Katja Groppe und Mitarbeiterin Sarah Petermann vor dem aktuellen Eingang ihres Cafés in Habinghorst. Das Lokal ist zu teuer geworden durch den Lockdown.

© Groppe

Beliebtes Café stand vor dem Corona-Aus – Jetzt rettet Umzug den Betrieb

rnKatjas Café

Katjas Café an der Langen Straße ist beliebt. Durch das Coronavirus hat es nun aber ein Jahr lang schwer gelitten. Die Betreiberin gibt nicht auf, auch wenn Corona sie zu Veränderungen zwingt.

Habinghorst

, 23.02.2021, 17:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Nach einem Jahr, „das für uns alle außergewöhnlich war, wird es nun Zeit innezuhalten“: Das schreibt Katja Gropp, die Betreiberin von Katjas Café an der Langen Straße in Habinghorst bei Facebook. Menschen, die nur diesen Satz lesen, erschrecken: Was meint Katja? Ist der Corona-Pandemie ein Café zum Opfer gefallen, das erst im Juni 2019 eröffnet hat?

Nein. „Alle Zweifel, Hoffnungen, Unwegsamkeiten, all‘ die trüben Gedanken, die Existenzangst, aber auch die teilweise rührenden und energiespendenden Begegnungen gilt es jetzt in die Waagschale zu werfen, zu betrachten und dann zu entscheiden, wie es mit meinem Café weitergehen soll“, schreibt die 51-Jährige in ihrem Beitrag. Das klingt nach Kampfgeist.

„Man könnte viele Worte darüber verlieren, wie anstrengend die zurückliegende Zeit für die Gastronomie und somit auch für unser Team war“, schreibt die vierfache Mutter erwachsener Kinder nun offen an ihre Kunden und Gäste. „Aber das alles wissen Sie längst und so richten wir unseren Blick nun lieber nach vorn.“

Es geht nur ein paar Meter weiter

Die eigentliche Nachricht, die Katja Gropp verkündet: Das Lokal zieht um. Aber nur ein paar Meter weiter, von der Hausnummer 64 in die 68, in ein leerstehendes Eck-Lokal an der Hugostraße. Das Café wird damit kleiner. Und das Lokal für sie günstiger. Das ist ihr großes Glück.

Katja Groppe und Mitarbeiterin Sarah Petermann bei der Arbeit in der Küche des Cafés.

Katja Groppe und Mitarbeiterin Sarah Petermann bei der Arbeit in der Küche des Cafés. © Groppe

Vor sechs Monaten schon zog Katja Gropp die Reißleine, trotz der Corona-Hilfen, die sie da schon bekommen hatte: Sie kündigte den Mietvertrag zu Ende März 2021. „Ich musste“, sagt sie im Telefonat mit unserer Redaktion. Denn sie konnte die Kosten nicht mehr wuppen. Zudem war das Lokal einfach zu groß: Sie brauchte dafür zu viel Personal, das sie nicht mehr bezahlen konnte.

„Corona zeigte uns eben auch, was wir verändern können und müssen, was gut war und was bleiben soll“, erklärt Katja Gropp jetzt. Sie ist dafür sogar dankbar, denn: „Ich war schon davon ausgegangen, dass ich weg vom Fenster bin.“

Öffnen darf das neue Geschäft trotz der ersten Lockerungen seit dem 22.2. noch nicht. Das alte hält sie nun auch geschlossen. Zuletzt war es nachmittags noch drei Stunden für Spontankunden und Abholer geöffnet. „Das geht jetzt nicht mehr“, sagt Katja Gropp, die gerade im neuen Lokal noch die Toiletten geschrubbt hat. Jetzt wird der Umzug geplant und vorbereitet.

Am Valentinstag war alles ausverkauft

Obwohl wegen der zwei Lockdowns lange ganz geschlossen war, ruhte ihre Arbeit nie. Katja Gropp stellte mit ihrer verbliebenden Teilzeit-Mitarbeiterin Sarah Petermann vieles auf die Beine: Torten und Donuts, Frühstückstüten mit frischen Leckereien, selbstgemachten Marmeladen und Sekt für ein Liebesfrühstück am Valentinstag, einfachen Rührkuchen, Erdbeer- oder Himbeer-Limes mit frischer Minze oder feine Desserts – nicht zum Verzehr in den Räumen, sondern zum Abholen für zu Hause.

Das Außer-Haus-Geschäft läuft inzwischen gut. Ostern, Muttertag, Valentinstag: Das waren die Top-Momente, in denen der Verkauf brummte und ihre Ideen übersprudelten. Die November- und Dezemberhilfe sei über ihre Steuerberaterin beantragt und flott ausgezahlt worden: „Das lief alles reibungslos“, sagt Katja Gropp.

Viel Arbeit haben Katja Groppe und Sarah Petermann: Sie halten nicht nur den Außer-Haus-Betrieb des Cafés aufrecht, sondern bereiten auch noch den Umzug ins Nachbar-Lokal vor.

Viel Arbeit haben Katja Groppe und Sarah Petermann: Sie halten nicht nur den Außer-Haus-Betrieb des Cafés aufrecht, sondern bereiten auch noch den Umzug ins Nachbar-Lokal vor. © Groppe

Das neue Lokal bot ihr die Vermieterin ihrer privaten Wohnung an. Es stand lange leer. Gropp wohnt selbst an der Langen Straße und sagt, dass sie dort sehr gerne wohne. „Das neue Lokal ist kleiner, es gibt weniger Tische, dafür eine Terrasse mit viel Sonne“, freut sie sich, die vorher nur ein paar kleine Tische auf dem Bürgersteig aufstellen konnte.

Mit einem kleineren Lokal, ihr selbst, der Bäckerin, und Sarah Petermann, der Kreativen, fängt sie neu an. Sie hofft auf eine Eröffnung Anfang April, so die Pandemie es zulässt. „Dann wird es wärmer, vielleicht können wir zumindest draußen schon mal anfangen“, sagt Katja Gropp. Das Außer-Haus-Geschäft könnte auch noch besser laufen, aber es läuft ja auch gerade erst so richtig an. Ideen jedenfalls sind da.

19 Bewertungen bei Google: Volle Punktzahl

„Wir machen alles selbst“, sagt sie: nicht nur die Marmeladen, Liköre, Kuchen, Plätzchen, sondern auch die Tüten und Geschenkpäckchen, in der die Dinge verkauft werden. Lohnt sich denn der Aufwand? „Das schätzen viele Menschen wert. Viele merken schon die Liebe, die darin steckt“, findet Katja Gropp. Bei Google hat das Café 19 Bewertungen. Alle fünf Sterne, Spitzenwert, das ist eine glatte 1.

Insgesamt, sagt Katja Gropp, habe sie 2019 ihr berufliches Glück gefunden: „Die Lange Straße hat nicht das beste Image“, sagt sie. „Aber ich fühle mich wohl hier. Ich weiß, dass es hier Probleme gibt, aber die gibt es woanders auch.“

Jetzt gilt ihr Fokus der neuen Zukunft ihres gemütlichen Habinghorster Lokals: „Ich, wir, das Team von Katja’s Café, freuen uns riesig darauf, Sie an einem sonnigen Tag in naher Zukunft am neuen Standort wiederzusehen“, schreibt Katja Gropp auf ihrer Facebook-Seite und bedankt sich „von Herzen für Ihre Treue und Ihre Wertschätzung unserer Arbeit“.