
© Lydia Heuser
Geldautomaten-Sprengung in Castrop-Rauxel: „Ich war total schockiert“
Anschlag auf Schwerin
In der Nacht zu Montag sprengten unbekannte Täter einen Geldautomaten in die Luft. Das Gebäude, in dem er stand, ist schwer beschädigt. Wir haben mit der Eigentümerin des Hauses gesprochen.
Es ist mitten in der Nacht, als Anja Beissert aus dem Bett geklingelt wird. „Sieh mal zu, dass du herkommst“, sagt man ihr am anderen Ende der Leitung. Anja Beissert zieht sich an und fährt nachts um 3 Uhr zu ihrer Arbeitsstätte an der Dortmunder Straße. Dort auf Schwerin hat sie ihr Immobilienbüro in einem frei stehenden, eingeschossigen Gebäude, das ihr gleichzeitig gehört.
„Die Straße war da schon abgesperrt“, erinnert sich die Immobilienmaklerin an den Moment, als sie an den Tatort kam. Zwei unbekannte Männer hatten in der Nacht zu Montag (9.8.) einen Geldautomaten in die Luft gesprengt, der im Vorraum des Immobilienbüros stand.
Am Dienstag nach dem Sprengstoffanschlag ist dort, wo einst der Geldautomat der Volksbank stand, nur noch ein eckiger dunkler Fleck auf dem Boden zu erkennen. Mitten durch dieses Rechteck haben Handwerker notdürftig eine neue Wand gezogen, denn die eigentlichen Wände und Türen sind weg – die Sprengkraft muss massiv gewesen sein.
Die Spuren sind deutlich zu erkennen
Der Vorraum bestand zur Straße hin komplett aus einer Fensterfront mit Alu-Rahmen. Die Gerippe, die davon noch übrig sind, sind deutlich verbogen. „Das muss alles neu gemacht werden“, sagt Anja Beissert.

Anja Beissert gehört das Haus, dessen Vorraum in der Nacht zu Montag in die Luft gesprengt wurde. © Lydia Heuser
Auch die Tür zum Immobilienbüro ist weg. In den Boden und an den Empfangstresen haben die Geschosse tiefe Kerben geschlagen. Die Deckenverkleidung ist im Empfangsbereich des Büros, also quasi hinter dem Automatenstandort, runtergekommen.
In der Nacht durfte die Besitzerin nicht in das Gebäude. „Es war nicht klar, ob es einsturzgefährdet ist.“ Erst um 7 Uhr, als Anja Beissert wieder zum Tatort fuhr und die Kriminalpolizei mit ihr sprach, konnte sie sich alles aus der Nähe ansehen.
„Ich war sprachlos und fertig. Es geht um meine Existenz.“
Ihre acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sattelten kurzerhand auf Homeoffice um. Denn in den Büros konnte niemand arbeiten, alles war übersät mit Glassplittern und Trümmerteilen. Außerdem: „Westnetz hatte das Objekt auf stromlos gestellt.“
Den gesamten Tag räumte Anja Beissert auf. „In Zusammenarbeit mit der Volksbank und Freunden.“ Der Niederlassungsleiter der Volksbank Castrop-Rauxel, Markus Göke, sagt: „Kollegen aus unserem Immobilienmanagement waren vor Ort. Die bringen auch das nötige Know-how mit.“
Notdürftig ist das beschädigte Gebäude am Tag danach wieder gesichert. Das Immobilienbüro hat eine neue, provisorische Eingangstür und Wand. Innen läuft wieder der normale Bürobetrieb. Doch bis alles wieder normal ist, wird es noch dauern. Anja Beissert schätzt, dass es bis Ende des Jahres dauern könnte, bis das Gebäude wieder komplett renoviert ist und die Fensterfront erneuert wurde.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
