Die Castrop-Rauxeler Pfarrer Szarata (l.) und Gundermann sprachen mit uns über das neue Gutachten zum Missbrauch in der Kirche, in dem auch dem ehemaligen Papst Benedikt XVI. Untätigkeit trotz Mitwissens vergeworfen wird.

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Kirche in Castrop-Rauxel: Entsetzen wegen der Vorwürfe gegen Papst Benedikt

rnMissbrauchs-Skandal

Der emeritierte Papst Benedikt wird in Zusammenhang mit dem Missbrauchs-Skandal schwer belastet. Für die Gemeinden in Castrop-Rauxel ist das eine schwere Situation: „Wir leiden alle darunter.“

Castrop-Rauxel

, 22.01.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Nachricht ist Thema in den katholischen Kirchengemeinden: Ein Gutachten lastet dem emeritierten Papst Benedikt XVI. Fehlverhalten im Umgang mit vier Fällen von sexuellem Missbrauch an. Betroffen ist seine Zeit als Erzbischof des Bistums München und Freising.

Damit rückt der Missbrauchs-Skandal der katholischen Kirche einmal mehr in den Blickpunkt. Wir haben mit Vertretern der beiden Pastoralverbände in Castrop-Rauxel gesprochen.

„Wir leiden alle darunter“, sagt Pastor Zbigniew Szarata, Pfarrer der Pfarrei Corpus Christi im Norden von Castrop-Rauxel. Und ja, das Thema Missbrauch sei in jedem Gremium Thema. „Entsetzen und Enttäuschung“, so schildert er seine Reaktion auf die neuesten Meldungen um Papst Benedikt.

„Ich habe ihn sehr geschätzt“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Auch wegen des Umgangs mit dem Thema Missbrauch in der katholischen Kirche. Szarata erinnert daran, dass Josef Ratzinger 2001, damals als Präfekt der Glaubenskongregation, die weltweite kirchenrechtliche Verfolgung von Missbrauchstätern wieder möglich gemacht habe. „Damals dachte ich, das geht endlich in die richtige Richtung“, sagt er.

„Es wird viel zu wenig von den Opfern gesprochen“

Zwei Dinge liegen ihm auf dem Herzen. „Es wird zu viel von den Tätern gesprochen und zu wenig von den Opfern“, so Zbigniew Szarata. Er äußert Unverständnis darüber, dass diese ganzen Fälle bis heute nicht konsequent aufgearbeitet werden.

Und er denkt an seine Gemeindemitglieder vor Ort, speziell die vielen Menschen, die sich sozial in den verschiedensten Gruppen in den Gemeinden, aber etwa auch bei der Castroper Tafel einsetzen. „Die verdienen nicht den schlechten Ruf, den die Kirche hat“, sagt er: „Das belastet mich als Pastor.“ Er hoffe, dass diese Menschen nicht den Mut verlieren, so sagt er weiter.

Das Thema Missbrauch ist präsent in der Corpus-Christi-Gemeinde, so Pastor Szarata. „Wir investieren viel Zeit und Energie darauf.“ Jede Gruppe, sei es für die Kommunionvorbereitung oder Firmung, werde geschult. Die Gemeinde hat wie andere Gemeinden ein Institutionelles Schutzkonzept erarbeitet.

Dekanat Emschertal stellt Institutionelles Schutzkonzept vor

In der kommenden Woche wollen die vier katholischen Gemeinden im Dekanat Emschertal dieses Schutzkonzepte gemeinsam öffentlich vorstellen. Pastor Zbigniew Szarata weiß jetzt schon, dass Papst Benedikt auch da Gesprächsthema sein wird.

Im Pastoralverbund Castrop-Rauxel-Süd zeigt sich Pfarrer Christoph Gundermann ebenfalls betroffen. „Erschreckend und beschämend“ nennt er generell den Missbrauchs-Skandal der Kirche und dem Umgang damit.

Aktuell zu den Meldungen um Papst Benedikt, der von vier Fällen sexuellen Missbrauchs während seiner Zeit als Erzbischof des Bistums München und Freising gewusst haben soll, will er nicht Stellung nehmen, „Mir fehlt der harte Beweis“, sagt er im Gespräch. „Ich stehe genauso da wie alle und frage mich, was da geschehen ist.“

Für ihn ist wichtig, dass das Versagen der Institution Kirche vor Ort nicht mit dem gelebten Glauben vermischt werde. Neue Fragen und neue Diskussionen mit seinen Gemeindemitglieder in Castrop-Rauxel werden kommen. Den Glauben zu stärken, darin sieht er in diesen Tagen eine wichtige Aufgabe.