Gauner, Gaukler und Vagabunden in Castrop Starke Premiere des Mittelaltermarkts in der Altstadt

Gauner, Gaukler, Vagabunden: Starke Premiere des Mittelaltermarkts
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Samstagnachnachmittag in der Castroper Altstadt: Menschen in Jeans und Daunenwesten schlendern zwischen Buden aus Holzlatten und Leinen über den Castroper Marktplatz. Die Welt des Jahres 2023 trifft auf die Bewohner einer „Villa Castorpe“ aus dem Mittelalter, vielleicht 700 oder 800 Jahre vor unserer Zeit.

Gaukler, Gauner und Vagabunden, Handwerker und Henker, Musikanten und Barden: Es ist viel Gewusel auf dem Markt, es gibt Honigwein (Met) und Bier, Brot und anderes rustikales Gebäck aus dem Feuerofen. Die Compania Chaotica spielt Musik auf Trommeln und Instrumenten wie dem Hackbrett, Rittersleute und Gaukler zeigen Feuer-Shows und Fackel-Akrobatik. Die Sonne lugt über die Giebel der alten Häuser rund um den Marktplatz. Es ist gute Stimmung. Es ist unterhaltsam.

In Castrop-Rauxel wird zum ersten Mal ein Mittelaltermarkt veranstaltet. Dafür sind reisende Händler hergekommen. Sie bauten am Freitag ihre Buden und Stände auf und verkauften Samstag und Sonntag ihre Waren. In Talern und Hellern wiesen die Preistafeln die Produkte aus. Gemeint waren Euro.

So war alles ein Markt, aber zugleich auch eine Show. Die Händler waren zugleich Schauspieler. Der Henker aus den brandenburgischen Falkenberg richtete auf seiner Wasserguillotine einen Kollegen hin: Der wurde von einem jungen Besucher des Marktes in ein eiskaltes Wasserbad herabgelassen. Autsch! Ein mittelalterliches „Hinrichtungstheater“, nebst Badehaus und Schöpfer-Handwerk einer der bunten Bestandteile des Marktes.

Das neue Stadtmarketing hatte die nächste Idee aus ihrem offenbar reichhaltigen Fundus gezogen: Nach dem „ersten Pferderennen der Neuzeit“ vor wenigen Wochen auf der Rennbahn war der Mittelaltermarkt die nächste Premiere. Wieder eine Veranstaltung, die es so noch nicht gegeben hat. Wieder eine, die gut beworben und kreativ flankiert wurde: Die Mitarbeiter des Stadtmarketings erfanden und produzierten dazu nicht nur grafisch ansprechende Werbung und Plakate, sondern sogar zwei mittelalterliche Lieder.

Die Castrop-Rauxeler goutieren das bisher: Sowohl beim Pferderennen als auch beim Mittelaltermarkt waren die Neugier und die Freude an etwas Neuem groß. Es kamen Tausende, wenngleich im Vormittagsbereich ein paar Besucherlücken klafften. Doch viele derer, die kamen, gingen mit neuen Eindrücken und dem Gefühl weg, gut unterhalten worden zu sein. Dabei bleibt manches Mal der Gedanke haften, dass so manche Leckerei vielleicht ein wenig zu teuer ist für das, was man bereit ist, auszugeben. Aber nach Corona und Energiekrise sind das wohl die Preise, mit denen wir leben müssen.

Unterm Strich bleibt eine Idee, wie man die „Villa Castorpe“ bei einer möglichen Neuauflage verbessern könnte. Dass man einen Mittelaltermarkt wiederholt, müsste eigentlich außer Frage stehen nach dieser Premiere. Aber man könnte ihn 2024 etwas größer machen. Die Fußgängerzone oder den Bereich „Am Stadtgarten“ und Viehmarkt einzubeziehen, würde das Mittelalter-Erlebnis wohl noch unvergesslicher machen.

Jetzt mal ehrlich: Wie fanden Sie den Mittelaltermarkt? Was war gut, wo gibt es Möglichkeiten, es besser zu machen? Wie empfinden Sie die Arbeit des Stadtmarketings aktuell? Schreiben Sie uns an castrop@ruhrnachrichten.de.

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