Ein Brief, ein Passfoto, eine Kontaktanzeige, die Hochzeitseinladung mit Foto und ein Foto mit einem Paar in Paris.

Tim Lehmann hat über eine Kontaktanzeige in der Zeitung seine Frau gesucht - und war erfolgreich. © Lydia Heuser

Tim Lehmann hat seine Liebe über eine Kontaktanzeige gefunden

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Die große Liebe findet man nicht über eine Kontaktanzeige? Und ob. Tim und Kornelia Lehmann beweisen das Gegenteil. 1999 hat sie auf seine Anzeige geantwortet. Zwei Jahre später kam die erste Tochter zur Welt.

Castrop-Rauxel

, 25.10.2022, 19:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Heute sucht die Mehrzahl der Singles via Tinder nach dem nächsten Date oder gar der großen Liebe. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit suchte man via Kontaktanzeige in der Zeitung. 1999 tat das auch Tim Lehmann. Er war damals 32 Jahre alt, hatte zwei nicht allzu lange Beziehungen hinter sich, und wollte endlich seine große Liebe finden, aber keine „Traumfrau“, wie er in der Annonce betonte.

Dass sich unter den gut fünfzig antwortenden Frauen und Heiratsvermittlungsagenturen dann doch seine Traumfrau verbarg, das war dem damals in Schwerte wohnenden 32-Jährigen wohl nicht klar. Kornelia, damals auch 32, meldete sich mit einem zweiseitigen, handgeschriebenen Brief bei ihm zurück.

Tim Lehmann (heute 55) sprach der Brief an: „Die Schrift hat mir gefallen.“ Kornelia fand seinen Antwortbrief hingegen nicht ganz so toll: „Der war auf dem Computer geschrieben. Da war ich ein bisschen eingeschnappt“, sagt sie rückblickend und rümpft dabei die Nase. Auch das beigefügte Passfoto sagte ihr nicht zu. Auf Schlips und Kragen stehe sie eigentlich gar nicht.

Die Handschrift noch als Alltagspraktik, die am PC verfassten Zeilen hingegen als auffallende Ausnahmeerscheinung: Die Wahrnehmungen, was die Wahl des angemessenen Kommunikationsweges betrifft, haben sich seit 1999 deutlich gewandelt.

Das erste Date war ein Reinfall

Ähnlich ist es mit dem Thema Handys. Kornelia und Tim brauchten einige Wochen, bis sie sich zum ersten Date verabreden konnten. Der Grund: Sie erreichten sich über Festnetz nicht. Mobil, immer und überall zu erreichen, waren 1999 die wenigsten Menschen.

Kornelia arbeitete damals viel in Nachtschicht auf der Kinderintensivstation. Die Castrop-Rauxelerin hatte sich während einer dieser Nachtschichten entschieden, auf zwei Kontaktanzeigen zu antworten.

Kornelia und Tim Lehmann (55) haben sich über eine Kontaktanzeige kennengelernt.

Kornelia und Tim Lehmann (55) haben sich über eine Kontaktanzeige kennengelernt. © Lydia Heuser

„Das erste Date war ein Flop“, sagt sie. Das zweite hingegen war der Auftakt zu einer ernsten Beziehung, einer Ehe, zwei Kindern, einem Hund. Wissen konnte die damals 32-Jährige das natürlich nicht, als sie über den Westenhellweg in Dortmund ging und Tim am vereinbarten Treffpunkt vor Karstadt stehen sah. „Soll ich ihn ansprechen, soll ich nicht?“, fragte sie sich damals.

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Sie tat es. Schließlich hatte sie zuvor lange mit ihm telefoniert – sie hatten sich dann doch irgendwann erwischt – und auch wenn ihr das Foto, das er ihr von sich mitgeschickt hatte, nicht so sehr zusagte, wollte sie ihn kennenlernen.

Für Tim war Kornelia die zweite Frau, die er aus den Rückmeldungen ausgewählt hatte und treffen wollte. Das erste Date sei ein Reinfall gewesen. „Ich wusste nach zehn Minuten, dass das nichts wird“, sagt der heute 55-Jährige. „Das Gespräch war total zäh.“ Er und sein Date hatten sich in Hagen in einem Restaurant verabredet.

Das war die Anzeige, die Tim Lehmann, 1999 aufgegeben hat.

Das war die Anzeige, die Tim Lehmann, 1999 aufgegeben hat. © Lydia Heuser

„Da warst du beim zweiten Mal ja schlauer gewesen“, meint seine heutige Ehefrau. „Da gab’s nämlich kein Essen.“ Tim und Kornelia tranken erstmal nur einen Kaffee zusammen in Dortmund. Und es wurde später und später, die Zeit verflog. „Dabei wollte ich noch ins Kino“, erinnert sich die Castrop-Rauxelerin.

„10 Dinge, die ich an dir hasse“ wollte sie sich anschauen. Da das Treffen mit Tim so gut lief, gingen sie kurzerhand gemeinsam in den Film. Am 26. Oktober 1999 war das. „An einem Samstagnachmittag. Und das, obwohl der BVB gespielt hat“, sagt Kornelia. Eigentlich das schon ein gutes Zeichen dafür, dass Tim es ernst meinte. Denn der BVB ist sein Verein.

Drei Jahre nach dem ersten Date kam die erste Tochter zur Welt

Von da an ging alles ziemlich schnell. Den ersten Kuss gab es Anfang November. „In deiner Wohnung war das“, sagt Kornelia. Nach drei Monaten Beziehung lud Tim Kornelia nach Paris ein. „Mit Flug und Übernachtung und allem drum und dran.“ Wenn die heute 55-Jährige das erzählt, leuchten ihre Augen. Ein Foto von dem frisch verliebten Paar erinnert sie an die Anfänge ihrer gemeinsamen Geschichte.

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Im März 2001 zog Tim nach Castrop-Rauxel in die Eigentumswohnung, die Kornelia schon vor einigen Jahren gekauft hatte. Am 26. Oktober 2001, genau zwei Jahre nach dem ersten Date, kam Tochter Anna zur Welt. Davor wurde noch geheiratet, und zwar im Sommer mit einer rauschenden Gartenparty mit rund 50 Gästen. 16 Monate nach Anna kam gleich die zweite Tochter, Lisa, zur Welt.

„Ich hätte damals nie gedacht, dass das funktioniert“, sagt Tim Lehmann heute, wenn er an die Kontaktanzeige denkt, die sein ganzes Leben verändert hat.

Im Hause Lehmann geht die nächste Generation mit der Zeit. Partner werden auch hier längst nicht mehr via Zeitungsaufruf gesucht, sondern im Internet gefunden.