Das Verkehrsgutachten zur Ortsumgehung Waltrop über die geplante B 474n weist eine Mehrbelastung für Castrop Rauxel aus. 30.000 Fahrzeuge sollen täglich über die Verlängerung der Sauerlandlinie A 45 rollen. Besonders betroffen ist Ickern-End (am linken Bildrand).

© Oskar Neubauer (Archiv)

Neues Gutachten zur B 474n: Verkehr in Castrop-Rauxel nimmt drastisch zu

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Fluch oder Segen? Die geplante Verlängerung der Autobahn 45 als B 474n erhitzt erneut die Gemüter. Anlass ist ein neues Verkehrsgutachten. Und das verheißt für Castrop-Rauxel nichts Gutes.

Castrop-Rauxel

, 30.08.2021, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für die einen ist sie Heil, für die anderen Horror: die Verlängerung der Autobahn 45 in Richtung Norden. Als Bundesstraße 474n soll sie das Autobahnkreuz Dortmund-Nordwest mit der Bundesstraße 235 zwischen Datteln und Olfen verbinden. Für Datteln und Waltrop bedeutet sie Ortsumgehungen.

In Datteln ist die Bundesstraße als Ortsumgehung bereits im Bau. In Waltrop entwickelt sich das Thema zum Wahlkampfschlager. Ein neues Verkehrsgutachten für die Ortsumgehung Waltrop, dass die Ingenieurgruppe IVV aus Aachen im Auftrag von Straßen.NRW erstellt hat, bescheinigt der B 474n im Gesamtverlauf eine Bündelung der regionalen Verkehrsströme mit Entlastungen in den Ortslagen.

Für Castrop-Rauxel allerdings würde sie das komplette Gegenteil bedeuten. Darauf weist der Naturschutzverband BUND in einer Pressemitteilung hin. „Mit der geplanten B 474n gäbe es in Castrop-Rauxel keine Verkehrsentlastung gegenüber heute“, heißt es dort. „Vielmehr würde mit der B 474n in Castrop-Rauxel eine starke Verkehrszunahme im vorhandenen Straßennetz einhergehen.“

55 Prozent mehr Verkehr in Ickern-End

Für die bereits überlastete B 235 nördlich der A2 prognostiziert das Gutachten eine Zunahme um fast 20 Prozent. „Am schlimmsten würde es Ickern treffen“, erklärt Dr. Thomas Krämerkämper, der stellvertretende BUND-Landesvorsitzende. „Auf der Leveringhauser Straße mit ihrer beidseits dichten Wohnbebauung würde mit der B 474n die Verkehrszunahme bis 2030 sogar 55 Prozent betragen.“

Thomas Krämerkämper kritisiert das Festhalten am Bau der B474n von Seiten der Castrop-Rauxeler Politik.

Thomas Krämerkämper kritisiert das Festhalten am Bau der B474n von Seiten der Castrop-Rauxeler Politik. © Tobias Weckenbrock (Archiv)

Für die Menschen in Ickern-End hieße es dann treffend „Wohnen am Autobahnzubringer“, moniert Krämerkämper. „Gleichzeitig würden zusätzlich über 30.000 Kraftfahrzeuge pro Tag auf der B 474n durch den benachbarten Wald brausen.“

Das Gutachten beschreibt noch einmal die Ausbauplanung. Vom Autobahnkreuz Dortmund-Nordwest an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel soll die neue Bundesstraße zunächst vierspurig und kreuzungsfrei bis nach Waltrop-Oberwiese führen.

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Dabei kreuzt sie die L 645 zwischen Ickern-End und Waltrop Leveringhausen. Nördlich der L 645, die Waltrop mit dem Schiffshebewerk und der B 235 verbindet, ist sie zweispurig geplant. Die Ortsumgehung Waltrop soll nördlich der Stadt an einer Kreuzung mit der L 609 enden.

Mehr Verkehr auch auf der Römerstraße

Die „neue großräumige Verbindung“, wie das Verkehrsgutachten die B 474n charakterisiert, bringe auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet nicht nur mehr Verkehr in Ickern und auf der B 235 nördlich der A2.

Diesen Verlauf soll die B 474n im Bereich der Ortsumgehung Waltrop nehmen.

Diesen Verlauf soll die B 474n im Bereich der Ortsumgehung Waltrop nehmen. © MHB-Grafik (Archiv)

„Auch entferntere Straßenzüge wie die Römerstraße mit plus 19 Prozent und die Suderwicher Straße mit plus 15 bis plus 18 Prozent wären von der Verkehrszunahme betroffen“, erklärt Thomas Krämerkämper vom BUND. „Die B 474n würde für Castrop-Rauxel nur Nachteile bringen.“

Es mache den Umweltverband „fassungslos, dass sich immer noch Politiker und Parteien in Castrop-Rauxel zur Wahl stellen, die entgegen aller Fakten die B 474n befürworten und von einer Verkehrsentlastung fabulieren.“

Straßenbauprojekt aus den 60er-Jahren

Krämerkämper verweist auf die Folgen des Klimawandels mit Dürren, Waldbränden, Hitzewellen und Überflutungen, die viele Bürger besorgt in die Zukunft schauen lassen. Ursprünglich geplant war das Straßenbauprojekt aus den 60er-Jahren zur Erschließung neuer Kohlebergwerke im Münsterland. Im Jahr 2021 sei es „nicht die richtige Antwort auf die Verkehrs- und Klimaprobleme unserer Zeit“.

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Nördlich von Waltrop, auf Dattelner Stadtgebiet ist die B 474n seit Ende 2019 in Bau. Sie führt von der Münsterstraße zwischen Waltrop und Datteln zur B 235 – vorbei am „NewPark“-Gelände. Unter dem Namen „NewPark“ ist ein 293 Hektar großes Gewerbe- und Industriegebiet in Datteln geplant.

Es soll 9000 Arbeitsplätze schaffen. Die Planungen prognostizieren einen Neuverkehr von täglich 16.000 PKW-Fahrten und 4.000 LKW-Fahrten. Im Oktober soll der Bebauungsplan für den „NewPark“ offengelegt werden.