Corona-Bonus, Pflegenotstand, Parkplätze Das sagt die Klinikleitung zur Situation im EvK

Corona-Bonus, Pflegenotstand, Parkplätze: Das sagt EvK-Klinikleitung
Lesezeit

Mit einem Brief an die Bundespolitik hat die Mitarbeitervertretung der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel auf sich aufmerksam gemacht. Sie kritisierte fehlende Wertschätzung – von der Politik, aber auch vom eigenen Arbeitgeber. Anlass war die Ungleichbehandlung bei der Verteilung des Corona-Bonus. Aber es ging um noch mehr.

Im Gespräch mit unserer Redaktion schildert Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter die Lage an den Krankenhäusern der Gemeinschaft und speziell in Castrop-Rauxel. Dabei geht es nicht nur um die Prämie, sondern auch um Personalausstattung – und um Parkplätze für Mitarbeiter.

„Die Not in den Krankenhäusern, was die Finanzierung betrifft, war noch nie so groß wie jetzt. Ich bin 40 Jahre dabei, so eine Bedrohungslage hat es noch nie gegeben“, sagt Heinz-Werner Bitter. Auch die Evangelische Krankenhausgemeinschaft kämpfe mit den steigenden Kosten, schickt er vorweg, bevor er über den Corona-Bonus spricht, den nur ein Teil der Pflegekräfte erhalten hat.

Unfrieden wegen Corona-Bonus

„Die Mitarbeitervertretung greift einen Sachverhalt auf, der so ist, wie er ist“, sagt er. Dass die Ungleichbehandlung für Unfrieden sorge, sei klar. „Menschen, die gleiche Arbeit geleistet haben, wurden unterschiedlich beurteilt.“

Angesichts der finanziellen Situation könne die Krankenhausgemeinschaft hier aber nicht einspringen und das Defizit auffangen, so Bitter. Und ja, darauf sei er angesprochen worden. Bei einem früheren Bonus, so erläutert er, habe man als Krankenhaus eine bestimmte Summe zugesprochen bekommen, die dann nach Absprache mit der Mitarbeitervertretung verteilt worden sei.

Ein Blick in die Intensivstation des EvK.
Auf der Intensivstation war die Arbeit besonders in der Hochzeit der Pandemie sehr belastend. Mit dem Corona-Bonus soll diese Leistung gewürdigt werden. © Ronny von Wangenheim

Diesmal war der Empfängerkreis gesetzlich festgelegt und auf „dreijährig-examinierte Pflegekräfte auf bettenführenden Stationen“ beschränkt. Im EvK Castrop-Rauxel sind von den 897 Beschäftigten 430 Pflegekräfte. Von diesen haben 224 den Bonus erhalten.

12 Prozent fehlen

Überlastung der Pflegekräfte, Gefährdungsanzeigen, die Mitarbeiter schreiben, wenn an einem Tag nicht genügend Pflegekräfte auf einer Station sind – auch davon berichteten Stefan Konrad und Carsten Fischer von der Mitarbeitervertretung im Gespräch mit unserer Redaktion. Und ja, solche Situationen gibt es, bestätigt Heinz-Werner Bitter. Da müssten sich nur zwei von vier Beschäftigten vor einer Schicht krank melden.

Und Krankmeldungen gibt es reichlich: Corona wirkt sich weiter aus. „Wir haben 12 Prozent Krankmeldungen und Quarantäne. Bei uns sind fast 400 Leute nicht da über alle Einrichtungen. Dadurch können wir nicht alle Betten belegen.“ Dass dies belastend sei, sieht Bitter ein. Aber es sei nicht zu umgehen. „Die Mitarbeiter müssen mitziehen.“ Man prüfe in solchen Fällen, ob Patienten auf andere Stationen verlegt werden oder Pflegekräfte von anderen Stationen kommen müssten.

