
© Paul Horst
Gerüchte um Schließung von Castrop-Rauxeler Imbiss-Legende: Was ist dran?
Gastronomie
Seit 37 Jahren betreibt Inhaber Arnulf „Archi“ Esslinger seinen Imbiss „Ruma-Grill“ in Dorf Rauxel. Jetzt gibt es Gerüchte, dass er den Laden schließt. Was sagt der Betreiber?
Günter Streckenbach nippt über einen schlichten Holztisch gebeugt an seinem Bier: „Ich bin hier schon als Kind hin“ erzählt er. Mit „hier“ meint er den „Ruma-Grill“ an der Pallasstraße in Dorf Rauxel. Der etwas unscheinbare Grill-Imbiss ist eine echte Institution im Stadtteil.
Betrieben wird er seit 1984 vom kantigen aber herzlichen Inhaber Arnulf Esslinger, den alle nur Archi nennen. Seit nunmehr 37 Jahren steht das Ruhrpott-Original hier zehn Stunden pro Tag hinter der Theke, sieben Tage die Woche. Den Laden hat Archi mit der Zeit selbst erweitert. Servierte er die heißen Gerichte anfangs noch aus einer „Bretterbude“, wie Günter Streckenbach sagt, baute Archi 1995 das Geschäft zu seiner jetzigen Größe aus.
In seinem Laden bereitet Archi auch heute noch zu, was das Ruhrpott-Imbissbuden-Herz begehrt: Schaschlik, halbes Hähnchen, Bratwurst, Frikadelle. Pommes rot-weiß und der ein oder andere deftige Salat als Beilagen dürfen auch nicht fehlen. Das gleiche gilt für die lockeren Sprüche, mit denen Archi jeden seiner Kunden freundlich begrüßt – egal ob kleines Kind oder Multimillionär. Denn wie Archi sagt: „Ich kenne sie alle, von ganz unten bis ganz oben.“
„Hier in der Ecke ist sonst nix!“
Die Kundschaft weiß ihn und seinen Imbiss zu schätzen. Denn wie Günter Streckenbach sagt: „Hier in der Ecke ist sonst gar nix!“. Deshalb gebe es viele Stammkunden wie ihn, die schon ewig hier herkommen. Für den Imbiss, seinen Besitzer und ganz besonders für das mit selbst zubereitetem Gewürz garnierte Geflügel (Wieder Günter Streckenbach: „Beste Hähnchen hier. Muss ich ganz ehrlich sagen.“) gibt es dafür online wie offline viel Lob und Respekt.
Pausen hat sich Archi auch deshalb in all den Jahren nur wenige genommen. Und das, obwohl er in seiner Zeit hinter der Theke schon mehrfach überfallen wurde. Aber egal ob Raubüberfälle oder zuletzt die Corona-Pandemie: Archis Imbiss hatte immer offen. Und so dürfte es vielen Menschen in Dorf Rauxel schwerfallen, sich ihren Stadtteil ohne den „Ruma-Grill“ und seinen Besitzer vorzustellen.
Schluss aus gesundheitlichen Gründen?
Doch in letzter Zeit haben Gerüchte die Runde gemacht, dass die Dorf-Rauxeler Imbisslegende von der Pallasstraße schon bald ein Ende finden könnte. Von einer Schließung Ende dieses Jahres war die Rede. Grund genug, bei Archi persönlich nachzufragen, was an den Gerüchten dran ist.
Im Gespräch gibt der 65-Jährige erst einmal Entwarnung. Es stehe noch überhaupt nichts fest und es gebe keinen Grund für voreilige Gerüchte. Aber Archi sagt auch, dass ihm seit längerem gesundheitliche Probleme zu schaffen machen. Die vielen Jahre hinter der Theke sind natürlich auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen.

Arnulf "Archi" Esslinger ist der stolze Inhaber des "Ruma-Grills". Der 65-jährige überlegt, in den Ruhestand zu gehen. © Paul Horst
Deshalb überlegt er tatsächlich, den „Ruma-Grill“ zum Jahresende zu schließen und sich zur Ruhe zu setzen – angesichts seines Alters sei das ja auch langsam mal Zeit. Und die wolle er gerne nutzen, „um zu reisen und an Motorrädern zu schrauben“. Er betont aber, dass seine endgültige Entscheidung noch ausstehe: „Irgendwann im Sommer oder Spätherbst wird sich das ergeben.“
Seine Kunden zumindest nehmen es gelassen. Günter meint, Archi sage schon seit zwei Jahren, er mache dicht. Passiert sei aber immer nichts: „Er lebt dafür.“ Und eine andere Kundin meint, dass man erst einmal bis Januar 2023 warten solle. Archi höre schon nicht einfach so auf.
Kein Imbiss-Aus an der Pallasstraße
Aber selbst wenn sich Archi entgegen der Vermutungen seiner Kundschaft entscheidet, den Laden dichtzumachen: Es ist davon auszugehen, dass es auch weiterhin ein Imbiss-Angebot am alten Standort geben wird.
Zwar sagt Archi, dass niemand aus seiner Familie den Betrieb weiterführen wird, aber er wird den Laden sicherlich an einen neuen Inhaber verpachten. Interessenten gebe es genug: „Hier waren schon Leute, die den Laden übernehmen wollten. Ich hatte auch schon Geld auf der Theke liegen“.
Man müsse nur damit rechnen, dass sich, damit sehr wahrscheinlich, das traditionelle Angebot und Ambiente seines Ladens ändern werde. Und einen neuen Namen als „Ruma-Grill“, den Archi vor 37 Jahren einfach vom vorherigen Besitzer übernommen hatte, bekäme er dann vielleicht auch.
Dass das ihren Archi nicht ersetzen könnte, da ist man sich an der Pallasstraße aber einig. Auf die an den Besitzer gerichtete Frage, ob man ohne ihn hier denn überhaupt klarkäme, lächelt dieser verschmitzt. Aus dem Hintergrund aber ruft ein Kunde laut: „Nein! Die anderen machen das nicht mit derselben Leidenschaft wie du!“
Gut also, dass sich die Hähnchenspieße erst einmal wie gewohnt weiter drehen und alles beim Alten bleibt. Und bis zu Archis endgültiger Entscheidung im Sommer bleiben ja noch einige Monate.