EvK-Brandbrief im Wortlaut „Kurzfristige Heldenverehrung war nett, aber nicht nachhaltig“

Im Wortlaut: „Kurzfristige Heldenverehrung war nett, aber nicht nachhaltig“
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Der Brief hat hohe Wellen geschlagen, den die Mitarbeitervertretung der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel geschrieben hat: Er war gerichtet an die Bundestagsfraktionen und kritisiert das Pflegebonusgesetz.

Wir dokumentieren den Brief im Wortlaut:

Sonderleistung gem. $26e KHG - Pflegebonusgesetz

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit der Verabschiedung des sog. Pflegebonusgesetzes und der daraus folgenden Zahlungen ausschließlich an „3-jährig-examinierte Pflegekräfte auf bettenführenden Stationen“ haben Sie für sehr viel Unzufriedenheit in den Krankenhäusern gesorgt.

Ein großer Teil der Krankenhausbeschäftigten wird von Ihnen ausgegrenzt, obwohl die Patientenversorgung nur im Zusammenwirken aller KollegInnen möglich ist. Durch Ihre Regelungen sind z.B. die (obwohl Pflegefachkräfte) KollegInnen in den Notaufnahmen, den OPs, die ärztlichen und therapeutischen KollegInnen in der Patientenversorgung, die Pflegeauszubildenden und alle sonstigen direkt an der Patientenversorgung beteiligten Mitarbeitenden ausgegrenzt.

Dieses Vorgehen zeugt entweder von beklagenswert geringer Kenntnis der tatsächlichen Arbeitsabläufe in Krankenhäusern oder aber von geringer Wertschätzung und fehlendem Respekt. Es zeigt einmal mehr, dass Sie aus der Coronakrise und dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen nichts gelernt haben.

Der Beifall im Jahre 2020 und die kurzfristige Heldenverehrung der Krankenhausbeschäftigten war nett, aber nicht nachhaltig.

Wir fordern Sie auf, kurzfristig allen Krankenhausbeschäftigten eine Prämie zu zahlen und für die dauerhafte Verbesserung der Arbeitsbedingungen und somit auch der Patientenversorgung in den Kliniken zu sorgen.

Dieser offene Brief geht auch an unsere KollegInnen und die Presse, ebenso Ihre Antworten.

Mit freundlichem Gruß

i. A. der MAV

Stefan Konrad und Carsten Fischer

Auf den Brief erhielt die Mitarbeitervertretung eine Antwort der Linken-Fraktion. Von Kanzler Scholz, Gesundheitsminister Lauterbach und den Fraktionen von SPD, CDU, Grünen sowie der FDP kam bis dato nichts oder nur eine Eingangsbestätigung. Die AfD schrieb die EvK-MAV nicht an. MdB Frank Schwabe teilte mit, er habe von dem Schreiben keine Kenntnis gehabt und zeigte direkt Gesprächsbereitschaft. MdB Michael Breilmann schrieb die MAV nicht explizit an.

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