Seit 30 Jahren
Jubiläum für "Biesenkämpchen" in Castrop-Rauxel
Vor 30 Jahren sah die Innenstadt von Castrop-Rauxel noch anders aus als heute - es hat sich vieles verändert. Manche Dinge sind jedoch noch so wie damals. Dazu gehört auch Ursula Hülsmanns Laden "Biesenkämpchen". Zum Jubiläum haben wir die Castrop-Rauxelerin in ihrem kleinen Geschäft besucht.
Ursula Hülsmann liebt ihren Laden Biesenkämpchen. Bereits seit 30 Jahren betreibt sie ihn, und noch ist kein Ende in Sicht.
Kleine Pfeifenmänner und Nussknacker stehen in weißen Regalen. In einer Glasvitrine reihen sich Holzblumen neben kleinen Engelsfiguren und in der Mitte des Raumes schwingt ein hölzerner Papagei Auf und Ab. Eines haben all diese Dinge gemeinsam: Sie stehen im Biesenkämpchen – und sie alle sind handgemacht.
Dreimal in der Woche geht Ursula Hülsmann um ihr Fachwerkhaus am Biesenkamp herum, schließt das kleine Tor auf und schreitet über elf grüne Treppen in den Hinterhof. Dann taucht sie für zwei Stunden in ihre beschauliche, bunte Welt ein. 79 Jahre ist die Besitzerin des Biesenkämpchen mittlerweile alt und auch nach 30 Jahren Geschäftsalltag immer noch voller Leidenschaft. „Ich verkaufe nur Sachen, die mir auch persönlich gefallen. Es sind auch immer wieder Teile dabei, von denen ich mich am liebsten gar nicht trennen würde“, sagt die Castrop-Rauxelerin und lacht.
Ausreichend Platz zum Werkeln
Angefangen hatte alles mit einem Basar im Kindergarten, für den die Eltern etwas basteln sollten. Hülsmanns Kinder besuchten damals die Einrichtung in Obercastrop. Die Hobby-Werklerin fertigte Salzteigfiguren und Rupfenpuppen. Handgemachtes eben, das auf großes Interesse stieß. „Viele haben gefragt, ob ich noch etwas für sie anfertigen könne. So ist die Idee für den Laden entstanden“ erklärt die dreifache Mutter.
Platz dafür fand sie in der ehemaligen Werkstatt ihres Vaters. Josef Koers war 1872 mit seinen Eltern von Werne an der Lippe nach Castrop-Rauxel gezogen. Seitdem wohnt die Familie in dem Fachwerkhaus neben der Lutherkirche.
Lange Zeit führte die Familie ein Geschäft für Belichtungskörper und Kleingeräte. In dem 25-Quadratmeter-Raum im Hinterhof fand Vater Koers Platz zum Werkeln. „Wir haben das Fachwerk in dem Raum erhalten und die Regale teilweise selbst gebaut, um den Charme des Raums zu erhalten“, sagt Hülsmann.
Jedes Teil in Handarbeit gefertigt
Das Persönliche hat für die Unternehmerin auch in ihrem Laden Vorrang. Dabei ist ihr nicht nur wichtig, dass jedes Teil in Handarbeit gefertigt wurde, egal ob es sich um Kinderspielzeug, eine Krippe oder auch Schmuck handelt. Sie unterhält sich mit ihren Kunden über private Dinge, tauscht sich aus und versucht für jeden eben das Teilchen zu finden, das auch wirklich zu ihm passt.
Manchmal verschenkt sie zum Dank für einen Besuch auch Karten mit kurzen Gedichten. „Ich hatte mal ein Pärchen aus England, das bei mir eingekauft hat. Die fanden es so schön, dass ich heute noch Weihnachtskarten von Ihnen bekomme. Da ist die Freude immer wieder groß“, schwärmt die Hobbybastlerin.
Während sich Hülsmann an die schönsten Geschichte ihres Geschäfts erinnert, ist auch Sabine Kasper an ihrer Seite. Sie arbeitet seit 25 Jahren in dem kleinen Laden. „Auch mir macht es immer noch Spaß. Und eigentlich habe ich keine Chefin. Wir sind gute Freundinnen“, sagt die Verkäuferin.
Hülsmann: "Ich spiele eben Kaufladen"
Wie lange sie den Laden noch führen will, weiß die 79-Jährige noch nicht. „Mein Mann hat immer gesagt, manche Menschen spielen Tennis, andere Fußball – und ich spiele eben Kaufladen“, sagt Hülsmann und lacht. Und deswegen wird sie auch weiterhin die grünen Treppen erklimmen, um für zwei Stunden ihre ganz persönliche kleine Welt zu genießen.