
© Ronny von Wangenheim
Gesamtschule: Klassenräume werden nicht fertig – Schulleitung findet das gut
Neue Gesamtschule Ickern
Die neue Gesamtschule in Ickern ist eingerüstet. Drinnen wird renoviert. Die Räume für die fünften Klassen drohen, nicht fertig zu werden. Wie es weitergeht, erfahren die Eltern nun per Post.
Nach den Sommerferien wird die neue Gesamtschule Ickern an der Waldenburger Straße eröffnen. 112 Kinder werden in vier Klassen eingeschult. Die Klassenzimmer, die ihnen ursprünglich zugedacht waren, werden bis dahin aller Wahrscheinlichkeit aber nicht mehr rechtzeitig fertig.
Die künftige Schulleitung macht aus der Not jetzt eine Tugend. Ihr Plan B sei eigentlich Plan A, sagt Beigeordnete Regina Kleff. Die Eltern werden per Brief über die neue Situation informiert.

Aus der Not eine Tugend gemacht: Hier geht es in das Gebäude für die fünften Klassen der neuen Gesamtschule in Ickern. © Ronny von Wangenheim
Ortstermin. Treffpunkt ist nicht vor der Gesamtschule, die eingerüstet ist und aus deren Fenstern das Geräusch von Bohrern und Sägen auf die Straße dringt. Hinter der Fassade im Schulhof stehen Beigeordnete Regina Kleff und die Lehrer Dr. Kerstin Bröker und Holger Spieß. Sie haben das Konzept für die neue Gesamtschule entwickelt. „Bewegte Schule“ – das passt auch zu der neuen Aktion.
Villa Kunterbunt nutzte das Gebäude bis vor Kurzem
Denn wie geplant wird die Gesamtschule mit ihren vier fünften Klassen nicht starten können. Jetzt werden die Schüler ein paar Meter weiter lernen. Ihre Klassen sind in dem Gebäude, das bis vor Kurzem noch als Provisorium von der Kindertagesstätte Villa Kunterbunt genutzt wurde.

Dr. Kerstin Bröker und Holger Spieß vor dem gebäude, in dem bis vor Kurzem die Villa Kunterbunt untergebracht war. Hier werden die fünften Klassen unterrichtet. © Ronny von Wangenheim
Der Grund: Die Arbeiten im Hauptgebäude, vor allem in den Klassenräumen, drohen, nicht fertig zu werden. „Da war uns zu heikel“, sagt Regina Kleff. Es wird aber kein Umzug in ein Provisorium für nur wenige Wochen. „Wir fanden Plan B so gut, dass er für das ganze erste Schuljahr gilt.“ Sogar dauerhaft sei es denkbar, dass hier immer die fünften Eingangsklassen starten werden.
Die Eltern werden jetzt per Brief informiert, zum Ende der Sommerferien werden sie auch noch mit ihren Kindern in die Schule eingeladen, so Regina Kleff. Am 18. August ist dann offizielle Schuleinweihung.
Komprimiert auf ein kleines Gebäude finden Kinder sicheren Lernort
Kerstin Bröker sagt zum neuen Lernort: „Die Schüler haben hier einen geschützten Raum. Sie können sich sicher fühlen.“ Und das sei eine wichtige Voraussetzung, um lernen zu können. Vier Klassenräume, zwei Differenzierungsräume, eine Bewegungswerkstatt, dazu ein Sekretariat und ein Lehrerzimmer – alles ist kompakt auf zwei Etagen versammelt.

Helle Räume bieten überall den Blick ins Grüne und teilweise aufs Hauptgebäude. © Ronny von Wangenheim
Die Ausstattung, das ist ihr und Holger Spieß wichtig, werde die gleiche sein wie in den ursprünglich angedachten Räumen im Hauptgebäude. „Sie werden in der gleichen Atmosphäre lernen.“ Digitale Boards und mobiles Mobiliar gehört dazu.
Noch wird auch hier renoviert. Die Toiletten, die Garderoben, alles ist noch auf die Kindergartenkinder ausgerichtet, an den Fenstern kleben noch bunte Bilder. Ein Klassenraum ist bereits weiß gestrichen und zeigt, wie hell alles werden wird. Überall lassen sich große Fenster öffnen. Überall blicken die Schüler ins Grüne. Und in einen fünften Klassenraum.
Lernen in der Natur gehört zum Konzept der „Bewegten Schule“
Die beiden Lehrer, die noch an der Willy-Brandt-Gesamtschule Bottrop arbeiten, nutzen die Gelegenheit, von ihren Ideen für eine „Bewegte Schule“ zu erzählen. Dazu geht es ein paar Schritte unter die großen Bäume und auf eine Rasenfläche. Hier wird ein „Klassenzimmer“ entstehen. Steinblöcke und Holzstämme dienen als Sitzplätze, auch ein Pult wird es geben, damit Schüler oder Lehrer etwas präsentieren können.

Auch die Grünflächen am Schulgebäude werden zum Lernort werden. Hier entsteht ein fünftes Klassenzimmer. © Ronny von Wangenheim
Sogar jeder Baum kann zu einem Lernort werden, an dem die Kinder Materialien finden und so auch automatisch in Bewegung geraten. Und wenn sie für eine Lektürearbeit erst einmal lesen müssen, können sie das im Stehen, Sitzen oder auch in einer Hängematte liegend tun. „Wir haben uns von der Erlebnis- und Abenteuerpädagogik inspirieren lassen“, so Holger Spieß.
Fachräume werden bis zum Schulbeginn fertig sein
Zurück zum Hauptgebäude. Auch hier werden die Fünftklässler ein- und ausgehen. Hier sind die naturwissenschaftlichen Räume, die Kunst- und Technikräume. Sie werden alle fertig sein zum Schulbeginn, so Regina Kleff. „Müssen sie auch“, sagt Kerstin Bröker und zeigt lächelnd auf Holger Spieß. „Er will schließlich in seinem Technik-Unterricht ein Ickern-Kanu bauen.“ Daneben gibt es einen Kiosk und die Mensa.
Besonders freuen sich die beiden Lehrer über einen knapp 100 Quadratmeter großen Raum. Er wird zum Zentrum für angewandtes Lernen, kurz ZAL. „Hier gibt es verschiedene Stationen, in denen sie das Erlernte anwenden können. Moderationen machen, Zeitungstexte schreiben, riesige Wandtapeten gestalten – den beiden Lehrern, denen man ihre Begeisterung in jeder Minute ansieht, finden viele Beispiele.
Noch sind sie ein kleines Gründungsteam. Aktuell laufen Gespräche. „Es gab viele Bewerbungen“, sagt Holger Spieß. Bis zu den Sommerferien soll das Team von ungefähr zwölf Lehrerinnen und Lehrern komplett sein.