einem Antrag.
Die markanten Bauten, die als Teil des Rathaus-Ensembles vom Architekten Arne Jacobsen sind, stehen unter Denkmalschutz. Sie spielen für das Leben in der Stadt als Event-Hallen eine große Rolle: Das Westfälische Landestheater und das Ruhrical sind hier zu Hause, die Aids-Gala und die Solidarfondsparty könnten wohl nirgendwo besser stattfinden als hier.
Abi- und Abschlussbälle, Karnevalsfeiern und Halloween-Partys: Es gibt eine Reihe von Veranstaltungen mit großer Magnetwirkung. Für 2024 haben sich schon ein Kindermusical des Theaters Libori und die nächste Action-Figuren-Börse Toyplosion angekündigt. Hunde- oder Spielwaren- und Modellbaumesse, Korea-Fest... man könnte diese Liste noch verlängern. Und auch wichtige Sitzungen wie die der Bezirksregierung Münster bezüglich der Strommasten-Umbauten in Pöppinghausen finden hier statt.
Auf der Tagesordnung im HFA steht nun die Bereitstellung von Mitteln im Haushalt und die Forderung der Stadtverwaltung, Fördermittel beantragen zu dürfen, um diese Hallen endlich sanieren zu dürfen. Denn der Bedarf ist groß. Auf eine Anfrage unserer Redaktion an die Stadtverwaltung antwortet Sprecherin Maresa Hilleringmann: „Der Sanierungsstau wurde zuletzt 2022 auf gut 23 Millionen Euro geschätzt.“ Sanierungsbedürftig seien vor allem die schanzenartigen Dächer, die Fassaden und die Lüftungstechnik. Die Gebäude seien zudem nicht barrierefrei. „Eine energetische Sanierung wäre schon aufgrund der hohen Energiepreise und Klimawandels wünschenswert“, sagt die Stadtsprecherin.
Wie aber soll das gehen? Der Haushalt der Stadt hat keine Potenziale für eine derartige Sanierung. Sie wird mit mindestens 5 Millionen Euro kalkuliert, wenn man „die notwendigsten Arbeiten bei Dach und Fach“ beauftragen würde. Die Stadt hofft nun, sie über einen Förderantrag zu 75 Prozent ersetzt zu bekommen. Das hieße, dass aus den Stadtfinanzen nur ein Viertel zu bezahlen wäre, also rund 1,2 Millionen Euro.

„Das reicht natürlich nicht für eine vollständige Sanierung der Hallen – aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung und ermöglicht die Umsetzung von weiteren Maßnahmen in den nächsten Jahren“, sagt Maresa Hilleringmann. Wenn saniert werde, müsse man zukunftssichere energetische Standards einhalten. „Wenn es dafür Fördergelder geben kann, umso besser“, so die Sprecherin.
Das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend, Kultur“ biete jährlich eine Möglichkeit. 2022 reichte Castrop-Rauxel eine Interessensbekundung für eine engere Auswahl ein, um dann einen Antrag stellen zu können. Die Antwort: negativ. Den neuen Programmaufruf will die Stadt nun für eine erneute Interessenbekundung nutzen.

Hierbei lässt sich die Verwaltung von einem in den Bundesprogrammen geforderten Energieeffizienzexperten begleiten, der einen aktuellen Sanierungsfahrplan erarbeitet. Ende des Jahres werde man wissen, ob die Stadt einen Antrag einreichen kann. Die Entscheidung trifft der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. 2022 wurden knapp 1000 Interessensbekundungen eingereicht. 148 Projekte wurden ausgewählt.
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