
Die Altstadt ist gar nicht so unattraktiv, wie viele behaupten, meint unser Autor. Das Foto ist ein Beleg dafür. Aber es braucht doch neue Ideen. © Tobias Weckenbrock (Archiv)
Altstadt-Marketing für Castrop ist wie das Steinewälzen von Sisyphos
Meinung
Es ist so bitter: Da hatte man es ein Jahr lang gut gemeint mit einem Parkgebühren-Geschenk an Altstadt-Kunden, und doch kommt nun der Bumerang. Unser Autor meint: Es braucht einen anderen Dreh.
In diesen Tagen kommt wieder einmal alles für die Castroper Altstadt zusammen: Das bloße Auslaufen einer Förder-Regelung für freies Parken nach dem Corona-Lockdown sorgt für große Debatten über die Attraktivität des so angeschlagenen Herzens von Castrop-Rauxel.
Dazu die triste Schließung der Bäckerei Kamps in der Fußgängerzone aus Personalmangel für mehrere Tage. Dazu die Absage der Beach Volley Days, einer so dynamischen Veranstaltung, die aber zu wenig Interesse bei Sportlern und vielleicht auch Zuschauern fand.
Alles schlechte Nachrichten für die Kaufleute, die versuchen, das Zentrum attraktiv zu halten. Jede einzelne Idee, jede einzelne Maßnahme wie das kostenlose Parken für Elektroautos, jede Anstrengung der Kaufleute über ihren eigenen Job hinaus: Es ist wie Sisyphusarbeit. Der alte Grieche, der der Sage nach einen Felsbrocken einen Berg hinauf wälzte, um dann mit ansehen zu müssen, wie er wieder herabrollte.
Klar ist: Es braucht andere Ansätze. Das NRW-Förderprogramm zur Belebung der Altstadt, auch Innenstadtmanagement genannt, ist nicht der Heilsbringer, kann aber ein Steigbügel sein. Fleischerei Holz, die Vermietung des Doherr-Hauses, argentinische Feinkost am Marktplatz: Das waren gute Nachrichten für Castrop.
Anders als Glastempel und anonymes Internet-Shopping
Jetzt braucht es mehr: Unternehmermut und gute Ideen, die Altstadt neu zu denken. Genießen. Erleben. Spielen. Nebenbei ein bisschen Shoppen: Castrop-Rauxel muss anders sein als die Glastempel von Oberhausen, Dortmund, Essen oder der Ruhr-Park. Anders als ein anonymer Einkauf per Smartphone in den Online-Shops dieser Welt.
Jeder einzelne Kunde trägt übrigens eine Mitverantwortung, wie es seiner Altstadt geht. Man könnte ja mal darüber nachdenken, ob man das Gesuchte vielleicht auch hier vor der Haustüre finden kann.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
