Der Tenor an diesem Mittwoch (3.3.) ist: Es zeichnet sich keine rasche Gastro-Lockerung ab. Dazu tagen die Ministerpräsidenten und die Bundesregierung. Im Optimalfall ist zu Ostern Anfang April mit ersten Öffnungen zu rechnen.
Was bedeutet das für unsere Gastronomie in Castrop-Rauxel? Wir haben uns umgehört und sammeln alle Reaktionen hier.
Unsere Fragen:
- (1) Bedroht eine solche Entscheidung Ihre Existenz?
- (2) Bis wann müssten Sie öffnen dürfen, dass es für Sie nicht den Bach runter geht?
- (3) Können Sie die Entscheidung nachvollziehen?
- (4) Wenn Außengastro vorhanden: Müssten nicht mindestens Biergärten öffnen dürfen?
- (5) Welche eigenen Voraussetzungen haben Sie getroffen?

Aldo Segat begrüßt alle seine Gäste stets persönlich Restaurant-Check bei Aldo in der Castroper Altstadt © Uschi Bläss
Aldo Segat, Inhaber des Il Caffé, Mühlengasse in der Castroper Altstadt:
(1) Nein, weil ich seit November Außer-Haus-Verkauf mache. Nur mittags, und wir haben Gottseidank gut zu tun. Aber ich denke nicht nur an mich, sondern auch an meine Nachbarn wie Einzelhändler Jens Reiter... Fest steht: Das Il Caffé Mühlengasse bleibt. Wir arbeiten zurzeit weniger, aber wir arbeiten.
(2) Für mich wäre eine Öffnung gleich nach Ostern schon sehr gut. Bis dahin sind vier Wochen vergangen, dann sollte eine Öffnung auch nicht wieder so bedrohlich sein. Denn das wäre der absolute GAU: Wenn wir öffnen und im Sommer wieder zumachen müssen.
(3) Ja, ich fände gut, wenn es jetzt Lockerungen in Schulen und Einzelhandel und Sportvereinen gäbe. Die Gastronomie, und ich spreche nur für mich, kann es vielleicht noch ein paar Wochen schaffen. Denn wenn man alles aufmacht, dann drohen uns hohe Zahlen, dann werden die Probleme viel größer als jetzt.
(4) Klar sollte man außen eher öffnen dürfen. Aber was hieße das? Nur draußen? Was machen wir, wenn das Wetter schlecht ist? Wie arbeiten wir dann? Dafür müssen Konzepte her, die Dehoga will da aber meinen Informationen nach etwas vorlegen. Und ja: Nur außen zu öffnen ist wettertechnisch schwierig, wir sind ja hier in Deutschland... Im März und April kann es noch schneien.
(5) Wir haben das Außer-Haus-Geschäft, weitere Konzepte aber müssen vom Gesetzgeber als Vorlage kommen. Bei mir sitzen die Jungs vom Ordnungsamt als Gäste...
Sandor Czirjak, Betreiber des Haus Sandor an der Wittener Straße und der Golfplatz-Gastronomie am Golfclub in Frohlinder, Dortmunder Straße:
(1) Ich warte händeringend auf ein Öffnungssignal! Der ständige Lockdown ist ein großes Problem für uns. Der Großteil meiner Leute ist in Kurzarbeit, das Mitnehmgeschäft gerade an der Wittener Straße ist da kein Ausgleich.
(2) Die Situation ist sehr schlecht. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass von der aktuellen Ministerpräsidenten-Runde noch ein positives Signal kommt.
(3) Wenn sich doch zwei Hausstände wieder treffen können, wie es angekündigt wird: Warum nicht in der Gastronomie?
(5) Wir wären auf alles vorbereitet, haben alle Hygienemaßnahmen getroffen, sind für unsere Gäste gerüstet und können Bedienung auf Abstand bieten.

