Das Castroper Weihnachtsdorf wird seit Dienstag auf dem Marktplatz aufgebaut. Am 14.11.2024 wird es eröffnet. Ab dem Tag gibt es fast täglich Programm auf einer Bühne. Und das bis Silvester. Wir haben darüber mit Ingo Böhmer gesprochen. Er ist Geschäftsführer der Agentur Böhmer & Partner aus dem Erin-Park, ist dort für Werbung, Marketing und Sponsoring zuständig und arbeitet auch für das Weihnachtsdorf in der Akquise. Mit uns sprach er über Hintergründe und Kosten.

Sie sind tätig für das Weihnachtsdorf 2024. Wie hängt das mit Ihnen zusammen?
Familie Philipp, also Frank, Leon und Mechthild, die 2023 dieses wunderschöne Weihnachtsdorf erstmalig bestückt haben, kamen auf uns zu und haben gesagt: Mensch, das Ganze kostet eine Menge Geld. Wir haben viele Veranstaltungen, wir haben eine Bühne, wir haben Gruppen; können wir nicht da was Schönes mit Sponsoring und Werbung machen? So haben wir uns 2023 kennengelernt und den ersten Aufschlag, so glaube ich, schon sehr erfolgreich hinter uns gebracht.
Was heißt es denn, ein Weihnachtsdorf zu organisieren?
Familie Philipp hat jede Menge Aufwand. Denn das gesamte Weihnachtsdorf wird von ihr aufgebaut und betrieben. Der riesige Schirm wird bald aufgestellt. Wir haben eine wunderschöne Bühne. Wir haben die Dorfschänke, wir haben die Hütte, die aussieht wie eine Skihütte, die Imbissstände und in diesem Jahr ganz, ganz neu: Für Kinder gibt es eine besondere Überraschung. Aber mehr dazu darf ich noch nicht verraten.
Was ist denn da Ihre Aufgabe konkret?
Wir unterstützen Familie Philipp im Hintergrund mit Werbepaketen. Wir denken, dass sich ein Sponsoring gerade für diese Veranstaltung lohnt. Sie läuft über sieben Wochen, es ist eigentlich die wichtigste Veranstaltung für Castrop-Rauxel. Da haben wir aufgerufen, dass Unternehmer sich beteiligen. Das wird sehr gut angenommen.
Unter anderem gibt es dieses Jahr ein besonderes Motto: das Weihnachtsdorf mit Herz. Es wird eine Tombola ausgespielt. Jeden Tag. Der Hauptpreis ist eine Kreuzfahrt. Dazu suchen wir die Castroper Weihnachtsengel. Da haben sich auch schon reichlich Damen und Herren beworben, die uns unterstützen.
Da muss man nur einmal kommen und kann Lose kaufen, oder wie läuft die Tombola ab?
Genau, egal an welchem Tag. Man kann natürlich jeden Tag kommen und jeden Tag Lose kaufen. Das wäre am besten. Jeden Tag kommen die Engel runter von der Bühne, verkaufen dann vor dem Show- oder Bühnenprogramm die Lose, die übrigens auch einem guten Zweck dienen: Die Hälfte des kompletten Erlöses geht an das Frauenhaus Castrop-Rauxel. Der zweite Teil geht an den Kinderhospizdienst Ruhrgebiet.
Warum braucht man Sponsoren für so eine Veranstaltung? Ein Markt müsste sich doch eigentlich so tragen durch den Verkauf.
Eigentlich. Wenn man mal schaut, ob national, regional oder lokal: Es gibt kein Event, keine Sportveranstaltung, keinen Sportverein, der ohne Sponsoren auskommt. Im Weihnachtsdorf fallen Kosten an für die Bühne, das Programm, für Sicherheit, für GEMA und so weiter. Personalkosten alleine für das Programm liegen fast im sechsstelligen Bereich. Das kann man mit Glühwein nicht wieder hereinkriegen.
