Judoka Rauxel legen Bürgermeister auf die Matte Streit nach Energiespar-Entscheidung beigelegt

Ende im Streit zwischen Judoka und Kravanja nach Energiespar-Entscheidung
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Was bedeutet es, bei den Judoka Rauxel in einer relativ kühlen Turnhalle zu trainieren? Der Verein veranstaltete jetzt ein Spezialtraining, um Bürgermeister Rajko Kravanja willkommen zu heißen. Der trainierte mit. Vorausgegangen war ein offener Brief der Judoka, der auch eine Provokation darstellte, und das umstrittene Energiespar-Programm der Stadt.

Namentlich Jana und Nina Koch hatten vor Wochen die Einladung des Bürgermeisters zum Neujahrsempfang der Stadt abgelehnt. Sie begründeten, sie hielten diese Veranstaltung in Zeiten von Energiesparmaßnahmen und Co. für deplatziert. Für sich als Ehrenamtler sahen sie so einen Empfang als unnötig an. Stattdessen luden sie Kravanja ihrerseits zum Training ein, um ihm zu vermitteln, was Vereine und Ehrenamtler wirklich bräuchten.

Jetzt kam es dazu: „Er hat die Einladung ernst genommen“, sagte Nina Koch aus dem Vorstand des Vereins. Donnerstag war er da, zusammen mit der Mitarbeiterin Dhana Stannek in der Turnhalle der Waldschule Rauxel. Dort tummelten sich fast 50 junge und ältere Judoka auf den Matten: Der Verein hatte im Vorfeld viele Mitglieder mobilisiert.

Kravanja und Stannek erhielten Judoanzüge, und nach einer kleinen Einweisung ins Begrüßungsritual ging es mit verschiedenen Spielen zum Warmwerden los. Für Kravanja folgte eine kleine Fallschule. „Er zeigte sich als sehr talentiert“, meinte Nina Koch, eine der besten Judoka der Region, hinterher. Auch beim Üben des „Blinkers“ hätten sich Dhana Stannek und der Bürgermeister sehr motiviert gezeigt. „Sie legten unsere Judoka gekonnt auf die Matte“, so Koch.

„Kravanja hat uns überzeugt“

Dann kam das Raufen am Boden, der „Inselkampf“. Kravanja griff zu, zeigte keine Berührungsängste und sang und tanzte auch beim Mitmach-Lied „Sportinator“ von Volker Rosin am Ende munter mit. Als Gastgeschenk gab es dann noch gesunde Snacks für alle. Jana Koch bekam am selben Tag noch ganz unerwartet die Sport-Ehrenplakette für ihren 2. Platz bei den Westdeutschen Meisterschaften U21 bis 70kg aus dem Jahr 2022.

Und was bleibt? „Herr Kravanja hat uns überzeugt. Er war von Anfang an auf Augenhöhe mit den Kindern, hat keinen Körperkontakt gescheut und alle Übungen mitgemacht. Wir müssen gestehen, das hatten wir nicht erwartet und freuen uns über das gelungene Training“, so Nina Koch. Sie bleibe aber bei ihrer Haltung: „Einen Neujahrsempfang für Ehrenamtler und Sportler brauchen wir nicht, sondern einen Bürgermeister auf der Matte auf Augenhöhe mit dem Nachwuchs.“

Und wie fiel die Bilanz des Bürgermeisters aus? „Manchmal führen unterschiedliche Meinungen am Ende zu einem besseren Ergebnis“, schrieb er bei Instagram. „So auch bei meinem Besuch bei den Judoka Rauxel. Wir mögen zwar unterschiedliche Auffassungen über den Neujahrsempfang gehabt haben, aber das Training und der Einblick in den Sport war unfassbar spannend. Danke dafür!“

Es habe ihm Spaß gemacht, nicht einfach nur am Rand zu stehen, sondern auf der Matte zu sein – „auch wenn mir ein bisschen die Muskeln und der Nacken weh tun“. Er würde sogar gerne bei mehr Vereinen im Training reinschnuppern und freue sich über Einladungen.

Hallen wochenweise auf 10 Grad

Die Heiz-Problematik, an der der Streit entbrannt war, hat sich inzwischen erledigt: Zum 23. Januar endete das Wechselmodell in den Sporthallen, das vorsah, die Halle in Rauxel und viele weitere nur noch alle zwei Wochen auf 17 Grad Celsius aufzuheizen und sie in der anderen Woche auf 10 Grad runterkühlen zu lassen.

Die Judoka hatten das als ungeeignet für den Judo-Sport bezeichnet und als weiteren Schlag gegen Kinder und Jugendliche, die schon die Haupt-Leidtragenden der Corona-Schutzmaßnahmen gewesen seien. Rund 17 Prozent Energie konnte die Stadt zuletzt einsparen.

Wie viel hat die Stadt wo eingespart? Unsere Grafiken zeigen das auf rn.de/castrop

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