Inan Acar, Betriebsleiter im Haus Oestreich auf Schwerin und im Gleis 4 am Hauptbahnhof in Rauxel: Der gebürtige Schweriner (43) ist dankbar für die Corona-Hilfen und positiv gestimmt. © Tobias Weckenbrock
Inan Acar, Betriebsleiter von Haus Oe an der Grimbergstraße auf Schwerin und vom Gleis 4 am Hauptbahnhof in Rauxel:
(1) Nein, aktuell nicht, weil die Hilfen vom Staat uns retten, auch wenn wir die Überbrückungshilfe 3 von Januar bis 30. Juni noch nicht beantragt haben. Bis zum Sommer, also 30. Juni, müssen wir damit warten.
(2) Wenn der Lockdown über den Sommer hinaus gehen sollte, dann gäbe es wie angekündigt keine Hilfen mehr – und wenn die fehlen, dann wird es schwer.
(3) Ja klar, denn es sind noch nicht genug Leute geimpft. Es ist wie mit dem Kauf einer Waschmaschine: Wer schlecht kauft, kauft zweimal. Lieber jetzt länger warten und dann aufmachen, sonst kommt man in einen neuen Lockdown. Das zerrt an den Nerven.
(4) Eigentlich schon, denn da hat man genug Abstände, man ist an der frischen Luft. Da sollte es weniger ein Problem sein.
(5) Wir verkaufen außer Haus und halten uns an die vorgegebenen Regeln. Ich finde ja, dass in Lokalen wie dem Haus Oe gar keine große Ansteckungsgefahr herrscht. Aber das ist sicher in einer Disco oder im Gleis 4 anders...

Michaela Toschka, Betreiberin der Bürgerstuben Toschka © privat
Michaela Toschka, Besitzerin des Restaurant Bürgerstuben Toschka auf der Borghagener Straße in Henrichenburg:
(1) Ja, unsere Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, wir haben gerade einmal die Novemberhilfen bekommen. Auf die Unterstützung für die letzten drei Monaten warten wir immer noch. Mittlerweile mussten wir bereits an unsere Altersrücklagen gehen.
(2) Am besten so schnell wie möglich. Wir sind auch bereit alles, was die Regierung an Forderungen stellt zu erfüllen. Hauptsache wir können so schnell wie möglich wieder arbeiten.
(3) Überhaupt nicht. Nach dem ersten Lockdown haben wir gute Konzepte entwickelt, unsere Gäste zu schützen. Wenn ich mir dagegen ansehe, wie wenig Supermärkte da in der Zeit geleistet haben und dennoch weiter öffnen dürfen, ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Ich fühle mich schon nicht mehr von der Regierung im Stich gelassen, sondern regelrecht betrogen.
(4) Auch wenn wir unsere Außengastronomie öffnen dürften, würde uns das wenig helfen. Wir führen ein Restaurant und öffnen daher erst gegen 16 Uhr. Aber wer hat schon Lust im März abends draußen zu sitzen? Von einer derartigen Regelung profitieren eher Cafés und Eisdielen.
(5) Wir haben alles gemacht, was die Regierung von uns verlangte. Kontaktnachverfolgung, Plexiglaswände zwischen den Tischen aufgebaut, Desinfektionsmittel bereitgestellt, das ganze Programm. Geholfen hat es uns aber nicht.

Franz-Josef "Bubi" Leuthold betreibt mit seiner Familie das Restaurant Tante Amanda an der Stadtgrenze von Castrop-Rauxel-Frohlinde und Dortmund-Westerfilde. © Volker Engel
Franz-Josef „Bubi“ Leuthold, Inhaber des Restaurants und Biergartens „Tante Amanda“ an der Mosselde, Stadtgrenze Dortmund-Westerfilde/Castrop-Rauxel-Frohlinde
(1) Es fängt langsam an. Vor Ostern werden wir nicht öffnen dürfen. Ganz schlimm fände ich es aber, wenn wir wieder öffnen dürfen und dann erneut schließen müssten. Das wäre die größte Katastrophe. Wenn wir wieder öffnen dürfen, dann für den Rest des Jahres.
(2) Dieses Jahr halten wir auf jeden Fall noch durch. Wir sind alteingesessen, ein Familienbetrieb. Das muss man in diesem Zusammenhang sehen.
(3) Irgendwann ist die Grenze erreicht. Vor allem kleine Kneipen machen womöglich nicht mehr auf. Andererseits steigen die Zahlen wieder.
(4) Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, dass im Außenbereich nicht geöffnet werden kann. Wir haben einen großen Außenbereich - hinten den Biergarten vorne die Terrasse.
(5) Draußen ist viel Platz. Der Innenbereich ist ja eher klein. Da haben wir schon bei der ersten Welle Trennwände angebracht.