Man muss ja auch sehen, dass wir eine Freiluftveranstaltung haben. Ja, es gibt diesen tollen Schirm und viele Unterstellmöglichkeiten. Aber wie man weiß, kann es ja im Dezember auch mal nasskalt werden; usselig, wie man hier so sagt. Dann sind unter der Woche die Besucherzahlen auch nicht so hoch wie am Wochenende.
Warum nimmt man dafür keinen Eintritt, zum Beispiel 5 Euro pro Person.
Das war von Anfang an nicht gewünscht. Wir kennen alle noch das tolle Zelt. Wirklich, ich war in den letzten Jahrzehnten immer sehr gerne im Adventszelt zu Gast. Wir haben auch Events mit Veranstalter Bubi Leuthold zusammen gemacht. Familie Philipp wollte den Besuchern aber die Möglichkeiten geben, das Programm kostenlos zu sehen und Sponsoren eine tolle Werbemöglichkeit geben. Die gibt es über Monitore, über Präsentationssponsoren und Hauptsponsoren, die wir in diesem Jahr haben. So kann jeder das Programm kostenlos genießen.
Wie ist denn das Image dieses Weihnachtsdorfes? Welche Rückmeldung bekommen Sie von denen, die Sie ansprechen?
Es ist sehr gut. Vergangenes Jahr waren alle misstrauisch, weil das Zelt weg war. Was kommt dann? Was wird da aufgebaut? Und dann kam eine ganz neue Variante. Meine Freunde aus dem privaten Bereich, meine Frau und ich, wir selbst haben das Weihnachtsdorf sehr, sehr oft genutzt, weil es eine Nische füllt. Wir kennen die großen Weihnachtsmärkte, zum Beispiel in Dortmund. Parkplatzsuche, Zigtausende von Menschen drängen sich durch die Gassen. Hier haben wir dieses Weihnachtsflair, Glühweintrinken mit Freunden, was Leckeres essen; eine ganz tolle Begegnungsstätte.

In Bochum, auf Crange, in Münster oder Dortmund bekommt aber natürlich auch was anderes.
Das stimmt, Porzellan und Weihnachtskugeln gibt es hier nicht. Aber es gibt hier viel Vergnügen, Essen, Getränke und gute Unterhaltung. Ein paar Highlights werden dabei sein. Seven Cent ist wieder dabei, da freuen wir uns schon sehr drauf.
Welche Rolle spielt eine Zusatzaktion wie das Eisstockschießen, das da ja am Rande stattfindet?
Eine sportliche Veranstaltung, wo kleinere und größere Unternehmen mit ihren Mitarbeitern eine Incentive-Maßnahme durchführen können. Das Eisstockschießen hat einen hohen Stellenwert für die Veranstaltung. Es ist Erlebnis pur.
Wenn wir uns erinnern: Auch im vorletzten Jahr, als Bubi Leuthold noch mit dem Zelt da war, gruppierte sich unheimlich viel Publikum vor und in der Scheune. Liegt es vielleicht daran, dass sich Gesellschaft verändert hat?
Ja, es kann sein, dass man nach vielen erfolgreichen Jahren ein bisschen süchtig war nach was anderem. Eine klare Außenveranstaltung, bei der man Wind und den Winter spürt und die Düfte. Hinzu kommt, dass es auch nicht nur weihnachtlich zuging: Bei der Eisparty am 29.12.2023 haben DJs aufgelegt. Da war der Platz auch pickepackevoll.
Ein Highlight war die große Weltrekord-Aktion mit dem Gemeinschaftstanz und den roten Mützen. Gibt es dieses Jahr etwas Vergleichbares, oder braucht es sowas nicht zwingend?
Wir schauen natürlich, ob wir noch die eine oder andere Überraschung rausholen. Aber das war natürlich ein Riesending und der Platz war voll. Ich habe mitgetanzt, der WDR hat das Ganze begleitet. Ich denke auch für die Stadt ein riesiger Imagegewinn, nicht nur für das Weihnachtsdorf.
Das Gespräch zum Anhören: jetzt auf rn.de/pottcas