Eine Extra-Steuer auf bestimmte Hunde, die auf einer Liste als „gefährliche Hunde“ klassifiziert sind, will die Stadt Castrop-Rauxel verhängen. Der einfache Hundesteuersatz soll für „Kampfhunde“ verdreifacht werden. Ein Hund kostet dann nicht mehr etwas unter 100 Euro, sondern knapp unter 300 Euro. Das wollen einige Hundehalter sich nicht bieten lassen. Sie befürchten, dass dadurch vor allem Tierschutzvereine und Tierheime ein großes Problem bekommen.
Anja Jantz aus Henrichenburg und Frauke Hahn aus Rauxel brachten am Dienstag (4.12.2023) gegen 15.30 Uhr eine Liste mit 600 digitalen Unterschriften ins Rathaus. Am Morgen hatten sie sich angekündigt, Bürgermeister Rajko Kravanja ließ sich von einer Mitarbeiterin vertreten. Sie stempelte die Liste ab und sagte zu, sie an den Chef der Stadtverwaltung zu übergeben.
Die Petition ging am Donnerstagabend auf dem Portal change.org online. Es war eine Reaktion auf eine Ausschuss-Diskussion, die sich zuvor relativ knapp gestaltete: Stefan Brenk, Bereichsleiter Finanzen, stellte einen Entwurf einer neuen Steuersatzung der Politik vor. Er nannte dabei die Verdreifachung der einfachen Steuer auf spezielle Hunde und den Aspekt der Ausweitung der Steuerbefreiung für die Übernahme von Hunden aus dem Tierschutz von einem auf zwei Jahre.
Brenk begründete das nicht mit fiskalischen Argumenten, sondern mit einer nicht näher dargebrachten Steuerungswirkung. Sein Hauptgrund aber war, man passe sich da dem allgemeinen Umfeld an. Viele Kommunen hätten eine solche spezielle Steuer für Listenhunde, Castrop-Rauxel sei da eher eine Ausnahme.
Die Politik stimmt dem Entwurf mit großer Mehrheit zu. Nur Marcus Liedschulte, Vertreter von „Die Partei“, stimmte dagegen und begründete das auch: Studien besagten nach seiner Aussage, dass eine Klassifizierung der Gefährlichkeit von Hunden nach Rasse gar nicht möglich sei.
Am Donnerstag (7.12.2023, 17 Uhr, Ratssaal) steht diese Abstimmung erneut an. Es ist kaum zu erwarten, dass das Mehrheitsverhältnis dann anders aussieht. Vielleicht hat aber die Petition doch einen Einfluss: „Dies wird voraussichtlich dazu führen, dass noch mehr betroffene Hunde im Tierheim abgegeben oder wahllos ausgesetzt werden“, fürchtet Anja Jantz, die die Petition startete. „Dieser Rassismus muss endlich aufhören!“, heißt es wörtlich.
Das Tierheim sei ohnehin ausgelastet. Es müsste dann bald anbauen, glaubt sie. Listenhunde an Castrop-Rauxeler zu vermitteln, werde so noch unwahrscheinlicher: Neben der Leinen- und Maulkorbpflicht käme auf Halter weitere Hürden zu. Die Zucht und den illegalen Verkauf von Listenhunden werde man damit aber nicht abwenden.

Anja Jantz und Frauke Hahn im Interview bei der Listen-Übergabe im Rathaus auf rn.de/castrop
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