Schon wieder Auszeichnungen für das Evangelische Krankenhaus: Ihr Chefarzt der Psychiatrie, Prof. Dr. Udo Bonnet, ist wieder als Top-Mediziner beim Nachrichtenmagazin „Focus“ gelistet. Die Ärzte-Spitzenliste, die einmal im Jahr veröffentlicht wird, nennt ihn nun sogar dreifach. Auf der Bestenliste 2023 stand Bonnet zweimal.
Die Evangelische Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel darf sich damit einmal mehr über Labels freuen, die den Ruf des EvK stärken. Schon das Krankenhaus selbst hatte Auszeichnungen erhalten, unter anderem die „Nationale Top-Fachklinik“ für Seelische Gesundheit unter der Leitung von Chefarzt Udo Bonnet für die Behandlung von Depressionen.
Als Arzt selbst ist der Mediziner nun mit den Top-Labels im Bereich Depressionen, Suchterkrankungen sowie Angst- und Zwangsstörungen ausgezeichnet. Er ist in allen drei Bereichen für seine Publikationen mit 3 von 3 möglichen Punkten versehen worden. Bei den Arzt-Empfehlungen erhält er jeweils 2 von 3 Punkten. In weiteren Kategorien schneidet er ebenfalls gut bis sehr gut ab.
Auch Volker Breidenbach ist dabei
Die Liste beinhaltet zum Beispiel auch 30 Ärzte aus Dortmund. Aus Castrop-Rauxel ist sonst noch der Zahnarzt Dr. Volker Breidenbach (Widumer Tor 1) vermerkt. Er hat bei den Publikationen 1 von 3 Punkten, kommt aber vor allem bei Lingualtechnik und Schnarchtherapie auf Bestwerte und bei den Patientenbewertungen und Arzt-Empfehlungen auf jeweils 2 von 3 Punkten.
Der „Focus“ ist mit seiner Liste viel zitiert. Sie wird aber auch kritisch gesehen. Sie entsteht nach Angaben des Burda-Verlags in einem mehrstufigen Verfahren der Gesundheits-Redaktion. In der Datenerhebung werden Ärzte berücksichtigt, die eine Weiterbildungsbefugnis, Habilitation, Führungsposition in einem Krankenhaus oder einer medizinischen Fachgesellschaft haben oder bereits früher ausgezeichnet wurden. Ausgangspunkt für die Focus-Datenredakteure sind bundesweit 400.000 Ärzte. 30.000 werden am Ende detaillierter betrachtet. Am Ende stehen 6634 Empfehlungen.
Die Bewertungskriterien umfassen medizinische Qualifikation und Behandlungsangebot, wissenschaftliche Publikationen und klinische Studien, Empfehlungen von Kollegen und Patienten, Engagement in Wissenschaft, Lehre und Forschung und ein Peer-Review-Verfahren: Demnach gebe es Interviews mit Fachexperten, ehemaligen und aktuellen Kollegen zur Bewertung von Ruf und Kompetenzen.
Landgericht: Label irreführend
Aber kommt man so zu einer Objektivität, die das Label ausstrahlt? Ein Urteil des Landgerichts München I stufte die Vergabe der „Ärzte-Siegel“ als irreführend ein. Sie basierten demnach auf subjektiven Wertungen, aber erweckten den Eindruck einer sachgerechten Überprüfung.
Die Siegel können sich die gelisteten „Top-Mediziner“ für eine Gebühr von 2000 Euro zu Werbezwecken kaufen. Kritiker sprechen von einem fragwürdigen Geschäftsmodell. Einige Kliniken, beispielsweise die Uniklinik der RWTH Aachen, haben sich darum von den Auszeichnungen distanziert. Ärzte, die weiterhin mit dem Siegel werben, riskieren rechtliche Konsequenzen. Der Burda-Verlag hat gegen das Urteil allerdings Berufung eingelegt und verteidigt seine Methodik.