Die Politiker im Castrop-Rauxeler Rat mochten sich zu den fehlenden 3G-Nachweisen ihrer Kolleginnen nicht äußern. © Nora Varga

Meinung

Fehlende 3G-Nachweise: Einem Bürger gelingt, was Politiker nicht schaffen

Die Castrop-Rauxeler Affäre um fehlende Corona-3G-Nachweise ist politisch beendet. Doch was menschlich falsch gelaufen ist, musste ein Bürger den versammelten Politikern sagen. Ein Kommentar.

Castrop-Rauxel

, 03.09.2021 / Lesedauer: 3 min

Als der Castrop-Rauxeler Bürger Thomas Frauendienst bei der Ratssitzung am Donnerstag das Wort ergriff, war das politisch Entscheidende schon passiert. Grünen-Politikerin Notburga Henke hatte den Rückzug vom Vorsitz des Umweltausschusses erklärt und die richtige Konsequenz daraus gezogen, dass sie ohne 3G-Nachweis an dessen August-Sitzung teilgenommen hatte.

Und Linken-Ratsfrau Margita Gudjons sprang Henke bei, indem sie absurderweise eine „Hetzjagd“ auf die Grünen-Ratsfrau beklagte. Als ob es etwas mit einer Hetzjagd zu tun hätte, jemanden wegen eines offenkundigen Fehlverhaltens zu attackieren.

Doch fast genauso befremdlich wie die Erklärungen war die Reaktion des Rates auf die Erklärungen der beiden Frauen: Kein einziger Politiker befand es für nötig, ihnen etwas zu entgegnen. Man nahm sie einfach hin. Dabei wäre laut artikulierter Widerspruch so nötig wie einfach gewesen.

Bürgermeister spielt eine schlechte Rolle

Eine schlechte Rolle spielte auch der Bürgermeister. Bis heute hat Rajko Kravanja der Öffentlichkeit nicht überzeugend erklärt, warum er am 24. August den Fehler gemacht und die 3G-Verweigerinnen zu der Ausschusssitzung zugelassen hat, obwohl die Corona-Regeln des Landes ausdrücklich den Ausschluss von der Sitzung verlangt hätten.

Am Donnerstag machte Kravanja alles noch schlimmer: Als CDU-Vertreter Fabian Kaese ihn gegen Ende der Sitzung nach den Gründen für sein Handeln fragte, schwieg der Bürgermeister – und kündigte lediglich eine schriftliche Antwort an. Doch die (Rats-)Öffentlichkeit hätte ein Recht auf eine sofortige Einlassung des Stadtoberhauptes gehabt.

Umso richtiger, wichtiger und notwendig war es, dass der Bürger Thomas Frauendienst den beiden Ratsfrauen die Leviten las. Denn erst Frauendienst sprach das eigentlich Selbstverständliche aus: dass es für alle, insbesondere für gewählte Repräsentanten des Volkes selbstverständlich sein muss, sich an geltende Regeln zu halten.

Der wichtigste Redebeitrag

Frauendiensts Rede, in der er emotional schilderte, wie er sich selbst beim Sterben seiner Mutter an die Corona-Regeln gehalten hatte, war der wichtigste Redebeitrag am Donnerstagabend (den man sich wenigstens noch ein paar Tage lang auf der Seite der Stadt im Internet anschauen kann).

Sehr bedauerlich, dass kein Politiker zu einer solchen Rede imstande war.

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