Gleis 4 ohne Genehmigung geöffnet Stadt versiegelt Tür der Cocktail-Bar

Gleis 4 war ohne Genehmigung offen: Ordnungsdienst versiegelt Cocktail-Bar
Lesezeit

Die Schlammschlacht im Hintergrund geht weiter. Und was bisher nicht belegt, aber offenkundig war, hat sich Mittwochabend bestätigt: Gleis 4 an der Bahnhofstraße hatte geöffnet. Dabei fehlt der Cocktail-Bar dazu eigentlich die Genehmigung. Wie kann das sein? Und wie reagiert die Stadt auf diesen Verstoß?

Die Betreiber oder möglichen Betreiber liefern sich inzwischen auch offen einen Schlagabtausch: Auf der Facebookseite unserer Redaktion tauschen unterschiedliche Akteure ihre Meinungen und Beiträge in Kommentaren aus. Darunter: Mario Rommel, der die Läden Haus Oe auf Schwerin und Gleis 4 als Unterpächter des ehemaligen Betriebsleiters Inan Acar betreiben wollte. Darunter Inan Acar selbst, darunter eine Mitarbeiterin namens Christina D.

Es gab Verträge zwischen Acar und Rommel, so viel ist klar. Es soll aber auch Kündigungen dazu und Aufhebungsverträge geben, sagt Inan Acar. Vorwürfe an Rommel werden laut, er habe nie Gehälter bezahlt. Er sagt, die Mitarbeiter hätten zum Teil auf eigene Faust geöffnet, obwohl keine Konzession vorgelegen habe. Die Stadt sagt: Es gibt gültige Konzessionen.

Das Gleis 4 am Mittwochabend gegen 18.45 Uhr: Die Tür steht auf, der Aufsteller preist Cocktails an.
Mittwochabend: Die Tür steht weit offen, der Aschenbecher verhindert, dass sie zufällt. Daneben bewirbt ein Schild die Cocktails. Drinnen sitzen zwei Männer vor und einer hinter der Theke. © Fabian Hollenhorst

Mittwochabend dann das: Gegen 18.45 Uhr steht die Tür im Eckhaus an der Bahnhofstraße weit offen. Ein Aufsteller, der in bunter Kreide Cocktails anpreist, lehnt am Türrahmen. Drei Männer sind im Lokal, kommen ab und zu zum Rauchen raus. Auch um 20.30 Uhr ist die Tür offen. Ein Mann mit Cap schaut ab und zu raus und raucht eine Zigarette. Es scheint, als gebe es zumindest keine Gäste mehr.

Wie kann das sein, wo doch die Stadt am selben Tag auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, dass das Lokal nicht öffnen dürfe?

Die Stadt erklärt am Donnerstag auf Anfrage unserer Redaktion: „Gestern gab es einen Einsatz an der Gaststätte Gleis 4 nach 21.40 Uhr. Die Gaststätte war geöffnet. Da ein Gast bedient wurde, wurde die Gaststätte geschlossen und versiegelt. Natürlich haben Gast und Wirt vorher die Örtlichkeit verlassen. Besondere Vorkommnisse gab es dabei nicht.“

Die Konzession für den Betrieb bestehe grundsätzlich, auch wenn Mario Rommel behauptet, sie sei ihm entzogen worden. Aber der Betrieb wurde wegen Sicherheitsmängeln untersagt. Nun ist der Haupteingang versiegelt. Es klebt auf Tür und Türrahmen. Sollte es entfernt oder gebrochen werden, muss sich nach Paragraf 136 Strafgesetzbuch verantworten. Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe stehen darauf.

Die Tür am Gleis 4 ziert nun dieses Siegel der Stadtverwaltung. Der Ordnungsdienst schloss die Gaststätte am Mittwochabend "nach 21.40 Uhr", wie es von der Verwaltung heißt.
Die Tür am Gleis 4 ziert nun dieses Siegel der Stadtverwaltung. Der Ordnungsdienst schloss die Gaststätte am Mittwochabend "nach 21.40 Uhr", wie es von der Verwaltung heißt. © Stadt Castrop-Rauxel

Das Stimmungsbild, das sich aktuell formiert: Inan Acar gilt bei einem Teil der Mitarbeiter, die sich im Internet oder uns gegenüber äußern, als der „bessere Chef“. Wie bei ihm die Anstellungsverhältnisse geregelt waren, wer hier wie genau bezahlt wurde und welche Rolle dabei Bargeld spielt, ist nicht klar.

Mario Rommel wird hingegen angegangen für die ausbleibenden Zahlungen: Er warte noch auf die Auszahlung des Kredits, soll er einmal einer der Beschäftigten, die unter ihm weiter machen wollte, gesagt haben. Unserer Redaktion gegenüber behauptete er noch in dieser Woche, er habe 30.000 Euro aufgenommen und auch Geld gezahlt.

Die Verwirrung ist groß. Auch die Justiz ist in den grundsätzlichen Fall um die beiden Gaststätten verwickelt: Anfang Juni wurde am Amtsgericht verhandelt. Der Angeklagte widersprach damals vor dem Gericht aber den Vorwürfen der Anklage. Es ging darin um nicht gezahlte Sozialabgaben in Höhe von rund 1500 Euro. Es geht um einen Zeitraum Anfang 2023, also weit vor Mario Rommel. Und es geht um die Frage: Wer war damals der eigentliche Chef und Betreiber, wer „nur“ Angestellter?

Der Strafrichter verlangte von der Staatsanwaltschaft, weitere Beweismittel oder Zeugen beizubringen, um den Sachverhalt aufzuklären. Vermutlich könnte schon helfen, sich von den Eigentümern der beiden Immobilien die Pachtverträge zeigen zu lassen.

Schlammschlacht um Traditionskneipen in Castrop-Rauxel: Rommel gegen Acar – wer ist der Chef?