Gegen 15.30 Uhr: die Schlange vor der Impf-Kirche in Ickern ist länger geworden. © Dr. Knapp
Coronavirus
360 Castrop-Rauxeler in der Impfkirche Ickern geboostert
Die Angst im Advent vor dem Coronavirus zu verbannen: Das war das Ziel vieler Castrop-Rauxeler, die sich am Freitag in der Antonius-Kirche eine Booster-Impfung abholten. Wartezeit inklusive.
Freitag, 12.15 Uhr: Auf dem Ickerner Marktplatz ist Wochenmarkt, wie jeden Freitag. Es ist trist, gar nicht richtig hell geworden an diesem Tag. November halt. Am Rande des Marktes ist es aber nicht so wie sonst: Vor der Antonius-Kirche herrscht seltsames Treiben. Gut 30 Menschen stehen in einer Schlange vor dem Eingang. Sie tragen Masken und Papiere in der Hand. Und diese gelben Impfausweise.
Es ist der erste Tag der Booster-Impfaktionen von Dr. Holger Knapp und Matthias Jasper. Hier bekommt man die Auffrischungs-Impfung gegen das Coronavirus mit einem mRNA-Impfstoff. Ohne Termin, fast so unkompliziert wie möglich. Man muss nur vorher einmal in die Arztpraxis am anderen Ende des Marktplatzes, um sich den Aufklärungsbogen zu holen: Der hat zwölf Seiten und muss an verschiedenen Stellen ausgefüllt werden, sonst kein Pieks. Und die Krankenversicherungskarte muss eingelesen werden, sonst keine Abrechnungs- und Registrierungsmöglichkeit für die Ärzte.
Die Impfkirche in Ickern ist wieder da: Am 19.11.2021 verabreichten Dr. Holger Knapp und Dr. Matthias Jasper dort Booster-Impfungen gegen Sars-CoV2. © Tobias Weckenbrock
Nadelöhr am Praxis-Eingang
Hier bildet sich im Laufe der ersten Stunde dann auch das Nadelöhr der Impfaktion, die Holger Knapp eigeninitiativ auf die Beine gestellt hatte: Einige Menschen kommen direkt zur Kirche und werden am Eingang freundlich, aber bestimmt zur Praxis geschickt, weil sie nicht gelesen hatten, dass das notwendig ist. Andere hatten das schon unter der Woche geregelt. Aber im Treppenhaus stehen dann doch einige in einer Warteschlange, die bis runter auf den Parkplatz vor dem Gebäude reicht.
Vor der Praxis von Knapp und Jasper in Ickern bildet sich eine längere Schlange vom 1. Obergeschoss bis vors Gebäude. © Tobias Weckenbrock
Ungehalten ist deshalb keiner, und Bilder mit Warteschlangen von Hunderten Leuten, die man am Vortag aus Dortmund kannte, sind hier in der ersten Stunde nicht zu sehen. In der Kirche geht es dann flott: Das Personal nimmt die Bögen entgegen, misst die Temperatur mit einem Stirn-Thermometer. Dann werden die Menschen durch den Mittelgang in die Kirche geleitet: die einen links zu Knapp, die anderen in den rechten Kirchenflügel zu Jasper.
Rettungsdienst hilft mit Einsatzkräften
Dort nehmen sie Platz, bekommen vom Arzt Spritze und Unterschrift ins Impfzertifikat sowie den Aufkleber ins Impfbuch. Dabei läuft sanfte Musik aus einem Lautsprecher im Hintergrund. Im hinteren Teil der Kirche hat sich der Rettungsdienst der städtischen Feuerwehr mit einer Liege postiert, draußen steht ein Rettungswagen bereit. Und den Einlass draußen regeln zwei Mitarbeiter, die die Stadtverwaltung aus ihrem Bereich Migration und Obdachlose abgeordnet hat.
Hiltrud Kühnel (80) aus Ickern ist einer der ersten von am Ende 360 , die geimpft und zufrieden wieder herauskommt aus der Kirche. Sie ist Patientin bei Knapp, hatte vor sechs Monaten ihre zweite Impfung und ist nun froh: Den Advent und die Weihnachtszeit wollte sie gern im Kreise der Familie verbringen, ohne große Sorgen vor Corona. „Mir geht es gut“, sagt sie, als sie aus der Kirche heraustritt. „Und ich freue mich. Aber die Maske“, meint sie“, die trage ich weiter.“
Weitere Termine kommen noch hinzu
Am Rande des Termins offenbart Holger Knapp, dass er einen weiteren, einen sechsten Sondertermin geplant hat, der in der Praxis stattfinden soll. Und Bürgermeister Kravanja spricht am Vormittag im Interview mit unserer Redaktion davon, dass es bald auch vom Kreis organisierte Impfstellen geben werde, die in den Stadtteilen sein sollen, in Gemeinschaftshäusern, aber auch in Moscheen, nur fürs Boostern, aber zum Teil auch für Erst- und Zweitimpfungen.
Dr. Matthias Jasper mit seiner Assistentin im rechten Kirchenschiff. © Tobias Weckenbrock
„Es kamen viele Nachfragen, nachdem sich das herumgesprochen hat“, sagte Holger Knapp vor dem Start der Impfungen. „Wir haben hinreichend Impfstoff, 300 Impfungen sind unser Ziel, aber wenn noch Patienten kommen, machen wir auch weiter. Wir weisen keinen ab.“ Er habe noch nie Impfstoff weggeworfen. 31 Tage im Kühlschrank könne man die Impf-Ampullen inzwischen aufbewahren. Am Ende knacken sie ihr Tagesziel und gehen gegen 18 Uhr zufrieden ins Wochenende. So wie die meisten ihrer Gäste.
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