Belastend sei die Corona-Situation: „Wir haben es bisher nicht geschafft, mit Corona zu leben. Man muss sehen, ob man irgendwann dazu kommt, dass jeder Mensch selbst damit umgehen kann. Wir haben die Mitarbeiter nicht, die wir dringend brauchen. Warum können sie nicht mit einer Maske arbeiten? Aber soweit sind wir noch nicht. In anderen Bundesländern geht das schon“, so der Geschäftsführer.

80 Pflegekräfte mehr

Insgesamt sei die Ausstattung mit Pflegekräften aber gewachsen. „Wir haben in den letzten Jahren intensiv Pflegekräfte an Bord genommen. Wir haben in Castrop-Rauxel in den letzten vier Jahren fast 80 Menschen in der Pflege zusätzlich an Bord“, sagt Heinz-Werner Bitter.

Auf der anderen Seite sei man bei den Patientenzahlen noch nicht wieder bei dem Niveau wie 2019 vor der Corona-Pandemie. „Wir haben mehr Mitarbeitende bei weniger Leistung“, sagt Bitter und schweigt einen Moment. „Die personelle Ausstattung ist besser als in der Vergangenheit, weil wir ja auch die Personaluntergrenzen haben“, so Heinz-Werner Bitter. Den Begriff der Verordnung nennt er aber irreführend: „Man hätte es genauso Pflegepersonalobergrenzenverordnung nennen können, das Ergebnis wäre das gleiche.“

Alle Stellen besetzt

Bestimmte Personalmengen müsse man vorhalten. „Wir sind in Castrop-Rauxel froh, dass wir das im Jahr 2022 erfüllen können. Nicht alle Krankenhäuser können das. Das spricht dafür, dass wir als Krankenhaus akzeptiert sind. Wir haben alle Stellen im Stellenplan besetzt und das glauben wir so zu interpretieren, dass wir als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden.“

Aber es könnten noch mehr sein. „Wir stellen ein, was kommt“, sagt Bitter. Das gelte für alle Kliniken in Deutschland. Schließlich bekämen Krankenhäuser die Pflegekraftkosten erstattet. Positiv führt er an, dass derzeit insgesamt im evangelischen Verbund 800 angehende Pflegefachkräfte ausgebildet werden.

Selbst bei kleinen Dingen fühlten sich viele Mitarbeiter nicht gewürdigt, so schilderte es die Mitarbeitervertretung. Etwa wenn es um die Freigabe des Parkhauses für Beschäftigte ginge: Sie müssten 5 Euro am Tag zahlen, wenn sie dort parken wollen.

200 kostenlose Parkplätze

Heinz-Werner Bitter sagt: „Wir haben an allen Standorten kostenlose Mitarbeiterplätze. Aber natürlich nicht genug. Dass Patienten und Angehörige umherirren und einen Parkplatz suchen, das kann nicht sein. In Castrop-Rauxel haben wir 200 kostenlose Parkplätze ausschließlich für Mitarbeitende des EvK.“

Er verweist auch auf die nahe B235, an der man kostenlos parken könne. Das würden auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung nutzen, denen ihr Parkhaus zu teuer sei. Den Weg von dort hält er für zumutbar.

Das EvK biete seinen Mitarbeitenden einiges, so Bitter, und zählt tarifliche Bezahlung, Altersvorsorge, Präventionssport, Mitarbeitersport und Gesundheitsmanagement auf: „Wir haben jede Art von flexibler Arbeitszeit, keiner kann flexibler arbeiten als bei uns. Wir haben Kita-Plätze, wenn jemand hier wohnt. Das ist für Mitarbeiter heute ein ganz wichtiges Kriterium“, sagt er und ergänzt: „Wir sind ein guter Arbeitgeber. Das sage ich aus Überzeugung. Nicht umsonst haben wir in Castrop-Rauxel alle Stellen besetzt.“

Böser Brief aus dem Evangelischen Krankenhaus: Politiker wie Frank Schwabe haben keine Zeit

Mitarbeitern fehlt die Wertschätzung: Die Lage im Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel

Krankenhaus erstmals seit 30 Jahren im Minus: Das hält EvK-Chef von Lauterbachs „Revolution“