Nach deutlich zurückgegangenen Verkehrsunfallzahlen in den Corona-Jahren 2020 und 2021 im Vergleich zu der Zeit davor, also dem Jahr 2019, gab es im vergangenen Jahr auf den Straßen im Kreis Recklinghausen plus Stadt Bottrop wieder mehr Verkehrsunfälle. Aber doch weniger als noch 2019. Das ist der zentrale Wert, den die Kreispolizeibehörde Recklinghausen am Mittwoch (1.3.) in ihrem Verkehrsunfallbericht für 2022 verkündete.
Die Zahl der Verunglückten stieg kreisweit um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf das Niveau von 2019. Rund 2600 Menschen verletzten sich kreisweit (inklusive Bottrop) bei einem Unfall im Straßenverkehr. Sieben Menschen, einer davon aus Castrop-Rauxel, verloren ihr Leben. Die Zahl der Schwerverletzten (466) blieb in etwa auf Vorjahresniveau (463), aber deutlich unter dem Jahr 2019 (561).
Zurhausen: „Wenig Gedanken“
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen beurteilte die Lage am Mittwoch so: „Nach Wegfall der Coronaeinschränkungen nutzen die Menschen wieder ihre Freiheiten. Was auf der einen Seite positiv ist, führt im Verkehrsbereich zu negativen Entwicklungen.“ Mehr Unfälle und vor allem die deutliche Zunahme von verletzten Personen sehe sie mit Sorge. „Wer sich im Straßenverkehr bewegt, macht sich oft wenig Gedanken über seine Gesundheit oder sein Leben“, so Zurhausen. Die Polizei wolle das Bewusstsein dafür schärfen.
In Castrop-Rauxel verunglückten 2022 273 Personen, also statistisch fast jeden Tag ein Mensch. Zu den Verunglückten zählte ein 52-jähriger Motorradfahrer aus Herne, der nach einem schweren Sturz im Krankenhaus starb. Notärzte versuchten nach seinem Sturz am 12. November bei einem Überholvorgang auf dem Westring auf der Fahrt ins Krankenhaus noch, sein Leben zu retten. Doch er starb und geht als einziger Todesfall des Jahres in diese Statistik ein.
Bei 231 Menschen blieb es bei leichten Verletzungen, 41 Unfallbeteiligte wurden schwer verletzt. Die Zahl der Verunglückten, also Toten und Verletzten, ist damit um 3 Prozent zum Vorjahr gestiegen. Auch in den zwei Jahren vor Corona lag das Niveau um etwa 6 bis 7 Prozent niedriger.
Keinen besonderen Trend geben die Zahlen bei Kindern (28), Jugendlichen (13) oder Senioren (42). Bei verunglückten Radfahrern hingegen ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen: 47 waren es im Jahr 2022, in den beiden Jahren zuvor noch 59 (2021) bzw. 51 (2020). Deutlich gestiegen dagegen ist der Anteil der verunglückten Pedelec-Fahrer (von 13 auf 17 Verunglückte), was die Polizei aber auch auf einen höheren Marktanteil von E-Bikes zurückführt.
In 90 Prozent leichte Sachschäden
Bei den meisten Verkehrsunfällen, rund 90 Prozent, gibt es lediglich leichte Sachschäden. Schwere Sachschäden wurden 37 Mal erfasst (Vorjahr: 26), Personenschäden 210 Mal (Vorjahr: 220).
Die Sicherheitslage auf den Straßen sei abhängig von vielen Faktoren, fasst die Polizei zusammen: zu hohe Geschwindigkeit, Ablenkung, Alkohol- und Drogenkonsum, Unachtsamkeit – dies und mehr lasse das Unfallrisiko steigen. Nach wie vor sei überhöhte Geschwindigkeit Unfallursache Nummer 1 bei den folgenschweren Unfällen.
„Oft liegt es an individuellem Fehlverhalten, wenn es zum Unfall kommt, beispielsweise beim Abbiegen und Wenden oder wenn Vorfahrtsregeln missachtet werden“, heißt es im Bericht. „Jeder hat es in der Hand, durch regelkonformes, umsichtiges und rücksichtsvolles Verhalten mit dazu beizutragen, dass alle sicher ihr Ziel erreichen“, sagt Friederike Zurhausen.
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