„Ghosthunter“ suchen nach Seelen in Castrop-Rauxel Wie wird man zur Geisterjägerin?

Wie wird man zur Geisterjägerin?
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Maria Reich, Sandra Schauer und Madlen Matthes besuchen in ihrer Freizeit geschichtsträchtige Orte, an denen sich in der Vergangenheit teilweise schreckliche Tragödien abgespielt haben. Sie suchen „nach Seelen“, die mit ihnen „in Kontakt treten“ wollen. Noch in diesem Monat fahren sie dafür zum Schloss Bladenhorst. Bei ihren Ausflügen nehmen sie Videos auf, und teilen sie auf ihrem Youtube-Kanal Ghostteam Lev. Sie wissen, dass viele Leute denken, dass sie spinnen. Aber sie gehen locker damit um. Wir haben Team-Sprecherin Maria Reich gefragt, was das Team in Castrop-Rauxel vorhat.

Mit Kameras, Diktiergeräten und anderem Equipment ist das Ghostteam im Dunkeln unterwegs.
Mit Kameras, Diktiergeräten und anderem Equipment ist das Ghostteam an geschichtsträchtigen Orten unterwegs. © Ghostteam Lev

Frau Reich, was entgegnen Sie Leuten, die sagen: „Ihr seid doch verrückt. Ich glaube kein Wort von dem Quatsch.“?

Das kommt öfter mal vor, ja. Manche schütteln den Kopf und denken sich bloß: Ihr Spinner. Ich kann nur so viel sagen: Wir lassen jedem seine Meinung und versuchen nicht, jemanden zu bekehren. Wenn man die Menschen im persönlichen Gespräch einfach mal fragt, ob sie schon einmal etwas Unerklärliches erlebt haben, dann werden Sie erstaunt sein, wie viele das mit Ja beantworten. Manche wollen gerne mehr über unser Hobby wissen. Wir freuen uns über jeden, der offen dafür ist und Interesse zeigt. Vielen Menschen macht es auch Hoffnung. Und das ist das Schöne an der Sache.

Wie sind Sie alle zu Geisterjägerinnen geworden? Das ist ja wirklich ein ungewöhnliches Hobby.

Bei mir war es so, dass mein Vater ist 1995 gestorben ist. Da war ich erst fünf Jahre alt. Danach habe ich manchmal immer noch Schritte von ihm gehört, oder es kam ein Lufthauch auf. Ganz unabhängig von der Tageszeit. Dann wusste ich, Papa ist da. Bei Sandra war es die Nahtoderfahrung ihres Vaters, der nach einem Autounfall dabei zusehen konnte, wie er gerade reanimiert wurde. Der war ein sehr wissenschaftlich interessierter Mensch. Und soweit ich weiß, war er sich seitdem ganz sicher, dass wir uns nach dem Tod alle wiedersehen. Bei Madlen bin ich ganz sicher, dass es ihr in die Wiege gelegt wurde.

Irgendwann kam das Thema Ghosthunting immer mehr in die Medien. Dort wurden dann auch Geräte verwendet, mit denen man das Phänomen tatsächlich messbar machen kann.

Und dann haben wir gedacht, man könnte es ja selbst versuchen. Anfangs haben wir es so gemacht, dass ich mich voll in die Recherche gestürzt habe. Sandra und Madlen haben die Locations besucht, um zu sehen, ob sich etwas einfangen lässt. Seit drei Jahren sind wir ein Team. Inzwischen bin ich auch selbst aktiv bei den Untersuchungen dabei. Wichtig ist, dass man sich aufeinander verlassen kann und jeder auf den anderen aufpasst.

Haben Sie jemals versucht, Kontakt zu Ihrem Vater zu suchen?

Nein, ich wollte es nie. Manche versuchen, ihre Angehörigen zu erreichen. Ich halte es aber für keine gute Idee, gezielt nach verstorbenen Verwandten zu fragen. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn sich mein Vater irgendwann meldet.

Sie leben ja in Leverkusen. Wie sind Sie ausgerechnet auf unser Schloss Bladenhorst gekommen?

Sandra, Madlen und ich haben schon die unterschiedlichsten Locations besuchen dürfen. Ein Schloss war bis jetzt aber noch nicht dabei. Bei der Recherche sind wir auf Schloss Bladenhorst gestoßen und haben dort höflich angefragt. Zu unserem Glück gibt es Menschen wie Herrn Möhrke, den Schlossherrn, der sich für unser Projekt total offen gezeigt hat.

Das Ghostteam arbeitet gern nachts – ein Bildschirm leuchtet in der Dunkelheit.
Das Ghostteam arbeitet gern nach Sonnenuntergang, weil es dann weniger störende Nebengeräusche gibt. © Ghostteam Lev

Wie wollen Sie denn Kontakt zu Seelen aufnehmen, wenn Sie in Castrop-Rauxel sind?

Wir reisen ganz ohne Erwartungen an. Wir probieren unterschiedliche Geräte von unserem Equipment aus und schauen, was am besten funktioniert. Das kann immer unterschiedlich sein. Manchmal sitzt man da und es passiert offensichtlich nichts. Erst bei der Auswertung kann man oft Stimmenphänomene oder Schritte hören.

Welches Equipment benutzen Sie?

Das sind in erster Linie Videokameras mit Nachtsicht-Funktion. Dann wäre da das K2-Meter, mit dem man Spitzen im elektromagnetischen Feld messen kann. Wir arbeiten auch mit Bewegungsmeldern, Kinect-Kamera und -Software. Darüber hinaus haben wir noch einiges an Equipment für die Transkommunikation. Es gibt Anleitungen, wie man sich solche Sachen selbst bauen kann, ohne viel Geld auszugeben. Das Schöne daran ist, dass man sich sicher sein kann, was darin verbaut ist. Außerdem lernt man viel über die Funktionsweise.

Wir haben auch mal ein Experiment mit zwei Mobiltelefonen gemacht. Dabei legt man ein Handy an einen Ort, daneben und eine Kamera in Nachtsicht. So wird ausgeschlossen, dass sich dort jemand befindet. Mit dem zweiten Handy ruft man das erste an, nimmt ab und stellt dann beide auf Lautsprecher. Die Töne nimmt man jeweils per Diktiergerät auf. Dann beginnt man, Fragen zu stellen. Sandra und Madlen haben beim ersten Versuch die Erfahrung gemacht, dass eine unschöne Antwort kam, als beide eine hitzige Diskussion über mögliche Rückkopplungen hatten.

Eine Stimme? Was hat sie gesagt?

Sie hat gesagt: „Schnauze!“

Charmant. Und, wie sehr haben Sie sich erschreckt?

Erschreckt haben wir uns nicht, im Gegenteil. Aber die Diskussion war natürlich erstmal vorbei. Es gibt Momente, in denen man sich gruselt, die Stimmung bedrückt oder sogar beengt ist. Aber Angst sollte man bei diesem Hobby nicht haben. Unsere Untersuchungen machen wir erst nach Sonnenuntergang, da es dann weniger störende Nebengeräusche gibt.

Man könnte seine Wochenenden bestimmt auch entspannter verbringen. Wieso nehmen Sie diesen Zeit- und Kraftaufwand auf sich?

Es ist natürlich die Leidenschaft, aber auch die Faszination für das Unbekannte, was uns immer wieder zu solchen Orten zieht.