Der Hochdruckreiniger ist für den deutschen Eigenheimbesitzer im Frühjahr das, was der Laubbläser für ihn im Herbst darstellt: die Möglichkeit zum großen Saubermachen. Und das mit möglichst großem Lärmaufwand bei gleichzeitigem Verzicht auf jeden umweltschonenden Gedanken. Denn wenn der Stecker einmal gesteckt ist, dann gilt nur noch eins: Ran an den Dreck ohne Rücksicht auf Verluste.
Der Verlust fängt dabei bei den Mikroorganismen an, geht bei der ökologisch so notwendigen Insektenwelt weiter, kennt auch mit vermeintlich störender Flora keine Gnade und malträtiert zuletzt die Nerven der Nachbarschaft bis zur Auseinandersetzung vorm Schiedsmann oder vor Gericht. Denn wenn der Kärcher (zum Synonym für den Hochdruckreiniger geworden wie das Tempo für das Papiertaschentuch) kärchern will, dann gibt es kein Halten, keine Mittagszeit und keine Wochenendruhe.

Viele mobile Geräte, die zur Gartenarbeit oder beim Heimwerken eingesetzt werden, sind vor allen Dingen eins: wirklich sehr laut. So laut, dass sie das Gehör schädigen, wenn sie ohne Hörschutz benutzt werden. Und die Nachbarn fühlen sich nicht umsonst genervt. Zumal wenn in der typischen Eigenheim-Siedlung an mehreren Stellen gleichzeitig die Geräte angeworfen werden.
Häufig, so warnt auch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW, sind Gartengeräte und Maschinen auch noch völlig überdimensioniert. Für einen Rasen normaler Größe braucht man zum Beispiel keinen Mäher mit Benzinmotor, da reicht in der Regel auch ein viel leiserer Elektromäher. Aber Diesel-Dieter stört das genauso wenig wie im Autoverkehr. Nur was richtig Krach macht, ist auch richtig männlich, denkt immer noch manch gestandenes Mannsbild.
Dabei gelten Hausmittel wie grüne Seife, Soda und Essigreiniger als viel umweltfreundlicher und sind sogar noch günstiger als die motorbetriebene Allzweckwaffe. Aber natürlich, ihr Einsatz ist mit viel Arbeit verbunden. Die Terrasse wird dabei Stück für Stück mit einer Bürste abgeschrubbt. Das kann ganz schön anstrengend sein und lange dauern. Das ist dann eher doch nichts für die harten Kerle an der Säuberungsfront. Wer will das schon, wenn es auch mit brachialer Wassergewalt und schön laut geht.
Und so freuen sich die Gartengeräte-Hersteller über stabile Absatzzahlen für ihre Kettensägen, Laubbläser und Hochdruckreiniger, die da in deutschen Gärten im Dauereinsatz sind. Da sind plötzlich auch Strompreise völlig egal, sind Gedanken an die Umwelt völlig zweitrangig. Wenn die deutsche Terrasse im Frühjahr picobello zu sein hat, dann ist die Natur zu vernachlässigen. Ich lass mir doch mein Kärchern nicht verbieten. Mein Haus, mein Garten, meine Gesetze. Isso.
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.
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