Friedrich „Fritz“ Vierhaus war 14 Jahre alt, als er dem Chor St. Elisabeth in Obercastrop beitrat. Herz und Seele seines Chorleiters Klemens Koerner waren schon damals voller Musik, erzählt das heutige Mitglied im Kirchenvorstand. „Man hat über ihn gesagt: In seinen Adern fließen Noten.“ Der Chorleiter wurde zu einem langjährigen Wegbegleiter. Am 16. April 2025 ist Koerner im Alter von 89 Jahren gestorben. „Er hinterlässt bei allen, die ihm auf seinem Weg begegnet sind, eine große Lücke.“

„Da fließen Tränen – immer!“
Koerner sei ein ruhiger, freundlicher und oft zu Scherzen aufgelegter Mensch gewesen, sagt Vierhaus. Mit vielen Sängern verband ihn eine tiefe Freundschaft. Wenn die Chorsänger aus Castrop-Rauxels Partnerstadt Vincennes abreisen mussten, bildeten die Chöre zusammen einen Kreis und sangen. „Da fließen Tränen – immer!“, wurde Koerner 2011 in einem Zeitungsartikel über die Städtefreundschaft zitiert. Die gemeinsame Basis sei die Religion.
Stehende Ovationen
Andererseits war er ein musikalischer Vollprofi mit absolutem Gehör. „Wenn jemand ihn bat, einen Ton anzustimmen, dann hatte er ihn immer parat. Er hat uns unheimlich viel beigebracht.“ Nicht alle Chormitglieder hatten eine perfekt geschulte Stimme und beherrschten das Notenlesen. „Gerade in solchen Fällen hatte er viel Geduld. Er kannte viele kleine Tricks und Hilfen, um alles hinzukriegen.“ Das hohe Niveau der Konzerte habe immer wieder neue, junge und talentierte Sänger angelockt.
Mit Leidenschaft schrieb eigene Stücke und passte sie so an, dass sie zu seinem Chor passten. Er sei ein großer Freund klassischer Musik gewesen, sagt Vierhaus. Je nach Gelegenheit hatte er aber auch viel für Volks- und Wanderlieder übrig. Noch im Alter von 80 Jahren dirigierte er ein großes Sinfonieorchester-Konzert in der Kirche St. Lambertus. 2019 gab er aus gesundheitlichen Gründen den Taktstock ab. Mit stehenden Ovationen würdigten und verabschiedeten ihn die Zuhörer bei einem Konzert Anfang 2020, das schon seine Nachfolgerin leitete.

Musikalischer Vollprofi
Am 9. November 1935 wurde Koerner im schlesischen Ort Strehlen geboren. Bis zum Abitur hatte er Klavierunterricht. Danach studierte er für das Lehramt, mit dem Wahlfach Musik. Lange arbeitete er als Lehrer an der Volksschule in Obercastrop, bevor er an die Lindenschule wechselte. 1960 übernahm er den Kirchenchor St. Elisabeth und leitete ihn bis 2019. An der Uni Dortmund war er als Lehrbeauftragter im Fach Klavier und als Mitglied im staatlichen Prüfungsamt im Fach Musik tätig. Obendrein leitete er mehrere weitere Chöre und begleitete Konzerte als Solist an Orgel und Klavier.
Die Familie und die Musik
„Die Familie und die Musik, das waren seine Hauptaufgaben – neben der Schule natürlich“, fasst Vierhaus zusammen. Mehrere von Koerners Geschwistern lebten in Castrop-Rauxel. „Familienfeiern gab es daher immer. Weil die Familie sehr musikalisch ist, bestanden die Feste oftmals auch aus kleinen Konzerten.“ Koerner sei verheiratet gewesen, bis seine erste Frau an Krebs verstorben sei. Später habe er ein zweites Mal geheiratet. Es sei nicht verwunderlich, dass seine drei Töchter sehr musikalisch seien. Ab und an spielten jedenfalls zwei von ihnen weiterhin bei Konzerten im Orchester mit.
Die Lücke, die der Chorleiter hinterlässt, hat wohl für jeden Wegbegleiter eine andere Gestalt. Was bleibt, sagt Vierhaus, sind die Erinnerungen an einen humorvollen, freundlichen Mann mit großem musikalischen Talent. „Die Weise, wie er sein Wissen vermitteln und den Chor als Gruppe stärken konnten, war einzigartig.“
