Damit die Müllautos beim EUV nach wie vor zuverlässig die Tonnen leeren können, hat der Stadtbetrieb einen umfangreichen Pandemieplan, der seit März 2020 in Kraft ist. EUV-Chef Werner ist selbst Pandemie-Beauftragter. © Tobias Weckenbrock

Coronavirus

EUV und Corona: Pandemie-Beauftragter erklärt, wie man Mitarbeiter schützt

Mitarbeiter berichten von Ansteckungs-Ängsten. Dabei gibt es beim EUV-Stadtbetrieb bei Müllabfuhr und Co. bisher wenige Positiv-Fälle. Der Pandemie-Beauftragte erklärt, woran das liegt.

Castrop-Rauxel

, 29.04.2021 / Lesedauer: 4 min

Warum musste diese Änderung sein, jetzt, mitten in der hohen Corona-Infektionslage? Der EUV Stadtbetrieb hat den Mitarbeitern der Müllabfuhr nun untersagt, früher Feierabend zu machen. Das sorgt für Ärger auf dem Betriebshof, zwei Mitarbeiter berichten von Angst vor Ansteckungen.

Der Pandemiebeauftragte des EUV-Stadtbetriebs ist der Vorstand Michael Werner selbst. Er erklärt nun, wie und warum es zu dieser Anpassung der Dienstzeiten kam und wie der EUV seine Mitarbeiter seit einem Jahr schützt.

Wie ist die Corona-Lage beim EUV seit Ausbruch der Pandemie?„Positivfälle in größerem Maße gab es bisher nicht, sondern vereinzelt“, sagt Sprecherin Sabine Latterner auf Anfrage unserer Redaktion. „Somit gab es auch keine großen Ausfälle. Bei Verdachtsfällen (bisher auch vereinzelt) werden sofort die erforderlichen Maßnahmen getroffen.“Michael Werner drückt dasselbe so aus: „Wir haben kaum Einschläge wie andere Entsorgungsbetriebe. Aber wir sind auch Teil der Gesellschaft, am Wochenende oder in der Familie stecken sich auch unsere Leute an.“

Mit welchen Maßnahmen hat der EUV das geschafft?Im März 2020 trat ein Pandemieplan in Kraft. Das war zu einer Zeit, zu der erste Corona-Infektionen in der Region gemeldet wurden. Seither hat man den Betrieb unter anderem auf gestaffelte Anfangszeiten für die vier Abfallgruppen umgestellt, erläutert Michael Werner. „Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht.“ Beginn des Dienstes ist seither um 6 Uhr, 6.15 Uhr, 6.30 Uhr für die Müllabfuhr und für die Straßenreinigung um 6.48 Uhr. Vorteil: Dadurch ergeben sich auch gestaffelte Zeiten zum Dienst-Ende. Wichtig ist Werner zu betonen, dass es nach wie vor Leerlauf für notwendige Nachleerungen gibt, also dass Fahrer und Lader immer auch flexibel sein müssen.

Ist die Dienstzeit das einzige, was seither verändert wurde?Natürlich nicht. Es gibt die Abstandsregelungen und Maskenpflichten. Ein Desinfektor kommt jeden Tag um 14 Uhr und regelt alles Mögliche: Er gibt Masken aus, nimmt getragene Masken entgegen, desinfiziert Autos und Sozialräume. Die Laufwege hat man auf dem Hof aufgezeichnet, der EUV testet die Kollegen regelmäßig, man hat frühzeitig die Sozialräume voneinander getrennt. „Wir schärfen da immer nach“, sagt Michael Werner. Zudem gebe es in den Büros viele Mitarbeiter im Home Office. Generell gilt: nur ein Mitarbeiter pro Büro, möglichst wenig Präsenz, Konferenzen digital, wenig bis kaum direkten Kundenkontakt.Warum gibt es nun Wirbel bei der Müllabfuhr?Die Dienstzeiten-Regelung machte es bisher möglich, dass nicht alle Mitarbeiter Abschlusstouren mitfuhren, sodass einige Leute früher in den Feierabend gehen konnten. Das soll nach Angaben von Müllwerkern die Lage auf dem Hof, in den Umkleiden und Duschen am Nachmittag deutlich entzerrt haben. Seit dieser Woche ist das aufgehoben. Nun müssen alle wieder bis zum Ende ihre Arbeitszeit beim EUV bleiben. Dadurch sei es nun voller in den Duschen und Umkleiden, berichten Müllwerker. Die Angst, sich mit Corona anzustecken, steige. „Die Mitarbeiter müssen ihre tariflich vorgesehenen 7,8 Stunden am Tag im Dienst verbringen“, sagt Michael Werner, „da mussten wir nun nachschärfen.“ Vereinzelt seien in der Tat Mitarbeiter vorher nach Hause gegangen. Aber: „Der Betriebshof ist eine Solidargemeinschaft, wir wollen alle gleich behandeln.“ Gleichzeitig sagt er: „Ich bin der Pandemie-Beauftrage, wir müssen immer wieder nachsteuern und dürfen keine Nachlässigkeit eintreten lassen.“

Wie lief die Abstimmung darüber ab?Der Betriebshofleiter verkündete die Änderungen Freitag. Entscheidend sei für Michael Werner: „Wenn alle Mitarbeiter die normalen Regeln einhalten, und da gucken wir genau hin, dann kann nicht viel passieren. Wir sprechen jede Woche auf dem Betriebshof das Thema Covid-19 an. Es geht um Verantwortung gegenüber dem Unternehmen.“ Bei dieser Besprechung sollen nach Angaben von Mitarbeitern auch Sätze wie „Kein Wort zur Presse“ und „Jeder passt auf sich selbst auf“ aus der Führungsriege gefallen sein. Michael Werner sagt: „Ich war selbst nicht dabei, diese Sätze kann ich Ihnen nicht bestätigen. Im Gegenteil: Sie seien so nicht gesagt worden, sagt der Betriebshofleiter.“ Er wolle aber nichts verharmlosen, man spreche aber bei Anfragen immer mit der Presse.

Wie und wo werden Mitarbeiter getestet?Seit kurzem fährt die Müllabfuhr am Montagmorgen zum Test-Drive-In und lässt sich dort schnelltesten. Bewusst dann, wenn die Leute aus dem Wochenende kommen. „Und einen zweiten Termin, den der Verband kommunaler Arbeitgeber fordert, wollen wir auch bald anbieten“, so Werner.

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen