Fatma Yanik (47) hat 2020 ihr Start-Up in Castrop-Rauxel gegründet Eine Erfolgsgeschichte

Pinsel, Farben und Beratung: Der Künstlerbedarf Yanik in Merklinde
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Auf den ersten Blick erkennt man nicht, dass sich im Gewerbegebiet in Merklinde ein Künstlerbedarf versteckt. Aber in einer Lagerhalle verkauft Fatma Yanik (47) hochwertige Farben, Pigmente, Pinsel und Leinwände. Ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 eröffnete sie hier ihr Business: „Wir sind als reiner Online-Handel gestartet, am Anfang war der Verkaufsraum einfach mein Lager.“

Neben Fatma Yanik arbeitet auch ihre Schwester Kez Yanik (48) mit im Start-up und kümmert sich um das Marketing: „Das war für uns beide eine Umstellung. Die Online-Welt funktioniert einfach ganz anders.“ Fatma Yanik hat ihr komplettes Berufsleben für einen großen Künstlerbedarf gearbeitet, Filialen geleitet und kennt den Verkauf. 2017 verlässt sie das Unternehmen nach einem Führungswechsel. Erst will sie etwas komplett anderes machen: „Aber ich bin da einfach nicht glücklich geworden.“

Die Einfahrt zum Künstlerbedarf Yanik in Castrop-Rauxel.
Es könnte so aussehen, als sei man hier nicht richtig, aber hinter diesem Tor liegt der Künstlerbedarf Yanik. © Nora Varga

Mit Schwester Kez geht sie dann doch noch mal über die Messe „Kreativ“, es ist auch ihre Schwester, die schließlich fragt: „Willst du nicht einen eigenen Laden aufmachen?“ Und so startet 2020 der Künsterbedarf Yanik. Der Start war alles andere als einfach: „Am Anfang haben wir alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.“

Dreimal wechselt sie am Anfang ihre Softwareentwickler und sie muss ihren Online-Shop erst mal nach und nach im Internet präsent machen. „Mir wurde gesagt, drei bis vier Jahre dauert es, bis ein Online-Shop vernünftig steht.“ Kez Yanik: „Während Corona war es sehr schwer, vor allem war es schwer zu zweit, mit den großen Anbietern mitzuhalten.“

Pinsel im Künstlerbedarf von Fatma Yanik.
Für Fatma Yanik ist es wichtig, eine hohe Qualität anzubieten. Minutenlang kann sie erklären, wo die Unterschiede zwischen billigen Pinseln aus Massenproduktion liegt und was handgefertigte Modelle auszeichnet. © Nora Varga

Der Wunsch nach einem Laden

Sie bietet neben der Lieferung auch „Click and Collect“ an, also das Bestellen im Internet und Abholen am Laden. Nach und nach kommen immer mehr Kunden zu ihrem Lagerraum, wollen sich umschauen und stöbern. Fatma Yanik kommt das entgegen: „Ich habe so viele Jahre im Verkauf gearbeitet, mir hat online das Beraten der Kunden und Gespräch gefehlt.“ Nach und nach baut sie den Laden in Merklinde aus, richtet ein Kassensystem ein, schlägt Preise an.

Fatma Yanik sortiert in ihrem Laden in Merklinde Farben ein.
Auch wenn ihr Laden kein klassisches Ladenlokal ist und mehr an eine Lagerhalle erinnert, ist es Fatma Yanik sehr wichtig, dass alles schön sortiert und ordentlich ist. © Nora Varga

In ihrem provisorischen Laden besuchen sie ganz unterschiedliche Kunden. Das Kunstzentrum „artomondo“ aus der Altstadt entdeckt irgendwann den Laden, über Mund-zu-Mund-Propaganda wird sie immer bekannter: „Zu mir kommen Berufskünstler, Hobbymaler, aber auch Firmen. Ich mag meine Kunden sehr gerne und habe eigentlich nie schlechte Erfahrungen gemacht. Die Leute kaufen hier ja auch keine Lebensmittel, sondern tun etwas für sich.“

Mittlerweile reisen ihre Kunden von weither an, auch ein Künstler aus England war extra schon bei ihr. Ein besonders berührendes Erlebnis war der Besuch einer ukrainischen Künstlerin, erzählt Kez Yanik: „Sie musste fliehen, ihre Werke zurücklassen, jetzt fasst sie hier wieder Fuß mit ihrer Kunst. Das hat uns sehr mitgenommen, so was motiviert.“

Expertin, aber keine Künstlerin

Kez Yanik nennt ihre Schwester liebevoll eine „Fachidiotin“ in Sachen Kunst: „Sie weiß wirklich alles.“ Und obwohl sie Expertin für die Materialien ist, künstlerisch ist sie nie tätig geworden. Fatma Yanik: „Nach der Schule wollte ich etwas Fröhliches, etwas Schönes machen“, so landet sie im Kunstbedarf und macht ihre Ausbildung zur Kauffrau für Groß- und Außenhandel. Ihre Entscheidung bereut sie nicht, bis heute testet sie alle Produkte und berät gerne.

Der Künsterbedarf Yanik in Castrop-Rauxel
Farben für alle möglichen Bereiche der Malerei: In ihrem Laden berät Fatma Yanik ihre Kunden gerne bei Fragen oder Unsicherheiten. © Nora Varga

Immer wieder hat sie darüber nachgedacht, einen Laden an einem Ort mit Laufkundschaft wie der Altstadt zu eröffnen, auch mit der Stadt Castrop-Rauxel gab es schon erste Gespräche. Fatma Yanik: „Es ist nicht leicht, das Papier kann man nicht überall lagern und die Mieten sind eigentlich zu hoch.“ Ganz vom Tisch ist der Plan aber noch nicht, aber bis dahin bleibt Fatma Yanik mit ihrem Start-up an der Stahlbaustraße in Merklinde. Nach drei Jahren harter Arbeit ist sie zufrieden mit ihrem Künstlerbedarf.

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