Hauptbahnhof: Wie steht es um Einkaufsmöglichkeiten, Toiletten, Sauberkeit und Service?

© Thomas Schroeter

Hauptbahnhof: Wie steht es um Einkaufsmöglichkeiten, Toiletten, Sauberkeit und Service?

rnBahnhofscheck

Der Hauptbahnhof hat sich verändert. Verkauf des Gebäudes, Umbauten im Haus und der Bahnsteige. Wie präsentiert sich der Bahnhof aktuell? Wir haben ihn uns ganz genau angesehen.

Rauxel

, 15.07.2019, 04:55 Uhr / Lesedauer: 4 min

Die Wewole-Stiftung hat im Bahnhof im April ein Bistro und jetzt auch noch einen Kiosk eröffnet. Die Radstation ist ausgezogen zur Victorstraße, die Bahn hat den Bahnsteig umgebaut für den kommenden RRX. Wie präsentiert sich der Hauptbahnhof in Rauxel derzeit? Wir haben ihn gecheckt, haben uns genau umgesehen, haben mit Bahnreisenden gesprochen. Hier das Ergebnis unserer Recherche:

1. Die Einkaufsmöglichkeiten

Mit dem Bistro-Café „Cappuccino“ und dem Bahnhofskiosk „NimmEssMit“ im Erdgeschoss hat sich die Situation im Empfangsgebäude deutlich verbessert. Der Bahnhof wirkt so deutlich belebter, Pendler und Reisende können sich hier mit allem eindecken, was man unterwegs so braucht.

Mankos gibt es aber aus Sicht der Kunden auch: Das Angebot des „Cappuccino“ sei zu teuer, hieß es gerade erst in einer Diskussion auf Facebook in der „Du bist Castroper, wenn..“-Gruppe. Auch zwei Reisende auf dem Bahnsteig, die wir am Eröffnungstag des Kiosks am 11. Juli befragten, zeigten sich skeptisch, ob gerade das Café den Anforderungen in Rauxel entspreche. „Das passt nicht so wirklich in die Landschaft hier, es ist gerade für die vielen jungen Leute, die hier unterwegs sind, zu teuer“, sagt eine Frau, die den Ort als tägliche Pendlerin gut einschätzen könne.

Der neue Kiosk im Erdgeschoss.

Der neue Kiosk im Erdgeschoss. © Thomas Schroeter

Wewole-Chef Rochus Wellenbrock hat von Kritik an den Preisen des „Cappuccino“ noch nichts mitbekommen. Auf Facebook sei er nicht, „dort hingerotzte Kritik, die das Niveau von Herrn Trump auf Twitter hat, nehme ich auch nicht ernst“. Wer sachliche Kritik vorzubringen habe, sei bei ihm dagegen immer willkommen. Die Preise findet er selbst völlig in Ordnung: „6,50 Euro für ein Mittagessen inklusive Getränk sind doch tipptop.“

Das Warensortiment von Bistro und Kiosk sei im Übrigen ständig im Fluss. „Wir entwickeln das Sortiment natürlich weiter und reagieren auf die Kundennachfrage“, so Wellenbrock.

„Die Toiletten sind und bleiben frei in der Benutzung.“
Rochus Wellenbrock

Auch an den Öffnungszeiten gibt es bereits Kritik. Ein Kiosk, der nur bis 18 Uhr geöffnet hat, samstags nur bis mittags und sonntags gar nicht, ist aus Sicht von zweit Bahnkunden, die wir im Bahnhof trafen, nicht gerade der Ausbund an Kundenfreundlichkeit. Denn bei einem Kiosk erwarte man eigentlich, dass er außerhalb der üblichen Laden-Zeiten für die Versorgung da sei.

2. Die Toilettenfrage

Öffentliche Toiletten gibt es im Hauptbahnhof nicht. Toiletten gibt es aber im „Cappuccino“, und die seien auch für Nichtkunden offen, also für Bahnfahrer, die den Bahnhof nutzen. „Das haben wir versprochen, dass das so ist, und nach meinem Kenntnisstand gibt es damit auch gar keine Probleme“, erzählt Rochus Wellenbrock. „Die Toiletten sind und bleiben frei in der Benutzung, so lange niemand randaliert oder vandaliert.“

3. Der Fahrkartenkauf

Auf den Bahnsteigen gibt es Fahrkartenautomaten der DB, die auch funktionieren. Gepflegt sehen sie nicht gerade aus, das ist aber an allen Bahnhöfen ein Dauerproblem. Wer Beratung braucht beim Fahrkartenkauf oder bei der Reiseroute, muss nach wie vor raus aus dem Bahnhof. Immer noch hängt im Erdgeschoss ein handgeschriebener Hinweis, dass „unsere Agentur im September schließt“ und man Fahrscheine und Reisen ab dem 1. Oktober (gemeint ist 2018) in der Reiseagentur Ambos-Vestring erhalte. „50 Meter von hier auf der anderen Straßenseite“, so der Zettel.

