JVA Castrop-Rauxel öffnet sich "Kleiner Urlaub vom Alltag" führt hinein in den Knast

Meisenhof öffnet sich: "Kleiner Urlaub vom Alltag" führt in den Knast
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Die Corona-Pandemie hat auch im Knast für Beschränkungen gesorgt. Wer hinein wollte, brauchte einen triftigen Grund. Dass man hier einen „kleinen Urlaub vom Alltag“ nehmen wollte, gehörte definitiv nicht dazu. Aber bald.

Nach 2017 und 2019 beteiligt sich die Justizvollzugsanstalt Castrop-Rauxel erneut an der Knastkulturwoche. „Begrenzt, bewegt, befreit“ ist das Motto und „Der kleine Urlaub vom Alltag“ ist eine der Programmpunkte. „Für unsere Inhaftierten ist das Event etwas ganz Besonderes“, sagt JVA-Chef Julius Wandelt. Sie sitzen nicht nur Stuhl an Stuhl mit Besuchern aus Castrop-Rauxel im Zuschauerraum. Sie sind auch maßgeblich in die Organisation eingebunden.

Dr. Mojo und Blues-Harper Gerd Linnepe spielen im Knast.
Dr. Mojo und Blues-Harper Gerd Linnepe spielen im Knast. © Hilmar Brunow

Die Bühne gestalten, für den Ton sorgen, Absprachen mit den Künstlern treffen, Stühle aufbauen, Plätze anweisen, Currywurst für den Pausensnack zubereiten und an die Gäste austeilen – das alles ist Sache der Inhaftierten. „Es ist auch Gelegenheit, unsere Arbeit der Bevölkerung zu zeigen“, sagt Wandelt. Damit hebt sich der Meisenhof mit seinem offenen Vollzug von anderen Justizvollzuganstalten des Landes ab, die zur Knastkulturwoche keine Zuschauer aus der Nachbarschaft in ihre Häuser lassen können.

Dr. Mojo spielt Oldies

In der JVA an der Lerchenstraße öffnen sich an zwei Abenden die Türen. Am Dienstag, 15. November, 19 Uhr gibt es unter dem Titel „Der kleine Urlaub vom Alltag“ Oldies, Blues und Folksongs zu hören. Es soll ein kleiner Urlaub vom Alltag sein, verspricht Dr. Mojo, mit richtigem Namen Klaus Stachuletz, der solo und unplugged ein abwechslungsreiches Repertoire auf die Bühne des Meisenhofs bringen wird.

Zwischen den einzelnen Songs gibt es unterhaltsame Anekdoten und Hintergrundgeschichten zu Songs und deren Interpreten. Als Gast bringt Dr. Mojo seinen Freund, den Blues-Harper Gerd Linnepe mit. Übrigens: Bei einigen Songs ist Mitsingen ausdrücklich erwünscht. Da kann dann auch die Justiz-Staatssekretärin Dr. Daniela Brückner (Bündnis 90/Die Grünen) mitschmettern, die ihren Besuch angekündigt hat.

Am Donnerstag, 17. November, 19 Uhr, gehört die Bühne dem Alltagskabarett. Kurt Knabenschuh und seine Bulldogge Otiz zeigen, was sie den Menschen im ganz normalen Alltag abgeguckt haben. „Ein differenzierter Blick auf Banalitäten, intelligenter Wortwitz und eine englische Bulldogge, charmant, aber auch dickköpfig“, so wird der Abend angekündigt. Vielversprechend ist der Titel des Programms: „Ist das Ihr Hund, der sich gerade am Buffet bedient?“

Weihnachtsmarkt folgt

Mit der Knastkultur-Woche, einem landesweit aufgelegten Projekt, soll klargemacht werden, dass Knast und Kultur keine Begriffe sind, die sich widersprechen. „Kunst und Musik haben eine hohe integrative Kraft. Inhaftierte erkennen, dass sie sich auch darüber ausdrücken und ihre Vergangenheit aufarbeiten können“, so heißt es in einer Pressemitteilung.

Gleichzeitig biete sich für den Justizvollzug ein Zugang zu Inhaftierten, der eine Auseinandersetzung mit deren Tat und Persönlichkeit erheblich erleichtere. Für den neuen Minister der Justiz, Dr. Benjamin Limbach, ist die Woche ein wichtiger Beitrag zur Resozialisierung.

Viele Besucher kaufen beim Weihnachtsmarkt in der JVA.
Beliebt ist der Weihnachtsmarkt in der JVA, aber nach 2019 bremste Corona die Veranstaltung aus. © JVA Castrop-Rauxel

Auch danach geht es weiter mit Programm im Meisenhof. Drei Jahre gab es keinen Weihnachtsmarkt in der JVA. Am Samstag, 19. November, öffnen sich nun wieder die Türen der Justizvollzugsanstalt. 2019 kamen immerhin 4000 Besucher.

Wer an einer der Veranstaltungen der Knastkulturwoche teilnehmen möchte, kann sich per E-Mail melden unter poststelle@jva-castrop-rauxel.nrw.de. Die Teilnahmeplätze werden in der Reihenfolge des Posteingangs vergeben, solange der Vorrat reicht.

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