Vor knapp vier Jahren habe ich mich in dieser Kolumne mal mit Wandfarben beschäftigt. Dabei ging es unter anderem um den Farbton „Dead Salmon“, angeboten von einer hippen englischen Farbfirma.
Der Ton, so beschied ich damals relativ klar, käme mir definitiv nicht an die Wand. Und „Arsenic“ auch nicht. Da bekäme ich giftige Gedanken, so sinnierte ich seinerzeit. Wieso ich Ihnen damit jetzt wieder komme? Nun, mein ältester Sohn erzählte jüngst bei einem gemeinsamen Fischessen nebenbei, dass er in der Firma, die sich unter anderem mit der Einrichtung von Luxus-Jachten befasst, noch einen ganzen Stapel an aufbereiteten Lachshäuten liegen habe.

Diese Häute seien mal bei einem etwas ungewöhnlichen Einrichtungswunsch eines etwas exzentrischen Auftraggebers übrig geblieben. Das brachte meine Gedankengänge zurück zu oben erwähnter Wandfarbe. Klar, toter Lachs ist ja nun mal toter Lachs. Und exzentrische Ideen sind in unseren Tagen ja gerade sehr angesagt, sowohl in der Einrichtungswelt als auch darüber hinaus.
Man denke nur an die etwas exaltierten Ideen, mit denen die Herren Trump und Musk gerade die USA und nach und nach auch die gesamte restliche Welt konfrontieren. Gegen die Grönland-, Panama-Kanal- oder Gaza-Ideen der beiden Herren nimmt sich jeder tote Fisch in der Einrichtung geradezu als das normalste Ding der Welt aus.
Ich dachte mir nämlich: Wenn der Edel-Anstreicherbedarf uns schon mit „Dead Salmon“ an der Wand kriegen konnte, was bei vernünftigem Nachdenken vollständiger Nonsens ist, dann könnte man doch vielleicht mit dem noch bekloppteren Plan, Fischhäute zum letzten Schrei, zum Hot Stuff, zum Dernier Cri des neuen Einrichtungsjahres machen.
Ich sah bereits Scharen von einrichtungswilligen Spielerfrauen und Instagram-Influencerinnen (teilweise eine deckungsgleiche Spezies) und deutschen Gangster-Rappern vor mir, bei denen ich mit den maßlos überteuerten Häuten landen könnte, weil sie einfach nur über alle Maßen heiß, neu und viel zu schnell bei Krethi und Plethi verbreitet sind und man sich daher schnell und unter allen finanziellen Umständen genau jetzt und bei mir auf diesen Trend stürzen müsse.
Ach, die Gedanken überschlugen sich nur so in meinen Kopf. Es war herrlich. Bis meine Gattin mir kurz und schmerzlos klarmachte, dass ich ja wohl voll einen an der Waffel hätte (sie drückte sich erheblich drastischer aus, was ich hier aber mit Rücksicht auf eventuell mitlesende Minderjährige nicht wiederholen möchte). Und so zerstoben meine Pläne von unendlicher Macht in der Möbelbranche.
Warum, so frage ich mich, können Frau Trump oder Frau Musk ihren beiden Kadetten nicht auch mal eine Ansage machen, was sie und der Rest der Welt von deren Irrsinn halten und dass sie lieber mal vor dem Weißen Haus den Rasen mähen sollten.
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.