
Plötzlich kamen die Bekannten, die bei ihm wohnten, mit vielen Einkaufstüten an. Das weckte den Verdacht eines Castrop-Rauxelers. Mit Recht: Er war bestohlen worden. © picture alliance/dpa
31-Jährige missbraucht Vertrauen eines Castrop-Rauxelers und bestiehlt ihn
Geständnis in letzter Sekunde
In der Hauptverhandlung hatte die Angeklagte kein Wort gesagt. Doch am zweiten Verhandlungstag gab sie in letzter Sekunde zu, einem Bekannten in Castrop-Rauxel 3500 Euro gestohlen zu haben.
Am Ende sprach sie doch. Die 31-jährige Angeklagte, die einem Bekannten das für die Hochzeit gesparte Geld gestohlen haben soll, hatte in der kompletten Hauptverhandlung nichts gesagt.
Ihr wurde zur Last gelegt, einem 44-jährigen Castrop-Rauxeler, der sie und einen Bekannten für rund zwei Wochen beherbergt hatte, 3500 Euro gestohlen zu haben. Geld, das er in einem Briefumschlag in einer Umhängetasche aufbewahrte. Es war für die Hochzeit mit der Freundin gedacht, doch die Beziehung war kurz zuvor zerbrochen.
Die Angeklagte wusste von dem Geld, der flüchtige Bekannte, den sie über ihren Ex-Freund kannte, hatte ihr und ihrem Begleiter sein Herz ausgeschüttet. Noch bevor er den Verlust bemerkte, hatte er sich gewundert, dass die beiden Gäste, die anfangs sehr sparsam waren, plötzlich mit dicken Einkaufstaschen heimkamen, sich neu eingekleidet hatten.
Diebstahl entdeckt
So musste er nur eins und eins zusammenzählen, als er entdeckte, dass in besagtem Geldversteck anstelle der ersparten 4000 Euro nur noch 500 Euro steckten. Er informierte die Polizei, die bei einer Wohnungsdurchsuchung 1000 Euro in den Sachen der Angeklagten fanden.
Während das Verfahren gegen ihren Begleiter abgetrennt und dieser freigesprochen worden war, ging es für sie, die unter laufender Bewährung steht, weiter. Im Zeugenstand war am zweiten Verhandlungstag ihr Ex-Freund, mit dem sie inzwischen wieder zusammen ist.
„Ich kann nichts dazu sagen“, meinte der 42-jährige Duisburger zuerst. Doch dann fielen ihm doch ein paar Dinge ein. „Sie hat mir erzählt, dass sie es nicht war, sondern der Bekannte“, erinnerte er sich. Habe von Anstiftung gesprochen. Ein Wort, das Gewicht hatte, der Verhandlung eine neue Grundlage lieferte – und Anlass für eine Unterbrechung.
Geldstrafe verhängt
Die nutzte die Verteidigerin, um mit ihrer Mandantin zu sprechen. Bei Wiederaufnahme der Sitzung sagte sie: „Der Vorwurf wird eingeräumt.“ Ihre Mandantin sei verzweifelt gewesen, von Obdachlosigkeit bedroht und schäme sich heute außerordentlich. Es sei damals eine spontane Tat gewesen.
Dieses Geständnis in letzter Sekunde brachte der Angeklagten, die sichtlich angegriffen wirkte, ein paar Pluspunkte bei der Urteilsfindung. Weil sie zudem gut mit der Bewährungshilfe zusammenarbeitet, wieder eine Wohnung hat und eine Sucht-Therapie erfolgreich absolvierte, kam sie mit einer Geldstrafe davon.
120 Tagessätze zu je 10 Euro muss sie zahlen, in Raten von 50 Euro monatlich. Dazu wurde der Einzug der 3500 Euro angeordnet. „Sie musste zu ihrem Glück überredet werden, die Tat einzuräumen“, beschrieb der Richter das Geständnis in letzter Sekunde.
Ich bin seit etlichen Jahren als freie Mitarbeiterin für die Lokalredaktion tätig, besuche regelmäßig Gerichtsverhandlungen, um darüber zu berichten, und bin neugierig auf alles, was in Castrop-Rauxel passiert.