Volle Kneipen – und davon viele: So sah es früher in Castrop-Rauxel aus. Pro Stadtteil gab es teilweise Dutzende Gaststätten. Darüber haben wir zuletzt im Artikel: „Die Geschichte des Kneipensterbens in Castrop-Rauxel“ berichtet. Es ging aber nicht nur um die legendärsten Kneipen in der Europastadt, sondern auch um die Gründe für ihr Sterben: das Ende der Zechen, Rauchverbot, Corona, hohe Preise für Sky. In unseren Facebook-Kommentaren ging die Suche nach Gründen weiter.
Welchen Einfluss hatte das Rauchverbot?
Die Userin Marina Wenzel hat zu den Gründen eine ganz ähnliche Meinung: „Angefangen hat es doch schon, als die Zechen zugemacht haben und dann das Rauchverbot.“ Auch Rolf Gossert stimmt dem zu: „Das Kneipensterben fing richtig an, als das Rauchverbot kam und Preise für die Biere und andere Getränke und Speisen immer höher wurden!“ Doch es gibt auch Widerspruch, etwa von Olaf Hemker: „Man kann in CAS die zahlreichen Gebäude, in denen früher Gaststätten waren, auch heute noch leicht erkennen. Die waren schon lange vor Einführung des Rauchverbotes und des Euro zu.“ Genauso sieht es auch Thomas Kurtenbach, der außerdem beim Rauchverbot betont, dass es dabei eigentlich um Gesundheit gehe: „Das Kneipensterben hat Jahrzehnte vor dem Nichtraucherschutz angefangen.“

Er hat stattdessen noch einen weiteren Grund ausgemacht, der auch im ursprünglichen Artikel noch nicht beleuchtet wurde: „Das Aufkommen des Internets und vor allem von dessen mobiler Variante hat dazu geführt, dass man nicht mehr in die Kneipe muss, um Neuigkeiten zu erfahren oder Stammtischparolen zu schwingen. Insofern geht es den Kneipen ein wenig so wie den Zeitungen und ihren Auflagen.“
Dem stimmt Olaf Hemker zu. Auch er findet, dass der technische Fortschritt ein Problem für die Kneipen wurde: „Letztendlich fing das Kneipensterben damit an, dass sich jeder einen Fernseher leisten konnte und später dann auch die Zechen schließen mussten.“ Auch Andrea Hübel erinnert sich: „Kneipen waren früher ein Treffpunkt zu Zeiten, wo noch nicht jeder einen Telefonanschluss hatte. Das Freizeitverhalten hat sich halt den veränderten Lebensmöglichkeiten angepasst. Ohne warmes Essen anzubieten, ist es heute schwierig zu überleben.“
Kneipenbesuch – eine Generationenfrage?
Die Userin Birgit Herzchen blickt gerne auf die Zeit zurück, als es in Castrop-Rauxel noch viele Kneipen gab – und sie verweist auf die Generationenfrage: „Wir sind die Generation Kneipenkind. Die nächste Generation hat abgedankt.“ Ihr Sohn sei 41 Jahre alt, aber nie in die Kneipe gegangen. „Konnte ich nie verstehen. Ich bin in der Kneipe groß geworden.“ Dazu gibt es aber auch Gegenrede. Unter anderem von Stefanie Alexandra Babilas: „Ich werde 40, ich war nie so der Discotyp. Wir waren lieber in der Kneipe und haben gedartet usw. Aber ich komme auch aus einer Kneipenfamilie...“
SPD-Ratsmitglied Daniel Djan schalte sich ebenso ein und sagt: „Aus wirtschaftlicher Sicht lohnen sich Kneipen nicht mehr, wenn dann aus nostalgischer.“ Deshalb richtet er seinen Blick nach vorne und hat eine andere Idee, wie auch in Zukunft Kneipen weiterleben können: „Es wäre eigentlich nichts mehr für einen Unternehmer, sondern die Aufgabe eines Vereins, den Leuten eine Kneipe anzubieten, die ohne Profit und über Mitgliedsbeiträge arbeitet.“