Der Betreiber des Restaurants "Zum Yachthafen" hält die Restaurantschließungen für notwendig. © Uschi Bläss
Ludger Schützer, Betreiber des Restaurants Zum Yachthafen am Ringelrodtweg in Castrop-Rauxel:
(1) Nein. Ich denke, dass wir grundsätzlich einiges abgefedert haben. Wir haben entsprechende Rücklagen.
(2) Die Frage ist, inwieweit staatliche Hilfen zum Tragen kommen. Wenn wir bis Ende des Jahres nicht öffnen können, muss ich einen Schlussstrich ziehen.
(3) Ja, ich kann die Entscheidung nachvollziehen. Ich mache keinen Vorwurf, dass wir schließen mussten, da ich die Maßnahmen für notwendig halte.
(4) Ich denke, das wird der erste Schritt sein. Aber ich sehe nicht, dass das so schnell geht. Wir müssen uns im Klaren halten, was realistisch ist. Wir stellen uns darauf ein, dass wir die Biergärten im April öffnen können.
(5) Wir machen nur die üblichen Vorplanungen. Die Frage ist: Wie sähe es mit der Ware aus? Wenn es einen festen Termin gibt, dann öffnen alle gleichzeitig. Aber im Moment sind die Großmärkte leer, da ist keine Ware. Das müsste auf den Punkt alles wieder da sein. Ob das funktioniert, ist fraglich.

Reiner Ocker an der Gaststätte zum Reiterhof in Merklinde © Helmut Kaczmarek
Reiner Ocker Betreiber der Gaststätte zum Reiterhof in Merklinde
(1) Auf jeden Fall. Hätte ich noch höhere Kosten, könnte ich jetzt schon zumachen, da ich sie aber gering halte, kann ich öffnen. Auf Dauer muss ich mir aber überlegen, ob ich den Laden zumache. „Die da oben in der Politik, die spinnen“. Mir kommt es vor, als haben Sie das Kuba Syndrom, bei dem man nur eine Perspektive zulässt.
(2) In zwei bis drei Monaten müsste man schon drüber nachdenken. Da ich das Lokal als Nebenerwerb betreibe und ich schon Rentner bin, ist es nicht ganz so schlimm, trotzdem habe ich laufende Kosten!
(3) Nein, jetzt ganz klar nicht mehr. Am Anfang ja, es hieß man muss sich schützen, aber nun findet man immer neue Ausreden, wie jetzt die Mutationen. Es ist ja nun allgemein bekannt, dass Viren mutieren. Ich habe schon alles in meiner Macht Stehende getan, beispielsweise Tische außer Betrieb genommen. Dass die Schließungen jetzt immer noch andauern, kann man heute einfach nicht mehr nachvollziehen.
(4) Den Außenbereich auf jeden Fall. Wo ist das Problem? Es hat immer geheißen: Draußen kann man sich am wenigsten anstecken. Ich sehe keinen Grund diesen geschlossen zu halten.
(5) Ich habe Tische rausgenommen und auseinandergezogen, Listen zum Erfassen der Gäste angelegt, Desinfektionsmittel bereitgestellt, nach jedem Gast werden bei uns die Tische abgewischt. Wir sind ein kleines Restaurant maximal 45-50 Leute, mit Außenterrasse ungefähr 60 Leute, passen bei uns rein. Eigentlich dürfte es kein Problem geben zu öffnen.

Das Leuthold’s 1910 am 3.3.21. © Katharina Roß
Lili Leuthold Geschäftsführerin des Leuthold’s 1910 in der Castroper Altstadt
(1) Aktuell noch nicht. Die Hilfen kommen.
(2) Es ist schwierig zu sagen. Es gibt ja auch noch die Überbrückungshilfe drei. Ein Großteil der Kosten, zumindest die Fixkosten werden damit gedeckt.
(3) Schwierig in den Außenbereichen könnte man den Normalbetrieb eigentlich gut umsetzten.
(4) Finde ich schon!
(5)Wir haben die Tische weiter auseinandergestellt. Da sich sowieso viel draußen abgespielt hat, hatten wir eigentlich weniger Probleme. Ansonsten haben wir die Hygienevorschriften eingehalten und Kontaktdaten verfolgt. Plexiglasscheiben haben wir nicht angebracht.

