Ohne botanische Grundkenntnisse wird Gartenarbeit zum Ritt auf der Rasierklinge. © picture-alliance/ dpa
Kolumne
Ist das Staude oder kann das weg? Fauna-Versager bei der Gartenarbeit
Wohnen ist ein Lebensgefühl. In dieser Kolumne beschäftigt sich unser Autor regelmäßig mit „Wohn(t)räumen“. Heute geht es um eine Gartenproblematik der ganz besonderen Art.
Haus heißt ja quasi immer auch Garten. Wer keinen Garten will, kann sich schließlich einfach eine Eigentumswohnung kaufen. Wenn man dann aber A sagt, also Garten, muss man auch B sagen. Und das heißt in diesem Fall leider: Pflege.
So mancher Zeitgenosse versucht die A-B-Korrelation inzwischen ja zumindest vor dem Haus zu durchbrechen, indem er die Natur unter Kies oder Schotter verschwinden lässt, höchstens noch ein dürres Nadelgehölzchen dazwischen erlaubt. Das sieht meistens grauselig aus, ist fürs Klima eine Katastrophe. Das kann es in meinen Augen also nicht sein.
Eigene Immobilie heißt auch eigene Scholle. Scholle heißt nun mal Boden. Boden heißt Garten. Garten heißt Grün. Grün aber heißt eben Arbeit. Arbeit heißt Zeit. Und wer hat die schon, wenn er nicht Rentner oder Lehrer ist. Sorry. Nicht böse gemeint.
Wenn ich einmal reich wär...
Die Zeit für den Garten muss man sich also stehlen. Es sei denn, man ist reich. Dann kann man sich einen Gärtner leisten. Wenigstens fürs Grobe. Grob gesagt: Das hätte was. Aber ich will ja nicht neidisch sein. Immerhin habe ich Garten. Mehr also, als viele andere Menschen haben.
Mein Problem bleibt: Garten bedeutet Arbeit. Physikalisch betrachtet ist Arbeit gleich Kraft mal Weg. Kraft ist relativ und je nach Witterung können auch kurze Wege anstrengen. Nun will ich mich nicht um Arbeit herum drücken, auch nicht mit vielen dummen Worten, wie meine Gattin mir schon mal vorwirft.
Ich bin nur einfach für diese spezielle Art der Arbeit nicht richtig vorbereitet. Damit Sie keine falsche Vorstellung von mir bekommen: Ich verstecke mich nicht vor Arbeit, gelte in meinem Freundeskreis sogar eher als „Wullacker“. Wenn Sie verstehen, was ich meine.
Aber ich bin mit der Botanik nicht so sehr auf du. Soll heißen: Ich bin eigentlich froh, eine Kastanie relativ souverän von einem Ahorn unterscheiden und selbst eine Eiche recht eindeutig zuordnen zu können. Danach aber hört es dann auch recht schlagartig auf. Meine erwähnte Gattin, mit der ich seit langen Jahren verbandelt bin, hat es in mühevollen Lektionen zwar auch verstanden, mir eine Gartenhortensie näher bringen zu können.
Seit ich für sie aber nun im vergangenen Jahr in unserem Garten eine größere Fläche von nutzlosem und ökologisch eher überflüssigem Grün befreit und die gerodeten Quadratmeter mit einem Staketenzaun umfriedet habe, bin ich bei der Gartenarbeit, zu der ich an und wann in eben diesen Garten zitiert werde, aber völlig aufgeschmissen.
Denn die diffizile Unterscheidung zwischen hochwertiger Staude und Unkraut will mir auch bei „högschter Konzentration“ (um noch ein letztes Mal Jogi Löw zu zitieren, der unser Nationalgrün nun ja endgültig verlassen hat) nicht verlässlich gelingen. Und so musste meine Ehefrau, so sie nicht rund um die Uhr die Arbeit des Gatten überwachen kann, schon so manch Verlust betrauern. Und das meine ich nicht nur monetär.
Geniale App rettet mich vielleicht
Wie soll man als Flora-Versager aber auch zwischen wucherndem Frauenmantel und nicht minder wucherndem Giersch unterscheiden, wie soll man zwischen Ackerwinde und Clematis differenzieren, wenn man mit der Nase halb im Dreck steckt und rupft, was der Körper her gibt.
Für den ärgsten Notfall habe ich jetzt aber technisch aufgerüstet, um unnötige Auseinandersetzungen zu umgehen. Mit der App „PictureThis“ fotografiert man Pflanzen und sie werden einem direkt bestimmt. Geniale Erfindung.
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