Der Hinweis im Erdgeschoss ist nicht ganz frisch, stimmt aber immerhin.

Der Hinweis im Erdgeschoss ist nicht ganz frisch, stimmt aber immerhin. © Thomas Schroeter

Die Agentur befindet sich tatsächlich schräg gegenüber des Bahnhofs an der Bahnhofstraße 296 zwischen Pizzeria und Asia-Shop. Am Weg dorthin, den Reisende machen müssen, wird sich so schnell auch nichts ändern. Rochus Wellenbrock: „Gespräche darüber gab es mit der Bahn nicht. Was passiert, wenn der Kollege, der die Agentur betreibt, irgendwann nicht mehr aktiv sein wird, das ist offen. Verweigern werde ich mich Gesprächen darüber nicht.“

4. Die Radstation

Nach langem Hin und her zog die Radstation der Rebeq im Frühjahr, lange nach Ende des Mietvertrags, aus dem Bahnhofsgebäude aus. Seit dem 1. April ist die Radstation an der Victorstraße 11 zu finden. Übergangsweise, wie es im März hieß. Am neuen Standort hat man weniger Platz als zuvor im Bahnhof, muss mit etwa 100 Quadratmetern auskommen. An einer dauerhaften Lösung für eine Radstation innerhalb des Hauptbahnhofs werde in der Zwischenzeit weiter gearbeitet, hieß es im März.

Geschehen ist seitdem offenbar nichts. Denn Wewole-Chef Wellenbrock sagte am Donnerstag: „Seit dem Auszug habe ich keinen Kontakt mehr.“ In der Radstation wissen die Mitarbeiter auch nicht viel mehr. Der Mietvertrag hier gelte bis zum 31. März 2020, so Mitarbeiter Roland Randermann. Ob es noch Pläne mit dem Bahnhof gebe, könne er nicht sagen. Man hoffe nur inständig, dass die Radstation nicht 2020 komplett schließen muss. Randermann: „Es gibt Gerüchte, mehr aber nicht.“

Auch die Kunden würden immer wieder nachfragen. Die Auslastung am neuen Standort sei gut. Man habe hier aber auch nur 60 Stellplätze für Räder, während es am Bahnhof über 100 gewesen seien.

5. Der Bahnsteig

Der Ausbau der Bahnsteige auf das neue RRX-Maß ist quasi vollzogen. Da die neuen Züge um 60 Meter länger sind als die Regionalbahnen, mussten die Bahnsteige am Hauptbahnhof auf eine Länge von 215 Meter verlängert werden. Zudem wurden die Bahnsteige auf eine Höhe von 76 Zentimeter gebracht, um einen barrierefreien Einstieg zu ermöglichen.

Optisch werden die Bahnsteige ebenfalls neu gestaltet. So tauschte die Deutsche Bahn die Pflastersteine aus. Zudem ist ein Blindenleitstreifen für Sehbehinderte auf den Bahnsteigen und den Treppen integriert worden.

Ein trockener Einstieg ist beim RRX aber nur in den vorderen Bereichen des Zuges möglich. Die Überdachung ist nicht erweitert worden.

Die neuen Bahnsteigbereiche liegen Richtung Herne weit weg von den überdachten Bereichen.

Die neuen Bahnsteigbereiche liegen Richtung Herne weit weg von den überdachten Bereichen. © Thomas Schroeter

Nur noch einige letzte Absperrbaken auf den Bahnsteigen erinnern an den Ausbau. Die letzten Meter der Bahnsteige in Richtung Herne sind noch abgesperrt, hier laufen Restarbeiten. Mit teilweise neuen Sitzmöbeln, mit neuen Infotafeln und Schildern sind die Bahnsteige aufgerüstet worden.

Am Gesamteindruck hat sich aber wenig geändert. Die Bahnsteige sind, so wird es auch von Bahnkunden wahrgenommen, die wir vor Ort befragten, eher unsauber. An die Raucherzonen hält sich quasi niemand, Kippen quillen aus jeder Öffnung, liegen in jeder Ritze.

6. Die Aufzüge

Die beiden Aufzüge, die zu den beiden Bahnsteigen führen, funktionierten bei unserem Check einwandfrei. Sauber kann man sie nicht nennen. Nachdem in der Vergangenheit aber immer wieder von Uringeruch und Müllhaufen in den Aufzügen die Rede war, kann man den Zustand aktuell akzeptabel finden.

Alles macht keinen wirklich überzeugenden Eindruck, Dekra-Aufkleber belegen aber, dass die Lifte in diesem Jahr überprüft worden sind.

Auf kaputte Beleuchtung will die Bahn schnell reagieren.

Auf kaputte Beleuchtung will die Bahn schnell reagieren. © Thomas Schroeter

Wir haben die Aufzüge im Hellen benutzt, auch die Bahnsteige. Ob alle Beleuchtungseinrichtungen funktionieren, ist darum unklar. Aber die Bahn hat eine Hotline, bei der man defekte Lampen melden kann. Hinweiszettel darauf sind auf den Bahnsteigen angebracht.