Bis auf Weiteres leer: der Biergarten des Restaurants Haus Hölter. © Ann-Kathrin Gumpert
Frank Philipp, Besitzer des Restaurants Haus Hölter in der Suderwicher Straße in Becklem
(1) Unsere Existenz bedroht sie nicht. Aber man geht schon an seine Ersparnisse. Die Hilfen von November und Dezember sind auch irgendwann aufgebraucht. Man hangelt sich eben durch.
(2) Viel länger dürfte es nicht gehen. Irgendwann im Frühjahr sollte alles leicht hochgefahren werden, um die Löcher wieder zu stopfen. Im April oder Mai sollten wir schon wieder öffnen dürfen.
(3) Wenn wir wirklich zu Ostern hin wieder öffnen dürfen, dann könnte man das akzeptieren. Schwer wird es, wenn man es von der Inzidenzzahl abhängig macht. Wenn andere Sachen wieder geöffnet werden, wie der Einzelhandel, dann werden die Zahlen nicht runtergehen, sondern hoch oder stabil bleiben. Das halte ich für schwierig.
(4) Auf jeden Fall. Experten sagen ja auch, dass draußen kaum Infektionen stattfinden. Letztes Jahr haben wir auch den Biergarten mit Abstand und Hygienekonzept betrieben.
(5) Wir haben alles vorbereitet. Wir werden uns an Sicherheitsabstände halten, im Lokal Spuckschutzwände aufbauen und alles machen, was die Hygienekonzepte vorschreiben.

Chefin Christina Eickenscheidt führt das Restaurant Wetterkamp seit 2013. © Uschi Bläss
Christina Eickenscheidt, Besitzerin des Haus Wetterkamp in der Hagenstraße in Henrichenburg
(1) Dadurch, dass ich das Restaurant seit 2013 betreibe, konnte ich einige Reserven zurücklegen. Probleme gibt es daher keine. Ich achte aber persönlich darauf, momentan keine nötigen Ausgaben zu haben. Ehrlich gesagt hätte mich die Pandemie, wenn sie zu meiner Anfangszeit erfolgt wäre, aber in die Knie gezwungen. Die Hilfen vom Staat brauchen sehr lange, ohne die nötigen Rücklagen wird es für Gastronome schwer.
(2) Ich rechne mit einer Öffnung frühestens Mitte Mai, also nach Muttertag. Klar würde ich begrüßen, wenn wir bereits früher wieder arbeiten dürften. Aber wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht.
(3) Da bin ich ehrlich gesagt zwiegespalten. Einerseits ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum andere Geschäfte vor uns öffnen sollten. Wir Gastronomen waren die Ersten, die schießen mussten, und sind jetzt die Letzten, die wieder öffnen können. Andererseits ist ein Restaurantbesuch nun einmal auch irgendwo Luxus. Die Haare können sich die wenigsten selbst schneiden, Essen machen schon. Außerdem geht es hier nun einmal um unser aller Gesundheit. Wenn ich die Gefahr möglicher Folgeerscheinungen in Betracht ziehe, fällt mir ein wenig Geduld nicht schwer
(4) Natürlich wäre es super, wenigstens die Außengastronomie öffnen zu dürfen. Nur habe ich nur eine kleine Terrasse und könnte dementsprechend auch nur wenige Gäste bewirten. Deshalb bin ich schon am überlegen, ob ich nicht dann auf den Parkplatz ein paar Tische stellen soll.
(5) Ich habe Tische extra weiter auseinandergestellt und den großen Saal geöffnet, für Veranstaltungen konnte ich ihn ohnehin nicht vermieten. Außerdem gab es im Restaurant Wegweiser auf dem Boden. Die Karte konnte man sich nur über einen QR-Code auf dem eigenen Handy anschauen und natürlich haben wir nach jedem Besuch die Tische desinfiziert. Wir wurden sogar vom Ordnungsamt für unser Hygienekonzept gelobt.
Die Stimmen der Gastronomen trugen Patricia Böcking, Kevin Kallenbach, Katharina Roß, Uwe von Schirp, Thomas Schröter und Tobias Weckenbrock zusammen