Mehr Aufwand, hygienische Bedenken und vor allem kaum Nachfrage. Viele Gastronomen in Castrop-Rauxel ziehen nicht unbedingt eine positive Bilanz zur Mehrwegregelung, die es seit Anfang des Jahres 2023 gibt.
Demnach müssen Geschäfte mit fünf oder mehr Mitarbeitern und einer Verkaufsfläche von mindestens 80 Quadratmetern kostenlose Mehrwegverpackungen bereitstellen. Bei Betrieben mit mehreren Filialen zählen alle Mitarbeiter, bei Geschäften mit Lieferdienst auch die Lager- und Versandfläche.
Bei den Kunden scheint das neue Angebot kaum gefragt zu sein. Viele Gastronomen äußerten schon Anfang des Jahres Kritik an der neuen Regel.
„Am Anfang gab es noch eine höhere Nachfrage, aber inzwischen fragen kaum Kunden nach Mehrwegoptionen“, sagt Immy Segat. Sie betreibt mit ihrem Mann das „Il Caffé“ in der Castroper Altstadt. Durch die kleine Verkaufsfläche sind sie nicht zum Angebot von Mehrwegverpackungen verpflichtet, auf Nachfrage bieten sie es aber an. Kunden können das Essen auch in selbst mitgebrachtes Geschirr abfüllen lassen.
„Für uns ist das aber ein sehr großer Aufwand“, so Immy Segat. In dem kleinen Betrieb sei kaum Platz für die zusätzliche Lagerung von Mehrwegverpackungen und der hygienische Aufwand sei sehr groß.
Andere Restaurants und Cafés ziehen ähnliche Bilanzen. Die Bäckerei Grobe bietet zwar Mehrwegbecher für den Kaffee zum Mitnehmen an, Kunden würden das aber selten in Anspruch nehmen, sagt eine Mitarbeiterin.
Im Restaurant „Leuthold's 1910“ können Speisen gegen Pfand auf hauseigenem Geschirr mitgenommen werden. Eine Nachfrage gebe es da aber kaum, so eine Mitarbeiterin. Es gebe lediglich einige Stammgäste, die ihr eigenes Geschirr zum Abfüllen mitbringen.

Dugagjin Kacabashi, Inhaber des Restaurants „Martins“, ist einer der wenigen Gastronomen mit einer positiven Bilanz. Er habe zwar eh nicht viel „außer Haus Betrieb“, sehe aber grundsätzlich kein Problem in der neuen Regelung. „Es ist ja eine sinnvolle Idee und auch nicht wirklich mehr Aufwand“, so Kacabashi.
Aber auch bei ihm gebe es nur wenig Nachfrage. Das seien dann meist Stammgäste, die eigenes Geschirr mitbringen, sagt der Gastronom.
Die neue Regel soll den Müll reduzieren, der jedes Jahr durch Einwegverpackungen entsteht. Die Vorschrift ist umstritten. Umweltverbänden gehen die Maßnahmen teilweise nicht weit genug, der Hotel- und Gaststättenverband kritisiert hingegen den hohen Aufwand, der für die Gastronomen entsteht.
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