Seit Tagen diskutieren die Leute auf Schwerin über das vermeintliche Ende der Franziskuskirche in ihrer Nachbarschaft. Es wirkt, als sei der letzte Gottesdienst dort in der Weihnachtszeit gelesen worden und der Auszug in die Friedhofskapelle nun durch. Doch das, was auf dem Zettel an der Kirchentür steht, ist wohl anders gemeint.
Der Zettel löst in der Tat Verwirrung aus: „Gottesdienste am neuen Ort“ heißt es darauf in großen Buchstaben. Und dann: „Ab dem 18. Januar 2023 werden die Gottesdienste in der St. Franziskus-Gemeinde künftig zu den bekannten Zeiten in der Kapelle auf dem kath. Friedhof zu Schwerin gefeiert. Wir bitten um Beachtung.“

Diese Sätze wirken, als seien sie endgültig gemeint. Unser Reporter, der sich am Dienstagmorgen (24.1.) dort umschaute, konnte auch zu keinem anderen Ergebnis kommen. Weiterer Hinweis: Vor der Kirche war Flatterband gespannt, ein weiterer Zettel wies auf ein Parkverbot für den 24.1. von 7 bis 19 Uhr hin. Vom Kirchenvorstand gezeichnet, also so etwas wie das Umzugskommando?
Ein Anruf bei Pfarrer Christoph Gundermann gab dann Aufschluss: Nein, es ist nicht der endgültige Abschied von der Franziskus-Kirche. Es gehe nur um die Heizperiode und das Energiesparen. Im Frühjahr kehre die Gemeinde in die Kirche zurück, versicherte er.
- „Die Orgel hat seit Jahrzehnten treue Dienste geleistet und wurde mehrfach erweitert. Jetzt hat sie auf dem internationalen Orgelmarkt einen neuen Besitzer gefunden“, sagt Hans-Theo Müller vom Kirchenvorstand.
- Die alte Orgel dürfe bauartbedingt nicht mehr in Deutschland eingesetzt werden. In Georgien gelten diese Beschränkungen nicht.
- Gottesdienstbesucher und Kirchenchor freuten sich am Sonntag (15.1.) über eine neue elektronische Orgel. Sie zieht in die Friedhofskapelle mit um.
Orgel wird abtransportiert
Aber warum dann dieser Wortlaut auf dem Zettel? Und warum das Flatterband für den 24.1.? „Die Pfeifenorgel wird abgebaut und abtransportiert“, sagte Gundermann. Ein Vorgang, den die Gemeinde bereits ankündigte. Sie ist verkauft und wird nach Georgien gebracht. Aber wenn die Gottesdienste hierher zurückkehren, wird eine elektronische Orgel die Kirchenmusik auch in diesem Kirchraum wieder erschallen lassen. Sie wird aber so kompakt sein, dass sie später auch in der Kapelle dauerhaft zum Einsatz kommen kann.

Dass der Pastoralverbund Süd St. Lambertus die Franziskuskirche, erbaut 1969/70, aufgeben wird, dabei bleibt es. „Die Franziskushöfe werden kommen“, versicherte Christoph Gundermann auf Nachfrage unserer Redaktion. Das Erzbistum Paderborn verlangt von den vielerorts fusionierten Kirchengemeinden, auch Immobilien aufzugeben oder sie künftig anders zu nutzen. Die Zahl der Gottesdienstbesucher, aber auch der Gemeindemitglieder generell geht zuletzt rapide zurück. 2022 war das Rekordjahr der Kirchenaustritte in Castrop-Rauxel.
Statt der Kirche wird hier Seniorenwohnen mit Gemeinschaftscharakter realisiert: Räume aus dem Gemeindebestand sollen erhalten bleiben oder geschaffen werden. Der Kirchturm, erst in den 1980er-Jahren dazu gekommen, soll Wahrzeichen sein. „Die Franziskushöfe ziehen sich in der Planung noch hin“, so Gundermann. Es komme wie geplant, aber der Investor habe gewechselt. Die Ämter-Kommunikation sei komplex. Wann es so kommt, sei offen. Bis dahin werde man die Kirche noch nutzen.


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