
Bäderchef Heinz-Robert Schäfer steht auf dem Dach des Gebäudes am Parkbad Nord. Das Flachdach ist mit Solarabsorbern ausgelegt. © Lydia Heuser
Castrop-Rauxel setzt auf kühleres Wasser in den Bädern und im Rathaus
Energieknappheit
Die Stadt will Energie sparen. Erste Maßnahmen in den Bädern und im Rathaus sollen bald greifen. Warum sie nicht sofort umgesetzt werden und welches Einsparpotenzial der Krisenstab erhofft.
Kälteres Wasser – im Rathaus, im Hallenbad und im Freibad. So werden sich wohl die Maßnahmen bemerkbar machen, die der Krisenstab Energie der Stadt Castrop-Rauxel in seiner ersten Sitzung beschlossen hat.
Das Ziel: Energie einsparen. Denn die drohende Gasknappheit, die sich durch die neuesten Entwicklungen bei Nord Stream 1 noch verschärft hat, zwingt auch die Stadt zum Handeln.
Den Krisenstab leiten der Geschäftsführer der Stadtwerke, Jens Langensiepen, und der EUV-Vorstand Michael Werner. Orientiert hat sich der Krisenstab an Vorschlägen, die der Deutsche Städtetag, ein freiwilliger Zusammenschluss von kreisfreien und kreisangehörigen Städten in Deutschland, zusammengetragen hat.
„Sofortpaket“ greift nicht sofort
In dem Impulspapier sind auch die Vorschläge enthalten, die Castrop-Rauxel jetzt als Sofortpaket deklariert. Konkret geht es um drei Maßnahmen: Zum einen sollen Hallenbad und Freibad weniger stark beheizt werden. Und das Warmwasser im Rathaus soll abgestellt werden.
Wenngleich die Stadt von „sofort“ spricht, ist die Zeitangabe relativ. Die Stadt will erst nach den Sommerferien mit der Umsetzung anfangen. Warum? Den Schwimmern und Mitarbeitenden, so teilt man mit, sei es nicht „zuzumuten“, dass sich solche Dinge von heute auf morgen änderten. Man wolle „einige Tage Vorlauf einräumen“. Außerdem seien bei der Umstellung einige dezentrale Handgriffe nötig. Auch das gehe nicht von heute auf morgen.
Mit wie viel Einsparpotenzial rechnet die Stadt mit diesen Maßnahmen? Die Antwort erstaunt. Obwohl das Freibadwasser mittels Solarabsorbern erwärmt wird, also mit der Kraft der Sonne, musste die Stadt bisher zusätzlich mit Gas nachhelfen. „Der Absorber allein würde nicht ausreichen“, schreibt die Pressestelle auf Anfrage der Redaktion.
Die Leistung des Absorbers ist immer auch abhängig von der Wetterlage. Ist es warm, scheint die Sonne stark, wird das Wasser in den Schläuchen entsprechend stark erwärmt. Ist das Wetter schlecht und die Nächte kalt, muss zusätzlich mit Gas geheizt werden.
70 Prozent Einsparung
Und so rechnet der Krisenstab im Freibad mit dem größten Einsparpotenzial. Bis zu 70 Prozent Ernergieeinsparung seien hier möglich. Das hänge aber von den oben genannten Faktoren ab, also Wetter und Kälte in der Nacht sowie der Anzahl der Badegäste. Wie viel macht das dann konkret aus? „Eine konkrete Größe ist schwer zu benennen“, so die Antwort.
Das Wasser im Hallenbad soll in seiner Temperatur übrigens um zwei Grad reduziert werden. Die Stadt schätzt die Einsparung hier auf 8 Prozent der üblichen Energiemenge. Hallenbad und Rathaus werden mit Fernwärme, die wiederum zum Großteil aus Erdgas erzeugt wird, geheizt. Teilweise läuft die Warmwasseraufbereitung im Rathaus auch über Strom. Wie hoch das Einsparpotenzial im Rathaus ist, kann die Stadt nicht beantworten, „das ist nicht seriös qualifizierbar“.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
